Infolge der Überschwemmungen tauchte (man beachte die Wortwahl) in den vergangenen Tagen plötzlich dieser Name in den Nachrichten auf. Es las sich fast wie ein Frontbericht: “Hunderte Soldaten versuchen mit allen Kräften, den Gimritzer Damm zu halten.”
Nicht-Hallenser/Halloren/Hallunken werden sicherlich mit den obigen Zeilen und dem Titel nichts anfangen können – der Gimritzer Damm ist eine wichtige Straße in Halle an der Saale und momentan die berühmte rote Linie im Kampf gegen die Wassermassen: Kann der Gimritzer Damm nicht gesichert werden, säuft Halle-Neustadt ab. Ganz einfach.
12 Jahre habe ich in Halle verbracht, und der Name weckte, als ich schlaftrunken im Zug zur Arbeit sitzend die Tagesschau ansah, tausende Erinnerungen: Den Gimritzer Damm bin ich fast jeden Tag entlanggefahren. Hinter dem Gimritzer Damm liegt die große Peißnitz-Insel, mit viel Wald, teilweise sogar echtem Wald, und Park. Von meiner Studentenbude bis zum Gimritzer Damm waren es ein paar hundert Meter. Und einige Hochwasser habe ich in Halle gesehen, aber dass das Wasser bis zum besagten Damm kommt, kann ich mir nicht so recht bildlich vorstellen.
Ach, Halle. Mein erster Eindruck der Stadt war gelinde gesagt unglücklich: 1992 kam ich mit frischen 18 Lenzen zum ersten Mal in die Stadt, an einem nassgrauen und verregneten Nachmittag im Oktober. Umgehend fragte ich mich, warum in aller Welt ich die Uni Halle gewählt hatte. Alles war grau, schäbig, räudig. Die Stadt war gezeichnet von der Vernachlässigung alter Wohnhäuser in der DDR. Stattdessen standen triste, riesengroße Plattenbausiedlungen vor den Toren der Stadt.
Aber Halle hat sich gewandelt, und ich habe die Stadt mit all ihren Macken liebengelernt. Halle-Neustadt hat heute nur noch 30’000 anstelle der einst 100’000 Einwohner. Im Sommer ist die Stadt mit der Peißnitz, der Bergschenke, der Heide usw. nahezu unschlagbar. Und als ich so die Wassermassen durch die Altstadt und entlang des Gimritzer Damms fliessen sah, wurde ich fast sentimental.
Bleibt zu hoffen, dass das Wasser schnell abzieht und keine größeren Schäden hinterläßt – egal ob in Halle oder anderswo. In Japan ist das Hochwasser nicht spektakulär genug, um in den Nachrichten aufzutauchen, aber das kann man einem Land mit verheerenden Erdbeben und Taifunen auch nicht unbedingt verübeln.
Bis jetzt hält er ja und das Wasser geht wohl wieder zurück.
(Hier) In Bernburg ist die Talstadt (halb) abgesoffen (mehr als ein halber Meter höher als Rekord). Falls es zu einem Elberückstau kommt…
Selbst auf die Flutbrücke kommt man nicht mehr.
In Wien ist’s recht unspektakulär, dank neuer Donau. Ein paar Lokale sind mal wieder abgesoffen, die bauen gerne im Überflutungsgebiet. Ist wohl billig.
Habe schon einiges über die Neue Donau gelesen. Scheint in puncto Hochwassergefahr ja wirklich effektiv zu sein.
Stimmt doch gar nicht.
Mittlerweile war es in den News. Sämtliche japanische Arbeitskollegen haben mich darauf angesprochen.
Huch, ich dachte immer du wärst um einiges älter als ich, aber so viel Abstand liegt ja zwischen uns gar nicht. ^___^
Ups! (°_°”) ….
Ich habe sowohl in Deutschland als auch in Japan bereits Hochwasser erlebt. In Japan war das 2009. Zum Glück war in meiner Region nur für 1.5 Wochen das Wasser abgestellt .. und das im JULI!!
Ansonsten sind wir noch glimpflich davon gekommen. Im Nachbarort hat es Erdrutsche gegeben, die Häuser mitgezogen und zerstört haben. Eine Landstraße war für Monate komplett gesperrt.
In Deutschland hab ich immer hoch genug gelebt, dass mich kein Hochwasser erreichen konnte, aber ich erinnere mich dunkel an schwimmende Autos als ich noch ganz klein war. Kann mich aber an keine Details mehr erinnern.
Hey, Du solltest nicht Weisheit mit Alter verwechseln :)
Ja, ja – die alte Zeit in Halle. Der Katastrophenfall für Halle wurde wieder aufgehoben, obwohl weiterhin eine erhöhre Gefahrenlage besteht. Die Situation scheint sich (langsam) zu entspannen. Beste Grüße aus Halle an der Saale.