Blog"Last Samurai"- Drehort Shoshazan

"Last Samurai"- Drehort Shoshazan

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„Last Samurai“ war ja einer der Kassenknüller, wenn es um Filme in oder um Japan geht. Lag es an Tom Cruise? Keine Ahnung. Ich hatte jedenfalls nicht viel von dem Film erwartet, und war dementsprechend angenehm überrascht: Es hätte schlimmer sein können.
Als jemand, der oft und viel mit Japan zu tun hat, bzw. in Japan lebt, fragt man sich natürlich, wo das eigentlich wirklich gedreht wurde. Denn sowohl der Tempel als auch das Dorf sahen sehr ansprechend aus.
Nun, um es vorwegzunehmen: Das Dorf ist ein Potemkin’sches – so etwas existiert freilich nicht mehr in Japan. Es wurde in Neuseeland aufgebaut. Der Tempel aber war echt. Und gestern hat es mich zu jenigem verschlagen.
Der Tempel heisst 圓教寺 (円教寺) (Engyō-ji und befindet sich auf dem knapp 400 m hohen 書写山 (shoshazan) – letzteres bedeutet „Berg, auf dem Schriften kopiert (also abgeschrieben) werden“. Jener befindet sich ein paar wenige Kilometer nördlich von →Himeji, also unweit von Kobe und da, wo Japan’s grösste noch erhaltene Festung steht.
Mit einer Seilbahn kommt man auf den mit Zedern bestückten Berg. Die Tempelanlage ist dabei ziemlich gross. Vom Eingang bis zur Mitte läuft man gute 20 Minuten und steht dann vor dem 摩尼殿 (Maniden), dem Herzstück der Anlage. Jener erinnert stark an den weltberühmten Kiyomizu-dera in →Kyoto.


Am Maniden im Engyo-Tempel [klicken um zu vergrössern]

Gedreht wurde allerdings weiter „hinten“ – noch ein paar hundert Meter den Wald hinein. Und man wird nicht enttäuscht. Plötzlich steht man auf einer grossen Lichtung, die von drei Seiten von beinahe düster anmutenden Gebäuden umschlossen wird. Holz. Keine Lackierung, keine Farben, einfach Holz – massiv und sehr alt. Rechts steht der 大講堂 (daikōdō), das Auditorium, zuerst erbaut 986. Neu gebaut im 15. Jahrhundert, aber 1956 komplett neu aufgebaut. Was man kaum glauben mag – dem wuchtigen Bau kauft man 1,000 Jahre problemlos ab.


Das Auditorium im Engyo-Tempel [klicken um zu vergrössern]

In der Mitte steht die zweigeschossige, säulenbesetzte 食堂 (jikidō – kein Fehler! Heute „shoku“ gelesen, wurde es einst jiki gelesen). Die kann man auch betreten. Linkerhand schliesslich das schon elegantere 常行堂 (jōgyōdō) – die „Übungshalle“.


Blick von der Speisehalle zur Übungshalle [klicken um zu vergrössern]

Wären die Bauten – wie so oft in Japan üblich – nicht im 20. Jahrhundert und davor ebenfalls komplett neu aufgebaut worden, würde diese Anlage wahrscheinlich problemlos Weltkulturerbestatus erreichen. Aber das macht rein gar nichts, denn die Atmosphäre ist es, die betört.
Obwohl durch den Film „Last Samurai“ weltberühmt geworden, verirren sich trotzdem nicht übermässig viele Leute zum Engyo-ji. Diese Anlage ist ein echter Geheimtipp für Leute, die in der Gegend sind.
So, nun ist aus der ganzen Sache fast ein ganzer Reisebericht geworden. Mit drei Fotos sogar – das ist neu. Aber keine Sorge, dies wird weder ein cineastischer Blog noch pure Reiseberichterstattung.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

1 Kommentar

  1. Der Film war in Ordnung, nur der Schluss war mal wieder sehr Hollywood-typisch. Auf, zurück zur Japanerin, die mich vorher auf’s Blut gehasst hat. Mhm, schon klar!

    Aber die Anlage sieht klasse aus!

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