Zur Zeit ist in Japan ein ziemlich interessantes Steuermodell in aller Munde — der japanische Begriff dafür lautet ふるさと納税 furusato nōzei – “furusato” steht für “Heimat”, “nōzei” für das Steuerzahlen. Eine “Heimatsteuer” quasi, und, das gibt es selten — diese Steuer geschieht auf freiwilliger Basis.
Das Ganze funktioniert so: Mit Hilfe einer einfachen Tabelle oder eines Simulators (beides befindet sich hier) rechnet man erstmal aus, wo die Grenze für die Steuer liegt. Verdient man ungefähr 5 Millionen Yen pro Jahr (also rund 38’000 Euro), sind das circa 60,000 yen; verdient man 9 Millionen, sind es 130,000 yen. Jetzt sucht man sich auf einer Seite wie dieser hier etwas aus, was man haben möchte: Das sind in der Regel Produkte aus der Region, aber auch Übernachtungsgutscheine und dergleichen. Man kann sich bis zu 5 verschiedene Sachen aussuchen, und diese dann in vielen Fällen mit der Kreditkarte bezahlen. Zum Beispiel: Man liebt Bier, und bestellt sich 6 Flaschen Craft-Beer aus der tiefsten Provinz, der Präfektur Akita. Dafür “spendet” man dann 15,000 Yen (rund 120 Euro) und bekommt dafür als Dankeschön das Bier zugeschickt. Doch jetzt kommt der Clou: Mit der Jahresendsteuerabrechnung kann man den kompletten, gespendeten Betrag, so er unterhalb der Grenze liegt, minus 2,000 yen, zurückerstattet bekommen. Will heißen, letztendlich hat man, was auch immer man sich ausgewählt hat, nur 2,000 yen (also rund 15 Euro) bezahlt. Man kann auch mehr als 5 verschiedene Sachen “bestellen”, aber dann wird es etwas komplizierter – man muss dann eine eigene Steuererklärung einreichen. “120 Euro für 6 Flaschen Bier???” wird sich der eine oder andere jetzt sicherlich fragen. Richtig. Der echte Preis liegt wahrscheinlich bei einem Drittel oder der Hälfte (Craft-Beer hat seinen Preis). Aber man kauft ja das Bier auch nicht – man bekommt es quasi als Dankeschön für eine Spende an die Region – eine Spende, die zum grössten Teil später wieder vom Staat an den Spender zurückfließt.
Ziel dieser “Heimatsteuer” ist es, die lokale Wirtschaft anzukurbeln, und das soll wohl auch wirklich geschehen, denn die Steuer ist sehr beliebt geworden. Es gibt allerdings Gerüchte, dass nicht alle Bauern, Gastwirte und so weiter davon begeistert sind, da der Betrag, den die Erzeuger letztendlich bekommen, wohl ziemlich niedrig gehalten ist. Ob dem wirklich so ist, sei dahingestellt – schließlich werden die Erzeuger und Betreiber nicht dazu gezwungen, bei der Aktion mitzumachen. Obwohl ich selbst kein großer Freund solcher Spirenzchen (dieses Wort wollte ich schon immer mal in die Tastatur hacken!) bin, überlege ich selbst mittlerweile, ob es nicht einen Versuch wert ist. Vielleicht gibt es dazu deshalb später etwas mehr…
Hallo,
hört sich bissel seltsam an, wobei für den Spender recht lohnend. Aber so ganz kapier ich nicht wo das Geld des Spenders jetzt hingeht, an den Kreis?
Das geht an die lokalen Unternehmen – nicht direkt eben, sondern man kurbelt so den Umsatz an (was den Regionen wiederum höhere Geerbesteuereinnahmen einbringen soll). So zumindest der Plan…
Das ist doch ein totales Unsinn für etwas zu spenden um es später dann zurückholen zu können/wollen. Japaner sind doch Profis in Misstausdenken.