Dieses Mal möchte ich ein Buch vorstellen, dass ich wirklich gern vorstelle. Zum einen, weil ich den Autor, Martin Fritz, seit vielen Jahren persönlich kenne, und auch mit ihm zusammen an einem längeren Projekt gearbeitet habe. Martin Fritz lebt seit über 20 Jahren in Japan, ist Korrespondent mit Leib und Seele, und war bzw. ist für die ARD, die Wirtschaftswoche, die taz, den Standard, die Börsen-Zeitung und viele andere Medien tätig. Zum anderen, weil ich viel von diesem Buch erwartet habe – und nicht enttäuscht wurde. Der Teaser:
Auf 267 Seiten werden hier rund 300 Stichwörter abgearbeitet, und das praktischerweise alphabetisch. Begonnen wird mit dem aktuellen und umstrittenen Ministerpräsidenten Abe, und das Buch endet mit Zen. Die Themen kann man in verschiedene Kategorien unterteilen:
- Stichwörter, die jeder außerhalb Japans schnell mit Japan verbinden würde (Walkman, Kamikaze, Karaoke, Fuji-san)
- Stichwörter für Leute, die Japan etwas kennen, wie zum Beispiel AKB48, Omiyage, Meiwaku
- Allgemeine Stichwörter wie Nationalhymne, Plastik, Drogen oder Gefängnis
- Kulinarische Stichwörter wie Ramen, Dashi oder Yuzu
- Bedeutende, aber oftmals in Europa weniger bekannte Persönlichkeiten wie Tanizaki Junichirō, Fukuzawa Yukichi oder Kaiserin Masako
- Sonstige, wie zum Beispiel Japan AG, Japanglish, kata usw.
Weniger als eine Seite pro Stichwort sind nicht viel, was naturgemäss für typische “schön, aber zu kurz”-Kritiken sorgen wird, aber die gibt es ja sowieso immer. Kurz gefasst handelt es sich hier um eine Mini-Enzyklopädie, um ein Potpourri verschiedenster Themen, die Japaner beschäftigen, oder jene beschäftigen sollten, die Japan verstehen möchten, so das überhaupt möglich ist. Und dahinter steckt geballtes Wissen, viel Japan-Erfahrung und eine messerscharfe Beobachtungsgabe.
Das Buch ist hochaktuell und ideal für fast jeden – ob Japankenner oder nicht, ob nur interessiert an gesellschaftlichen oder kulinarischen Aspekten. Es ist gespickt mit wertvollen Hintergrundinformationen (zum Beispiel über Shinzō Abe), die man natürlich auch anderswo findet, aber anderswo muss man sich durch einen grossen Wust an Informationen kämpfen, um an des Pudels Kern zu gelangen. Martin Fritz verweist hier auch oft auf eigene Erfahrungen, was das Lesen natürlich vereinfacht, da man schnell einen persönlichen Bezug herstellen kann.
Bei manchen Themen fühlt man sich ertappt, an Ambrose Bierce’s geniales “The Devil’s Dictionary” zu denken, aber dafür ist Abc 4 Japan dann doch zu ernsthaft und informativ.
Erschienen ist das Buch im Stämpfli Verlag AG, Bern. Erhältlich ist es — natürlich — bei Amazon und, so hoffe ich zumindest, im gutsortierten Buchhandel.
Vielen Dank für die schöne Rezension. Da wir aktuell selber nicht reisen dürfen, freuen wir uns umso mehr, wenn das Buch um die Welt reist und viele Leserinnen und Leser findet. Ihr Stämpfli Verlag