Anfangs fand ich den Namen etwas irritierend – “chocoZap”. Das gelbe Logo hatte so gar nichts mit Schokolade gemein. Und das hat das ganze dann auch nicht, denn “choco” bezieht sich nicht auf “chocolate”, sondern auf das japanische Wort ちょこっと – ein Diminutiv des Wortes “chotto”, was “ein bisschen” bedeutet. Bei chocoZap handelt es sich um kleine, unbemannte Fitnessstudios, die rund um die Uhr geöffnet haben. Alles was man braucht ist die App des Betreibers, und mit der kann man die Tür jeder Filiale, egal welcher, öffnen. Das wird auch in zahlreichen Werbespots inseriert – die einen gehen mal kurz zwischen zwei Geschäftsterminen hin, andere spät abends nach getaner Arbeit.
Das Angebot ist durchaus reizvoll und trifft den Nerv vieler – auch den meinigen. Man muss sich nicht mit Formalitäten herumschlagen, man ist nicht an ein einzelnes Fitnessstudio gebunden, und man kann ganz einfach jederzeit antanzen. Dank der App sieht man auch sofort, welche Filialen gerade in der Nähe liegen – und wie stark frequentiert sie gerade sind. In den Filialen findet man dann insgesamt rund 15 verschiedene Maschinen (deren Benutzung in der App erklärt wird) sowie Laufbänder und Heimtrainer. Sowie ein paar Kabinen für “エステ” (Esute, kurz für Ästhetik), in denen man sich mal eben ein paar Haare weglasern kann. Das funktioniert allerdings nur bei schwarzen Haaren. Und — diese Kabinen muss man im Gegensatz zum Rest vorher reservieren.
Attraktiv ist an dem Geschäftsmodell vor allem aber der Preis – es gibt nur einen, einzigen Preis, und das ist die Monatsgebühr von 3,278 yen, also gerade mal 20 Euro. Das hat selbst mich überzeugt, denn gelegentlich versuche ich mich zwar zu Hause mit Hilfe einiger Übungen und einem Satz Hanteln fit zu halten, aber das klappt nie auf Dauer, da mir jedes Mal tausend gute Gründe einfallen, etwas anderes zu machen. Das in Verbindung mit der ganzen Radelei führte schließlich dahin, dass meine Beine wie die von Arnold Schwarzenegger aussehen – und mein Oberkörper wie der von Bill Gates. Das ist zwar leicht übertrieben, aber dem will ich dann doch irgendwie Abhilfe schaffen.
Als ich vor zwei Tagen zum ersten Mal in einer Filiale vorbeischaute, war diese gegen 22 Uhr recht gut besucht. Übermäßig viel Platz ist in dem Raum nicht – zwei Maschinen stehen zum Beispiel keinen Meter hinter den Laufbändern. Während ich dort also eine Maschine für die Rückenmuskulatur benutzte, konnte ich einer, nun ja, sehr kompakten Besucherin beim Joggen zusehen. Aus nächster Nähe. Es waren bangevolle Minuten – hoffentlich erhöht sie die Geschwindigkeit nicht auf einen Bereich, in dem sie nicht mehr mithalten kann. Doch obwohl relativ viele Menschen da waren, musste man nicht allzu große Pausen einlegen – war eine Maschine besetzt, ging man eben zu einer anderen. In der App kann man sich dann auch schnell notieren, welche Maschine man wie oft und mit welchem Gewicht benutzt hat, um sich so einen eigenen Trainingsplan zusammenzustellen. Für den Preis also eine runde Sache – sicherlich aber nichts für Profis.
chocoZap wird von RIZAP betreiben – einer 2003 gegründeten, japanischen Firma, die sich ganz dem körperlichen Wohl verschrieben hat. Dank exzessiver und einprägsamer Werbung ist RIZAP jedermann ein Begriff – im Prinzip ist das gleichnamige Hauptprodukt der Firma das komplette Gegenteil von chocoZAP, denn bei Rizap bekommt man einen persönlichen Trainer an die Seite gestellt, welcher das komplette und ziemlich intensive Programm zusammen durcharbeitet – das schließt nicht nur das Training, sondern auch die Nahrung mit ein. Dieses Programm ist mit ein paar tausend Euro natürlich etwas kostenintensiver.
Na dann, auf das die Ärmchen den strammen Waden in nichts mehr nachstehen! ;-)
Gerade mal nachgeschaut. Die nächste chocoZap Filiale ist von mir 46km entfernt.
Bis die nächste Filiale aufmacht habe ich noch ein bisschen Zeit für die ein oder andere Ausrede…