Mal im Archiv kramen: Vor gut 5 Jahren beschwerte sich einmal ein Leser, das nirgendwo stünde, wieso es mich nach Japan verschlagen hatte und wie ich auf die absurde Idee kam, Japanisch zu lernen. Ich hätte mir ja schliesslich genauso gut andere absurde Hobbys zulegen können: Geldscheine sammeln zum Beispiel. Oder das stundenlange Hören minimalelektronischer Musik. Halt. Das sind ja wirklich meine Hobbys. Also schrieb ich damals den Artikel Wieso ausgerechnet Japanisch!?. Zusammenfassung: Eine sehr kontaktfreudige Austauschstudentin, nennen wir sie T., hatte die spontane Idee, mich zu fragen, ob sie mich mit ihren Freundinnen mal besuchen dürfe. Sie durften, und sie kamen wieder. Schnitt: 16 Jahre später sitze ich in meiner Wohnung bei Tokyo, mit Frau und Kindern, und schreibe den 600nochwas-ten Artikel über Japan. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Leben ohne jene flüchtige Unterhaltung sehr wahrscheinlich eine ganz andere Entwicklung genommen hätte. Keine Ahnung, ob zum Besseren oder Schlechteren – aber bereut habe ich soweit nichts.
Nun gut – besagte T. traf ich Anfang 1997 zum letzten Mal. Und gestern war endlich wieder Gelegenheit, sich wiederzusehen. Bei einer gemeinsamen Freundin, in deren Haus ich vor 15 Jahren schon mal zu Besuch war. Da gestern auch noch das Wetter blendend war – blauer Himmel, leichte Beschafung – und einer akzeptablen Entfernung von 30 km (von der Küste bei Disneyland zur Stadt Kashiwa) ging es also gestern Nachmittag mit dem Fahrrad zu besagten Freunden und rund um Mitternacht wieder die 30 km zurück. Schön, dass sich die Temperatur bis dahin auf immerhin nur 27 Grad “abgekühlt” hatte. Und es war schön, festzustellen, dass man sich genausogut unterhalten konnte wie vor 15 Jahren. Dazu gab es natürlich die passende Musik aus jener Zeit: Such a Surge, H-Blockx, Dog Eat Dog, Ärzte usw.
A propos Radfahren in Japan: Es ist anstrengend. Es gibt fast gar keine Radwege, so dass man sich irgendwo durchwusteln muss. Man kann sich mit einem schnelleren Rad dabei jedoch durchaus in den Verkehr werfen und mit den Wellen mitschwimmen – sonst kommt man wirklich kaum voran aufgrund der engen Bürgersteige und der Tatsache, dass es an grösseren Kreuzungen manchmal nur Brücken oder Tunnel für Fußgänger gibt.
In Sachen Radwege gibt es aber auch Ausnahmen: Auf den Deichen des Edogawa (gawa = Fluss) zum Beispiel gibt es herrliche Radwege, auf denen man sehr schnell vorankommt. Und nachts, bei Mondschein, macht die Sache noch viel mehr Spass.
Nachts fahrradfahren: Soweit ich mich erinnere sieht man es in Japan mit dem Licht am Fahrrad einwenig “gelassener”. Z.T. nur vorne Licht, hinten garnichts. Da war ich mit meinen Fahrrad gemäß der deutschen StVO und Reflexstreifen auf den Seiten des Mantels dort wohl sowas wie ein UFO.
Ui, dann bist du ja gestern direkt bei mir daheim vorbeigefahren! ;o) Möglicherweise hast du mich sogar auf dem Deich beim Joggen überholt…
Zum eigentlichen Inhalt des Artikels: Wenngleich es bei mir noch wesentlich weniger lange her ist, werde auch ich oft gefragt, warum ausgerechnet Japan und Japanisch. Ich freue mich schon auf heute abend, wenn ich dem Link in dein Archiv folgen werde, um herauszufinden, was es bei dir war!
Und wo geht es weiter mit dem Artikel von 2006? :> Der Sender läuft hier schon solange, und ich gucke ja sehr oft, aber das habe ich noch nicht gefunden.
@Jürgen
Ja, das ist eine der grossen Absurditäten im japanischen Strassenverkehr. Ich kann mir das nur damit erklären, dass Radfahrer hier “traditionellerweise” entgegen der Fahrtrichtung fahren, obwohl das mittlerweilen eigentlich verboten ist. Könnte aber auch andersrum sein.
@Ernst
Sorry – hier ist Teil 2:
http://www.tabibito.de/japan/blog/2006/05/19/wieso_ausgerechnet_japanisch_episode_ii/
@Jürgen
Man kommt meist mit einer kleinen “Schelte” davon. Streng genommen sind aber vorgeschrieben ein helles Licht nach vorne (alles innerhalb 10m muss erkennbar sein), gegen hinten und zur Seite Reflektoren (bis 100m Distanz reflektierend). “Hinten gar nichts” geht nicht, aber Licht nach hinten ist nicht zwingend. Schliesslich fährt man mit dem Fahrrad nicht rückwärts. Man ist hier also ziemlich liberal. Die deutschen Vorschriften sind, sorry, Bürokratie zur besten Blütezeit.
Man kommt zwar oft leicht davon und keiner nimmt einen wirklich an den Ohren oder teilt gar eine Buße aus. Wenn man aber einen Unfall verursacht unter Missachtung der Vorschriften (z.B. telefonieren und kein Licht), dann können die Entschädigungszahlungen an die Opfer u.U. mehrere Hunderttausend Euro erreichen.