Auch in Japan bringt 2016 einige Neuerungen mit sich, und eine Neuerung der angenehmeren Sorte habe ich erst heute festgestellt: Ab 2016 gibt es einen Feiertag mehr in Japan. Und zwar (Fanfaren, bitte) den 山の日 yama no hi – Tag des Berges. Dafür hat man den 11. August ausgewählt – ein Feiertag mit festem Datum also, was bedeutet, dass dieser Feiertag ausfällt, wenn er auf einen Sonnabend fällt. Eigentlich sollte der 12. August Tag des Berges werden, doch davon hat man aus Pietätsgründen letztendlich abgesehen: 1985 zerschellte Flug JAL123 an einem Berg in der Präfektur Gunma – 520 Passagiere starben, nur 4 überlebten.
Von dem neuen Feiertag werden nicht allzu viele Japaner etwas haben, denn Obon fällt in vielen Jahren auf dieße Zeit und ist damit sowieso schon in vielen Firmen ein Feiertag. Am Tag des Berges soll man von jetzt an gefälligst die Berge wertschätzen. Warum auch nicht. Es gibt bereits den Tag des Meeres, und sowohl Berge als auch Meere gibt es mehr als genug in Japan.
Feiertage sind in Japan – leider, muss man sagen – Staatssache. Sprich, alle nunmehr 16 (!) Feiertage gelten für das gesamte Land. In Deutschland sind viele Feiertage Ländersache, und im Schnitt kommt man auf 9 bis 13 Feiertage, je nach Bundesland. Ein Gedanke hinter den doch ungewöhnlich vielen Feiertagen ist die Idee, Japaner zu mehr Urlaub “zu zwingen”. Zwar gibt es auch hier gesetzlichen Urlaub, aber in vielen Firmen ist es noch immer fast unmöglich, den Urlaub auch wirklich einzulösen.
So ganz funktioniert das ganze allerdings nicht. Zum einen liegt das daran, dass Dienstleister, aber auch viele andere Gewerbezweige selbst gesetzliche Feiertage ignorieren (der Postbeamte, der jeden Tag Pakete aus meinem Büro abholt, erzählte mir erst heute, dass er morgen zum ersten Mal seit 44 Tagen einen freien Tag hat). Zum anderen hat ein Feiertag, an dem quasi das gesamte Land frei hat, nur bedingten Erholungswert: Wohin man auch geht, es ist überall hoffnungslos überfüllt, Übernachtungen sind teurer als üblich und so weiter und so fort. Daran wird sich allerdings so bald nichts ändern – man kennt es einfach nicht anders.
Hier noch einmal der Vollständigkeit halber die aktualisierte Liste japanischer Feiertage:
1. Januar | 元旦 (gantan) | Neujahr |
2. Montag im Januar | 成人の日 (Seijin no hi) | Tag des Erwachsenen |
11. Februar | 建国記念の日 (Kenkoku kinen no hi) | Tag der Staatsgründung |
20. März | 春分の日 (shunbun no hi) | Frühjahrs-Tag- und Nachtgleiche |
29. April | 昭和の日 (Shōwa no hi) | Shōwa-Tag (vorheriger Kaiser) |
3. Mai | 憲法記念日 (kempō kinenbi) | Tag der Verfassung |
4. Mai | みどりの日 (midori no hi) | Tag des Grüns |
5. Mai | こどもの日 (kodomo no hi) | Tag des Kindes |
3. Montag im Juli | 海の日 (umi no hi) | Tag des Meeres |
11. August | 山の日 (yama no hi) | Tag des Berges |
3. Montag im September | 敬老の日 (keirō no hi) | Tag des Respekts für alte Menschen |
22. September | 秋分の日 (shūbun no hi) | Herbst-Tag- und Nachtgleiche |
2. Montag im Oktober | 体育の日 (taiiku no hi) | Tag des Sports |
3. November | 文化の日 (bunka no hi) | Tag der Kultur |
23. November | 勤労感謝の日 (rōdō kansha no hi) | Tag des Dankes für die Arbeit |
23. Dezember | 天皇誕生日 (tennō tanjōbi) | Tennō-Geburtstag |
Japan ist echt Meister im Erfinden überflüssiger Feiertage, aber seit ich wieder in Deutschland bin, bin ich neidisch! ^^;
“Umi no hi” wird eher schwierig in Deutschland, aber “Mountain Day” klingt doch gar nicht so schlecht. ;P
Moment mal…
44 Tage ohne Frei?
Also wirklich 44 Tage am Stück ohne freies Wochenende oder so?
Hallo,
als Japanbegeisterter und “hoffentlich bald” Japanreisender, ganz zu schweigen von Japanisch lernen… finde ich deinen Blog echt toll. Stimmt schon die Japaner scheinen auf Arbeit zu leben, ob das nun nur von den Firmen ausgeht, oder einfach der Gruppenzwang, und der drang immer etwas besser zu sein ( wenn der ne Stunde länger macht dann mach ich zwei….) weiß ich nicht, wahrscheinlich beides.
Mich würde ja mal interessieren, ob es nicht eine positiven Effekt für die japanische Binnenwirtschaft hätte, wenn man den Leute mehr Urlaub gewähren würde.
Denn mal ganz ehrlich, wirklich effektiver arbeiten die Leute auch nicht, wenn man sie dazu zwingt jeden Tag länger im Büro zu bleiben. Ich würde ja fast behaupten, das Gegenteil sei der Fall.
Solche Tendenzen sieht man in Deutschland inzwischen sehr häufig.
Ich bin als Japan-Neuling an einem Feiertag in Japan – was muss ich denn dabei beachten?