Nach Fukuda’s überraschend hastigem Rücktritt steht er nun also seit vorgestern fest: Der neue Ministerpräsident. Aso heisst er (Hinweis an die Tagesschau-Redaktion: Aßo wird er ausgesprochen, verdammt noch mal!) und ist ein altes Eisen. Dies war sein vierter Anlauf, das Amt zu erlangen, und Hartnäckigkeit sollte belohnt werden. Die anderen vier Kandidaten der Regierungspartei stellten zudem keine ernstzunehmende Alternative dar.
Die Wahl war wie immer packend: Erst der Ringelpiez mit Anfassen bei den Liberaldemokraten – wer wird Parteichef – dann Wahl zum Ministerpräsidenten im Unterhaus (gewonnen), dann Wahl des Oppositionsführers zum Ministerpräsidenten im Oberhaus (da in fester Hand der Opposition), was aber egal war, da das Unterhaus mehr zählt. Deshalb heisst es ja Unterhaus. Ach nee, das hatte andere Gründe.
Aso wird jedenfalls relativ viel zugetraut – mit 68 ist er auch nicht der Jüngste, aber recht schlagfertig und sehr intelligent. Aber spätestens im November sind vorgezogene Wahlen, und Regierung und Opposition liegen in den Umfragen momentan gleichauf.
Dazu passt noch eine andere Meldung: Koizumi, der vorvorvorherige und langjährige Ministerpräsident will sich nach Ablauf der Legislaturperiode endgültig aus der Politik zurückziehen – nachdem er bis heute als graue Eminenz noch etliche Strippen gezogen hatte.
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Themawechsel: Geht es nach dem Willen einiger Lokalpolitiker, sollen die berühmt-beliebten Convenience Stores (24-Stunden-Läden, in denen man nahezu alles kaufen und machen kann) nachts schliessen. Grund: Die Umwelt. Energie sparen.
Was wäre der Nebeneffekt? Hunderttausende arme Singles, die jeden Tag bis spät in der Nacht im Büro hocken, würden schlichtweg verhungern, weil sie nirgendwo mehr Essen kaufen können. Ob sich das rechnet…
Die JFA (Japanese Franchise Organisation), die ca. 42,000 (!) Spätverkäufe (gibt es eigentlich einen Plural dafür?) vertritt, ist auch entrüstet – und mit guten Argumenten gewappnet: Diese Läden sind nicht nur Verkaufsläden, sondern auch Leuchttürme im Chaos (beinahe poetisch, oder?): Allein 2007
– suchten ca. 13,000 Frauen in diesen Läden Zuflucht, weil sie sich verfolgt fühlten
– tauchten 6,000 Kinder auf, die sich verlaufen hatten
– meldeten sich 12,000 ältere Menschen aus ähnlichem Grund.
Mittlerweilen werden sogar erste Läden mit Defibrillatoren ausgestattet (wohl für die letztere der oben genannten Gruppen!?) .
Gegenvorschlag an die Politiker: Pachinkoläden (Spielhöllen) eine Stunde eher dicht machen. Die fressen nämlich Unmengen an Energie.
Das Wort des Tages: 省エネ shō ene – Kurzform von shō enerugii, auf Deutsch: Energie sparen.
Ja, diese Pachinkos sind Wahnsinn. Der Lärm und das Geblink dass einem entgegenkommt wenn man nur vorbeikommt ist verrückt. Warum eigentlich nicht gleich zu machen?!?
Auf der andern Seite hätten dann wahrscheinlich ein paar andere tausend singles kein Zuhause mehr.
…und wahrscheinlich haben 2.000.000 verlaufene Ausländer die Convenience aufgesucht.
Die Größten Energieverbraucher sind sicherlich die Kühlgeräte für die Lebensmittel, bzw. im Winter auch die Heizung. Solange man die nicht abgeschaltet kann, bringt das Schließen wohl kaum eine Ersparniss. Was ist eigentlich mit den ganzen Automaten? Werden die eigentlich im Winter geheizt, damit die Getränke nicht einfrieren?
Joah, Pachinko dicht. Und mal Doppelverglasung mit Plastikrahmen einführen. Zack sind die Umweltprobleme gelöst.
こんにちは、お邪魔します。
Ich finde, man sollte eher umsonst zu viele Getränkeautomaten räumen oder reduzieren, als man nachts den Laden schließt.Wenn es “Konbini”
gibt,braucht man keine Getränkeautomaten.Und, Der Strom für die Nacht ist eigentlich genug und übrig.Auch wenn man nachts den Strom sparen kann,ob man diesen Strom für tagsüber weiter verwenden kann, ist etwas fraglich, da den Strom aufzubewahren sehr schwer ist.
Die Kraftwerke laufen tagsüber auf Hochtouren. Also, man sollte in diesem Zeitraum Storm sparen.
Ich wünsche mir auch, dass Pachinkoläden letzt endlich alle vernichtet werden.
@Max
Auch wieder wahr. Nicht konsequent weitergedacht.
@Juergen
Nun, die Kühlgeräte kann man so oder so nicht abschalten – ob offen oder nicht. Getränkeautomaten verkaufen auch Heissgetränke – und so wird permanent gekühlt und geheizt.
@Dreizylinder
Stimmt – zumindest die ganzen Automaten direkt vor und neben den Konbinis kann man getrost entfernen! Faszinierende Verschwendung!
also der plural für verkauf ist verkäufe. so sollte der plural von spätverkauf spätverkäufe sein. ich sehe unser langjähriger gastjapaner ist der deuzschen sprache noch mehr als mächtig. glückwunsch.
das mit der energie und dem sparen ist tatsächlich eine verzwickte angelegenheit. ich meine die überschüssig produzierte energie. derzeit ist offensichtlich die energiewirtschaft nicht daran interessiert, brauchbare konzepte zum speichern von energei zu entwickeln.
wenn ich lese, dass wohl sie spielhöllen nicht angetastet werden sollen, erscheint das argument des energiesparens für die schließung der 24h-shops äußerst fragwürdigt. werden da noch andere gründe in der öffentlichkeit japans diskutiert? oder interessiert das wieder keinen (siehe politik)?
kein geblinke und keine convenience stores? damit müßte man tokios image ja komplett überdenken…
Mein Gott die Covenience Stores sollen nicht mehr 24h geöffnet haben? Das mag ich mir gar nicht vorstellen. Ich persönlich halte die Kombinis für eine der mit Abstand herausragendsten Errungenschaften des modernen Japans. Und wenn ich mir die Anzahl der Kommentare anschaue bin ich wohl in guter Gesellschaft. Hoffen wir also das dies eine Eintagsfliege im versuch politischer Effekthascherei ist. Sonst Gute Nacht. Heydal