BlogGeopolitik hautnah

Geopolitik hautnah

-

Simferopol, Hauptstadt der Krim, im Jahr 2004
Simferopol, Hauptstadt der Krim, im Jahr 2004

Vor ein paar Tagen sagte ich zu meiner Frau: “Noch ein paar Tage, und dann kannst Du sagen, dass du schon mal in Russland warst”. Das war sie zwar nicht, aber auf der Krim war sie bereits – dorthin hatte ich sie vor 10 Jahren geschleift. Was in diesen Wochen in der Ukraine passiert, wird auch in Japan mehr oder weniger aufmerksam verfolgt, wenn auch – so scheint es zumindest – wertungsfreier. Aus der Politik hört man nicht allzu viele Kommentare, aber das ist verständlich: Was mit der Ukraine passiert, kann Japan relativ egal sein (so grausam es klingt), denn dort hat man keine Interessen zu verteidigen. Die Haltung Russland gegenüber will hindes gut überlegt sein, denn schliesslich will man von Putin ein paar Inseln nordöstlich von Hokkaido zurückhaben. Und so seltsam das klingt: Diesem Ziel ist Japan möglicherweise durch eine neutrale bis wohlgesonnene Haltung Russlands gegenüber näher denn je seit Ende des Zweiten Weltkrieges.
Natürlich hoffe ich von Herzen, dass die Situation in der Ukraine friedlich beigelegt werden kann. Andererseits sieht es stark so aus, als ob sich genau das wiederholt, was vor 24 Jahren in Transnistrien geschah (ja, auch dorthin hatte ich damals meine Frau geschleppt): Die russische Bevölkerungsmehrheit sagt sich vom Land (in jenem Fall damals Moldau aka Moldawien) los, die russische Armee verteidigt die Bevölkerung mit Waffengewalt, doch Russland schreckt letztendlich davor zurück, das Gebiet an Russland anzuschließen. Was bleibt, ist eine quasi unabhängige Republik, die nur von Russland und ein paar anderen, quasi unabhängigen Republiken anerkannt wird. Das gleiche geschah ja schliesslich in Abchasien, ein paar dutzend Kilometer südlich von Sotschi gelegen. Der Wahnsinn hat Methode, ist aber mit westlichen Maßstäben nur schwer begreifbar. Und beweist letztendlich nur eins: Man hat nichts dazugelernt.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

2 Kommentare

  1. “Noch ein paar Tage…”
    das war eine interessante Betrachtung zu den politischen Veränderungen. Ich kann vielleicht auch sagen: “… ich war in Russland.” Ich stehe nämlich auf der Warteliste für eine einwöchige Eisenbahn-Reise nach Königsberg im August.
    Noch immer gibt es eine Normalspur-Gleisverbindung, sodass der Sonderzug über Danzig in Kaliningrads Hauptbahnhof direkt einfahren kann.

  2. Sorry, aber für eine erhöhte Wahrscheinlichkeit dass Russland irgendwelche Inseln an Japan zurückgibt gibt es keinerlei Hinweise. Genau das Gegenteil ist der Fall.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Neueste Beiträge

Japaner sprechen immer schlechter Englisch. Warum wohl?

Neulich war ich, wie jedes Jahr, auf einer Konferenz, bei der sich hauptsächlich viele hundert Hochschulenglischlehrer, aber auch viele...

Toyako – Ein See wie ein Auge sowie zwei nagelneue Berge

Der Toya-See ist ein wichtiger Bestandteil des Shikotsu-Tōya-Nationalparks im Süden von Hokkaido. Hochinteressant: Ein nagelneuer Vulkan.

Weg mit dem unsinnigen Besteuerungssystem für Zweitverdiener? Bewegung im Parlament

Die Besteuerung von Zweitverdienern ist seit Jahrzehnten ein großes Ding in Japan und hat einen enormen Einfluss auf fast...

Ein verschwundener Zaun und explodierte Eier

Heute trieb es mich also aus mehr oder weniger beruflichen Gründen nach Fuji-Yoshida, beziehungsweise nach Kawaguchiko, einem der 5...

Noboribetsu – der Ort des (niedlichen) Teufels

Hohe Berge, eine lange Pazifikküste und viele heiße Quellen, die mancherorts aus dem Boden sprudeln – sowie einen Berg voller Bären.

Sollte Laufen auf der Rolltreppe verboten werden?

Rund 80'000 Rolltreppen gibt es in ganz Japan (nur am Rande: und fast zehn Mal so viele Aufzüge) –...

Must read

Die 10 beliebtesten Reiseziele in Japan

Im Mai 2017 erfolgte auf dem Japan-Blog dieser Webseite...

Auch lesenswertRELATED
Recommended to you