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Entdecken wir da etwa Sarkasmus? / Verheerender Brandanschlag in Kyoto

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Ein hochinteressantes Video macht momentan die Runde in den japanischen sozialen Medien. Es geht um die Oberhauswahlen, die am kommenden Sonntag ins Haus stehen, und die Botschaft des gut gemachten Videos ist: “Ihr jungen Leute, geht nicht zur Wahl” — vorgetragen von Japanern älteren Semesters. Themen wie die ganz und gar nicht sichere Rente, die globale Erwärmung oder die hohen Bildungskosten werden dort aus der Sicht älterer Semester angesprochen – nach dem Motto “WIR bekommen ja Rente”, “kommt ja erst in 20, 30 Jahren” oder “ist mir ziemlich egal”. Die Hauptaussage am Ende: Wenn sich junge Leute maximal und dann auch noch anonym nur im Internet zu politischen Dingen äußern, aber nicht zur Wahl gehen, machen eben die Alten, die in der Tat eher zur Wahl gehen, die Politik. Und das ist der springende Punkt in Japan, denn hier ist das Durchschnittsalter der Politiker jenseits von Gut und Böse – und das Durchschnittsgeschlecht ganz vorwiegend männlich. Dass da keine vernünftige Politik für die kommende Generation oder eben auch für Frauen herausspringt, leuchtet ein. Wird dieser schon sarkastische Clip (und Sarkasmus ist etwas sehr Seltenes im Land der Harmonie) etwas ändern? Wohl kaum. Aber es ist trotzdem ein richtiger und wichtiger Versuch.

Passt ganz und gar nicht zum Thema, ist jedoch leider die nachrichtenbestimmende Schlagzeile des heutigen Tages: Bei einem Brandanschlag auf ein bekanntes Zeichentrickstudio mitten in Kyoto sind heute mindestens 25 Angestellte ums Leben gekommen. Der 41-jährige Täter wurde gefasst, aber sein Motiv ist noch unbekannt. Da mir das Spekulieren nicht liegt, lasse ich es lieber sein, aber diese entsetzliche Tat wirft wichtige Fragen auf – zum Beispiel wieso immer wieder solche Taten mit dutzenden Toten in Japan vorkommen (und ich meine damit nicht die Diskussion um mehr Sicherheit, sondern die, was einen Menschen so weit treibt, und wie man besser die Vorzeichen erkennt). Brandschutztechnisch wird der Vorfall sicherlich auch noch untersucht werden müssen. Mein Beileid ist jedenfalls mit den Überlebenden und Angehörigen.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

1 Kommentar

  1. Naja, die Frage ist doch nicht, was Menschen in Japan zu sowas treibt, sondern generell Menschen? Solche “Himmelfahrtskommandos” gibt es ja leider immer mal wieder überall und wie aus “heiterem Himmel”. :(

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