Am Dienstag, dem 24. August 2021, fällte das Bezirksgericht von Fukuoka nach langen Verhandlungen ein Urteil, das möglicherweise weitreichende Folgen haben könnte: Nomura, der Boss der 工藤會 Kudōkai, wurde zum Tode verurteilt, und die Nummer 2 zu lebenslanger Haft. In offizieller Sprache ist der Kudōkai eine “anerkannt besonders gefährliche, gewaltbereite Gruppe” (特定危険指定暴力団) – ein Begriff, den man in Japan benutzt, um den pathosbehafteten Begriff “Yakuza” aus dem Sprachgebrauch zu drängen.
Der Kudokai ist in Kitakyushu beheimatet, hat geschätzt mehr als 200 Mitglieder und gilt als besonders gewalttätig. Handgranaten, Maschinengewehre, Pistolen – oder mal eben Lastwagen (so geschehen bei einem Angriff auf das chinesische Generalkonsultat in Fukuoka im Jahr 1988) gehören zu den Waffen der Wahl, und eine weitere Besonderheit ist, dass diese Gruppierung nie davor zurückscheute, auch “Zivilisten” anzugreifen. Genau das wurde nun seit 2014 Satoru Nomura, dem 4. 総裁 sōsai (Oberhaupt, Präsident) des Clans, und seiner rechten Hand, Fumio Tanoue, zur Last gelegt. Beide wurden 2014 verhaftet. Sie sollen direkt für vier Angriffe auf normale Bürger verantwortlich gewesen sein – eines der Opfer verstarb dabei.
Normalerweise wird das Todesurteil in Japan “nur” in besonders schweren Fällen verhängt – bei mehrfachen Morden in der Regel, mit der üblichen Definition das hier niedrige Beweggründe zur Tat führten. Dass ein Yakuza-Boss nun zum Tode verurteilt wird ist deshalb ein Novum, denn schliesslich konnte dem Mann nur ein Mord zur Last gelegt werden (wobei sich über die niedrigen Beweggründe juristisch sicherlich streiten lässt). Nomura war bei der Urteilsverkündung dementsprechend nicht sehr erbaut — er beschimpfte das Gericht und warf dem Richter vor, dass das Verfahren von Anfang an ungerecht gewesen sein soll. Zudem versprach er dem Richter, dass er das Urteil bereuen werde.
Sowohl der Kudōkai als auch der Verteidiger traten nun vor die Presse und gaben bekannt, dass das nicht als Drohung zu verstehen sei und aus dem Zusammenhang gerissen wurde. Man plane keine Vergeltung gegen den Richter. Der Verteidiger gab zudem bekannt, in Berufung gehen zu wollen.
Selbst wenn die Berufung scheitert, ist es fraglich, ob Nomura wirklich hingerichtet wird, denn viele Delinquenten sitzen bis zur Vollstreckung mehr als 10 Jahre in strikter Einzelhaft. Nomura ist bereits 74 Jahre alt – da ist es gut möglich, dass er im Gefängnis eines natürlichen Todes sterben wird. Doch das Urteil ist durchaus ein Signal: Die Granden der Unterwelt werden damit stark unter Druck gesetzt.
Die Situation mit den Yakuza ist dabei nach wie vor seltsam in Japan: Zwar werden sie geächtet und verfolgt, doch noch immer haben die Clans ihre Quartiere, teils mitten im Stadtzentrum, und die Polizei (und die Bevölkerung) wissen ganz genau, wo sie sich aufhalten. Trotzdem gehen sie noch immer ihrer “Arbeit” nach.
Hallo,
da ich generell gegen die Todesstrafe bin sehe ich so ein Urteil mit gemischten Gefühlen. Allerdings ist es positiv das man in diesem Fall mal die Spitze erwischt hat, die normalerweise nicht behelligt wird.
Wie die Yakuza behandelt wird ist wirklich ein bissel seltsam, aber vermutlich denkt man sich: wir wissen wo sie sind, und wer sie sind, kenne deinen Feind usw.
Ausserdem halten sie ja vielleicht die anderen Kriminellen klein :-)