Heissa, was haben wir denn da: Ein öffentliches Klo, davor rote Bänder zum Durchschneiden, eine Reihe Stühle für die Ehrengäste, ein Pult für Sprecher und große Schilder, welche die “Eröffnungszeremonie der Ebisu Kansei-Toilette” ankündigen. Oder kurzweg auf Japanisch erklärt (Achtung, オヤジギャッグ – schaler Scherz): Kanseiが完成! – Kansei ga kansei (Kansei heisst der Sponsor des Klos, aber “kansei” heißt auch “fertigstellen”).
Eröffnungszeremonie mit Band durchschneiden, Ehrenbesuchern, Rednern und allem Pipapo: So etwas habe ich bisher auch noch nicht gesehen. Bis heute, in Ebisu, Tokyo. Gerne hätte ich mir die Zeremonie angesehen und zugehört, was die Redner so zum nagelneuen Abort zu sagen haben. Was kann man dazu sagen? “Hiermit weihe ich höchstfeierlich den neuen Thron zu Ebisu, Westausgang ein!” (man hört Sektkorken knallen, und den ersten Ehrengast treibt die Prostata umgehend zum nagelneuen Pissoir) oder “Auf dass der hiesigen Bevölkerung dieser neue Tempel der Notdurft auf lange Zeit erhalten bleiben mag!” (und schwupps zieht ein Obdachloser mit seinen sieben Sachen ein – einer von ihnen campiert schliesslich seit Jahren auf dem Platz vor dem Örtchen). Nun, ich musste leider zur Arbeit. Aber jemand anders war da und schrieb darüber (Link siehe unten). Da war also der Präsident der Firma Kansei dort. Der Namensgeber und Sponsor der Spiegelbude ist seines Zeichens Spezialist für Abwasserrohrreinigung (gottseidank! Man stelle sich vor, ein Lebensmittelhersteller hätte das finanziert). Der Distriktchef des Stadtbezirks Shibuya war da. Und “Miss Japan Wasserengel” (wer auch immer auf diesen Namen kam). Und so nahm wohl die Zeremonie ihren Lauf, und Mittags war alles wie ein Spuk verschwunden. Angeblich ist die Toilette mit geruchsabweisendem Material gebaut und soll von daher eben nicht stinken wie ein Gully. Ob es andere Accessoires wie zum Beispiel Göbelbecken gibt, kann ich (noch) nicht aus erster Hand berichten. Nein, das denke ich mir auch nicht aus: Es gibt tatsächlich Göbelbecken, zumeist in ein paar handsortierten japanischen Kneipen. Sie sehen aus wie ein Zwitter aus Stehpissoir und Waschbecken, mit großem Abfluß, für’s Grobgewürfelte eben (steht auch extra auf Schildern daneben da).
Was soll der ganze Terz? Nun, das Stadionsponsoring kennen wir ja nun schon zur Genüge, siehe O2-World in Berlin oder Aji-no-moto-Stadion in Tokyo. In Japan (und sicher auch anderswo) denkt man nun jedoch mehr und mehr eine Nummer kleiner. Warum nicht ein stilles Örtchen von einer Firma errichten lassen, die im Gegenzug dort Werbung machen darf? Verständlich, dass die Firma dann auch PR-technisch auf ihre Kosten kommen möchte…
Einen ziemlich lustig geschriebenen Bericht zur Veranstaltung kann man bei Ebisu Fan lesen – leider nur auf Japanisch, aber mit zahlreichen Beweisfotos, auch von Miss Japan Wasserengel :)
P.S. Unbestätigten Berichten zufolge ist heute morgen in der Provinz Fukien in China ein Sack Reis umgefallen…
Ha, da könnte ich auch noch ne Anekdote erzählen, von nem Häuschen der kaiserlichen Familie mit einem kleinen leeren Raum der nix als ein Loch in der Mitte hat. Allerdings ein mit teuerstem japanischem Lack bemaltes Loch. Ja genau, dort erleichtert sich seine Kaiserlichkeit (darüber wird sogar Statistik geführt). Das war der Höhepunkt der hausinternen geführten Tour, ein Riesengedöns! ;-))
So ein Scheiß!
…
Die haben sie doch nicht mehr alle! xD
Das wäre eine 1a-Veranstaltung für die Arschkrampen gewesen!
Da steht “Für das Grobgewürfelte” auf einem Schild neben dem Göbelbecken?
Mein Lieber, heute hast du dich wieder selbst übertroffen. Herzlichen Dank!
Du weißt was zu tun ist. Hoffentlich ist photographieren am Lokus erlaubt. :-)
Hier in Berlin, wäre das schicke Klosett zwei Tage nach Eröffnung nur noch im Strahlenschutzanzug mit darübergestreifter Schweissermontur zu betreten.
Man kann davon ausgehen, daß die Tokyoter ihre Edellatrine wenigstens einigermassen gut behandeln und innerhalb der Bude kein Plakatier- und Tag-Wettbewerb stattfindet.
Mit der Zeremonie unterstreicht man eben, was man von den Leuten erwartet. :-)
“Leute, benehmt euch, ihr pinkelt im Ritz-Carlton der WCs!”
Warum ein Kotzbecken in einer öffentlichen Toilettenanlage ist wundert mich ja schon ein bisschen, zumindest habe ich sowas aber auch schon in Kölner Brauhäuser gesehen. Zumindest denen, die eher auf Touristen zielen.