Die Zahlen, welche die Behörde für allgemeine Angelegenheiten heute zum Thema Bevölkerung Japans veröffentlicht hat 1, sind zwar nicht überraschend, aber dennoch in gewisser Hinsicht schockierend: Bei der natürlichen Bevölkerungsentwicklung (sprich ohne Zu- und Abwanderung) standen im vergangenen Jahr 1’579’727 Sterbefällen nur 729’367 Geburten gegenüber. Das ist ein Unterschied von rund 850’000 Menschen — im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl japanischer Staatsbürger so um 861’000 Menschen, immerhin 0.7% der Gesamtbevölkerung. Wenn man die Lage auf Präfekturebene betrachtet, konnte lediglich Tokyo ein Wachstum aufweisen – und zwar von 0,03%, zum ersten Mal positiv seit drei Jahren. Das Wachstum in den anderen 46 Präfekturen war hingegen negativ.
Schaut man sich die Lage ausländischer Bewohner in Japan an (sprich Ausländer mit Visa), so lebten am 1. Januar 2024 genau 329,535 mehr Ausländer in Japan als noch ein Jahr zuvor: Die Zahl wird maßgeblich von der Tatsache bestimmt, dass 761,417 Abgängen (=Ausreisen) 1,176,110 Neuzugänge gegenüberstanden. Rechnet man diese Entwicklung auf Landesebene mit ein, sank die Bevölkerung Japans also um gut eine halbe Million. Seit 2006 ist der Trend bei der natürlichen Bevölkerungsentwicklung in Japan negativ, und die Schere zwischen Sterbefällen und Geburten klafft immer weiter auseinander. Dementsprechend schwindet die Bevölkerung — 2008 lag diese bei einem Allzeithoch von gut 127 Millionen, heute sind es mehr als 5 Millionen weniger.
In Sachen Gesamtbevölkerungszuwachs, also unter Rücksichtnahme der natürlichen Bevölkerungsentwicklung sowie der Zu- und Auswanderung von Ausländern, sind nur Tokyo, Chiba und Okinawa im “grünen”, sprich positiven Bereich. Alle anderen Präfekturen haben sinkende Zahlen, wobei die großen Metropolen des Landes weniger Schwund aufweisen als die eher ländlich geprägten Regionen — auch dies ein Trend, der schon seit vielen Jahren anhält.
Immerhin einigte sich die Regierung aber gestern darauf, den Mindestlohn im Land anzuheben – um 50 Yen, auf durchschnittlich 1,054 yen. Durchschnittlich deshalb, weil alle Präfekturen ihre eigenen Regelungen haben — in den ländlichen Gegenden liegt der Mindestlohn etwas niedriger als in Tokyo zum Beispiel. Das ist der größte Anstieg beim gesetzlichen Mindestlohn — so jubelten gestern einige Nachrichtensprecher, doch hier ist wie immer Vorsicht geboten, denn: “Größter” bezieht sich auf den absoluten Betrag (= 50 Yen), und der wird zwangsläufig immer größer, je höher die Ausgangszahl ist. Mit den 50 Yen ist denen, die für den Mindestlohn arbeiten, auch nur bedingt geholfen, denn einige Preise haben kräftig angezogen — die Mehrkosten sind damit oftmals nicht komplett aufgefangen. Im internationalen Vergleich, zumindest wenn man mit anderen Industrienationen vergleicht, sieht es in Japan gar ganz mau aus.
Land | Mindestlohn pro Stunde* |
---|---|
Australien | € 15.57 |
Deutschland | € 13.50 |
Großbritannien | € 13.58 |
Israel | € 7.55 |
Japan | € 6.38 |
Kanada | € 11.52 |
Niederlande | € 13.27 |
Südkorea | € 6.58 |
USA | € 6.68 |
*Gesetzlicher Mindestlohn wie von der staatlichen Regierung beschlossen — für erwachsene Beschäftigte. Es gibt Abweichungen auf Länder/Provinz/Präfekturebenen.
Der Vergleich ist nicht ganz fair, da der japanische Yen momentan sehr schwach ist, doch selbst wenn der Yen wieder zulegen sollte — Japan ist ganz weit von den Mindestlöhnen in vielen EU-Staaten oder Australien entfernt, und zur Zeit verdient man sogar in Südkorea mehr als in Japan.
- siehe hier
Kurze Korrektur, haben wir in D nicht einen Mindestlohn von 12,41€?
Aber selbst die 13,5€ sind zu wenig hier. Ich verstehe die Jaoaner nicht, dass die da nicht auf die Barrikaden gehen, verdienen da so viele drüber?
In wiefern sollen 13,50 zu wenig sein? das ist einer der höchsten Mindeslohns weltweit bei relativ niedrigen unterhaltskosten (Wohnen,Lebensmittel). Dabei reden wir von ungelernten Kräften.
Den Vergleich mit Südkorea finde ich schwach. Ein ganz großes SOGAR verdient meiner Meinung nach Thailand, offiziell doch Mindestlohn 400 Baht was 1.694 Yen entspricht.
Es waere vielleicht nicht ganz falsch, auch die Abgabenbelastung, die auf den Mindestlohn anfaellt, gegenueberzustellen… Nicht nur die Freibetraege, sondern auch die Steuern und Abgaben, die man Geringerverdienern abzockt. Da sieht Japan m.E. gerade im Vergleich zum besten Deutschland aller Zeiten gleich viel besser aus…
Sieht es in Japan für Geringverdiener wirklich besser aus was Steuern und Abgaben betrifft???
Für das Jahr 2024 steigt der Grundfreibetrag auf 11.604 Euro.
1.230 Euro Arbeitnehmerpauschale können geltend gemacht werden.
Für das Jahr 2024 steigt der Kinderfreibetrag auf 6.612 Euro.
Kindergeld beträgt 250 Euro monatlich.
Dann gibt es noch Einiges was die Steuerlast senken kann.
Ich gehe davon aus, dass mit japanischem Mindestlohn auch in Deutschland keine Steuern anfallen.
Ich wohne in einer Stadt bei Saga mit knapp 30k Einwohnern und in meiner kleinen, relativ zentralen Wohnstraße stehen bereits 4 Wohnhäuser seit geraumer Zeit leer und werden zum Teil dem Verfall überlassen.
Wenn ich mir den Altersdurchschnitt meiner Nachbarn so anschaue – auch wenn ich ihnen natürlich nur das Beste wünsche – wird sich die Anzahl der leer stehenden Häuser in den nächsten 10 Jahren vermutlich mindestens verdoppeln…
Neben den ganzen Herausforderungen die so ein demografischer Wandel strukturell mit sich bringt, stelle ich mir auch die Frage, ob ich in einer Wohngegend wohnen möchte in der rechts und links Abends kein Licht mehr brennt und die neuen Bewohner höchstens eine Tanukifamilie sind.
Es ist eh spannend wie die japanische Regierung tatsächlich die Kurve bekommen will die sozialen Systeme aufrecht zu erhalten.
Auch wenn man immer wieder über neue Ideen und Anreize für höhere Geburtenraten grübelt, ist der Zug dem Problem mit mehr “eigenem” Nachwuchs entgegenzuhalten seit einigen Jahren eh bereits abgefahren.
Einen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn gibt es in Deutschland seit dem 1. Januar 2015. Seit 1. Januar 2024 gilt ein gesetzlicher Mindestlohn von 12,41 Euro. Zum 1. Januar 2025 steigt der Mindestlohn auf 12,82 Euro.
Bei einer 40-Stunden-Woche liegt der Bruttoverdienst mit Mindestlohn bei etwa 2.150 Euro im Monat.
Das wären ungefähr 358.783 Yen, ungefähr doppelt soviel wie in Japan.
Kann man davon in Japan leben?
Das geht wohl nur mit vielen Überstunden.
Wir haben zwar nur in wenigen Kantonen einen Mindestlohn, aber dank GAV und Markt fängt es bei uns in der Regel umgerechnet bei 20 – 25 Euro an. Allerdings kann man in der Schweiz unter 4000 Euro brutto fast nicht leben. Bin gespannt wie sich der Yen entwickelt, da ich irgendwann in Japan in Rente gehen werde. Zum jetzigen Zeitpunkt würde ich per Monat ca. 870T Yen haben. Sollte wohl für zwei alte Menschen reichen ;-) Speziell auf Shikoku.
Mit 870k könnt Ihr hier aber einen ganz dicken Max machen :)
schauen wir.. in 13 Jahren kann sich noch viel ändern. Hier in der Schweiz wäre meine Rente eher bescheiden.