Als ich vor 27 Jahren zum ersten Mal in Japan landete, gab es am Hauptbahnhof von Tokyo nicht allzu viel zu sehen – der flache Bahnhofsbau ist ganz imposant, aber rundherum war nicht viel los. Das hat sich in den Jahren danach grundlegend geändert – heute stehen dort zahlreiche, zumeist sehr langweilig aussehende Hochhäuser. Zu jener Zeit war der Landmark Tower in Yokohama mit seinen 296 Metern der größte Wolkenkratzer im Land – bis 2014, als der 300 m hohe “Abeno Harukas” in Osaka eingeweiht wurde. Doch letzteres Bauwerk verliert seinen Titel im November diesen Jahres, denn dann eröffnet der 325 m hohe 麻布台ヒルズ森JPタワー (Azabu Hills Mori JP Tower) seine Pforten. Dieser Koloss wird unter anderem die Tokyo-Niederlassung der Deutschen Bank beherbergen.
Gestern nun erfolgte der erste Spatenstich (beziehungsweise die entsprechende Zeremonie) für ein noch deutlich höheren Wolkenkratzer mit dem klangvollen Namen “TOKYO TORCH”. Alle, die den letzten “Shin-Godzilla”-Film gesehen haben, wissen, dass die Gegend rund um den Bahnhof von Tokyo in der Tat sehr viel Arbeit erfordert. Der neue Komplex besteht hauptsächlich aus vier Bereichen:
- Der Tokiwabashi Tower, 212 m, vollendet 2021
- Das Zenigamechō-Gebäude, ein flacher (52 m) Bau, fertiggestellt 2022
- Torch Tower, 390 m, dieser soll 2028 fertiggestellt werden
- TOKYO TORCH Park — auch dieser soll im Jahr 2028 fertig werden
Der 67 Stockwerke hohe Torch Tower wird aus einem großen Einkaufszentrum in den unteren Etagen sowie 39 Büroetagen bestehen. Interessant wird es oberhalb der Bürostockwerke, denn die Etagen 54-57 sollen aus einem zum Teil offenen Bereich auf rund 300 Meter Höhe werden – eine große Hotellobby, durch die der Wind strömen kann. Die obersten Etagen wiederum werden dann zu einem Hotel gehören. Des weiteren soll es einen rund 2 km langen Pfad von der 1. bis zur 8. Etage geben, auf dem man mehrfach rund um das Gebäude laufen kann. Doch zurück zum Freiraum zwischen Büros und Hotel. Laut Entwurf wird es dort quasi einen richtigen kleinen Park mit einer Steigung und Bäumen geben — in dem man sich auf dem Gras niederlassen und auf die Stadt und Umgebung schauen kann. Mehr dazu siehe hier. Das wird auf jeden Fall ein interessanter Anblick – von oben wie von unten.
Rund um den Bahnhof Tokyo gibt es zahlreiche eher einfallslose Hochhäuser — da kommt ein bisschen gewagtes Design gerade recht.