BlogFast 350'000 Arbeitsvisa in der ersten Jahreshälfte 2025 vergeben

Fast 350’000 Arbeitsvisa in der ersten Jahreshälfte 2025 vergeben

-

Manchmal wundert man sich schon, wenn man so durch die Straßen ganz gewöhnlicher Gegenden läuft – oder hier und dort einen Convenience Store betritt, an einer Baustelle vorbeiläuft oder ein Paket entgegennimmt: Der Anteil ausländischer Arbeitnehmer hat in Japan wirklich spürbar zugenommen. Schaut man sich die offiziellen Zahlen der Einwanderungsbehörde an, so ist das allerdings auch nicht verwunderlich. Allein im ersten Halbjahr des Kalenderjahres 2025 wurden 336,196 Visa der Kategorie 特定tokutei技能ginō, kurz SSW (Abkürzung für Specified Skilled Worker) vergeben. Mit diesem Visum will man in erster Linie Arbeitskräfte in Bereichen aufstocken, in denen es einfach überall an Fachkräften mangelt. Dazu gehört die Pflegebranche, die Gebäudereinigung, die Landwirtschaft, Maschinenbau, aber auch die Gastronomie. In dieser Kategorie gibt es zwei Stufen:

SSW-Visa Kategorie (i)

  • Kann bis zu insgesamt 5 Jahre verlängert werden
  • Kein Familienzuzug möglich
  • Gleiches Gehalt wie japanische Mitarbeiter
  • Japanischkurse werden angeboten
  • Einstellende Firmen müssen Visainhaber in fast allen Belangen unterstützen

SSW-Visa Kategorie (ii)

  • Kann unbegrenzt verlängert werden
  • Familienzuzug prinzipiell möglich

Um an das Visum zu gelangen, gibt es im Wesentlichen zwei verschiedene Wege:

  1. Man besteht einen Sprach- und einen Berufstest – und hat ein Jobangebot von einer Firma in Japan – im ersten Halbjahr wählten knapp 45% diesen Weg
  2. Man arbeitet erfolgreich als Praktikant in Japan (im Rahmen des sogenannten Technical Intern Training Program (TITP)-Programms) und wird von der Firma übernommen

Mit anderen Worten: Die Zahl der Antragsteller hängt schlichtweg davon ab, wie hoch der Bedarf an ausländischen Arbeitskräften ist, und der Bedarf ist nunmal sehr hoch. Laut Behörden liegt beim Bedarf die Lebensmittelbranche ganz weit oben mit 25% der Antragsteller, gefolgt von Pflegediensten (16%), der Produktion (15%) und dem Baugewerbe (13%).

Bei der Herkunft der Visa-Nutzer liegt Vietnam mit 44,2 ganz weit vorne – ein Trend, der sich schon seit Jahren abzeichnet (siehe unter anderem hier). Damit haben Vietnamesen in fast allen Präfekturen die Nase vorn wenn es um den Anteil ostasiatischer Einwanderer geht – früher waren es eher Chinesen, Koreaner und Filipinos. Gefolgt wird Vietnam von Indonesien (20%), Myanmar (gut 10%), den Philippinen (knapp 10%) und Chinesen (6%).

Für die Firmen ist es im Prinzip kein allzu großes Problem, die Visa zu besorgen – auch wir haben eine vietnamesische Angestellte, deren Arbeitsvisum wir neulich erneuern mussten. Dazu beauftragten wir einfach eine Anwaltskanzlei, die darauf spezialisiert ist – ein paar Dokumente wurden ausgetauscht, umgerechnet circa 250 Euro bezahlt und fertig war das Visum. Nach dem Willen der neuen Premierministerin sowie einigen Parteien am rechten Rand soll das jedoch nun anders werden, denn in einigen Parteistatuten steht nun, dass man die Anzahl der ausländischen Arbeiter auf ein absolutes Minimum reduzieren will. Dass diese Maßnahme jedoch viele Firmen (und manch sozialrelevante Einrichtung) in den Ruin treiben wird, wird dabei nicht erwähnt: Schon jetzt müssen nicht wenige Firmen einpacken, da sie einfach keine Angestellten finden.

Wer mehr über die Arbeitsvisa und die Anforderungen erfahren möchte – die mehrsprachige offizielle Webseite zu dem Thema ist sehr ergiebig: www.mofa.go.jp/mofaj/ca/fna/ssw/us/overview/

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

1 Kommentar

  1. Ich wurde bei einem Krankenhausbesuch im Sommer von einer Aerztin aus Myanmar behandelt, der nicht nur ein einheimischer Kollege zur Seite stand, sondern die auch noch sehr gutes Japanisch sprach und fachlich bestens qualifiziert schien. Allerdings kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Aerztemangel in Myanmar vielleicht groesser sein koennte, als der in Japan… Jede Medaille hat zwei Seiten…
    In Hakodate waren in einem Konbini am Hauptbahnhof im Sommer gleich zwei Auslaender am Start – einer vom indischen Subkontinent, und eine aus China oder Taiwan. Ich wurde zwar in gutem Japanisch bedient, aber die Gaenge waren mit unsortierter Ware vollgestellt… Ob und wie die einheimische Kundschaft das goutiert, bleibt abzuwarten…

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Neueste Beiträge

Fast 350’000 Arbeitsvisa in der ersten Jahreshälfte 2025 vergeben

Manchmal wundert man sich schon, wenn man so durch die Straßen ganz gewöhnlicher Gegenden läuft – oder hier und...

Takaichi erste japanische Premierministerin: Wer ist sie, und was will sie?

Jetzt steht es also fest: Zum ersten Mal in der Geschichte des demokratischen Japans gibt es eine Frau an...

Nur noch gut 10 Tage bis zum Expo-Ende: Schwarze Zahlen, Chaos und ein neuer Trend

Es sind nur noch gute 10 Tage - dann ist das Volksfest namens EXPO 2025 zu Ende. Und wie...

Polizei verhaftet (wieder) YouTuber

Es ist nicht das erste Mal, dass in Japan bei YouTubern die Handschellen klicken. Und es sind nicht immer...

“Zombie-Zigaretten” in Okinawa auf dem Vormarsch

In Singapur ist sie unter dem Namen "KPod" bekannt, in Hongkong unter dem Namen "Space Oil": Eine relativ neue...

Iwami-Ginzan – einst eine der größten Silberminen der Welt

Heute ein beschauliches Bergdorf, bauten hier im Mittelalter mehr als 100'000 Menschen massenweise Silber ab. Ein idyllischer Ort mit Onsen.

Must read

Die 10 beliebtesten Reiseziele in Japan

Im Mai 2017 erfolgte auf dem Japan-Blog dieser Webseite...

Auch lesenswertRELATED
Recommended to you