BlogEin weiteres architektonisches Kleinod verschwindet: Abriss des Nakagin Kapselturms...

Ein weiteres architektonisches Kleinod verschwindet: Abriss des Nakagin Kapselturms in Tokyo beginnt

-

In Tokyo gibt es zahlreiche faszinierende Gebäude – fast alle davon sind Vertreter der moderneren Architektur zwar, da die Stadt ja allein in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gleich zwei Mal dem Erdboden gleichgemacht wurde – aber sie sind über Japan hinaus bekannt und beliebt. Dazu zählte definitiv auch das 13 Stockwerke hohe 中銀カプセルタワービル Nakagin Capsule Building/Tower, welches im Dreieck zwischen Tsukiji, Hamarikyu-Park und Ginza stand. Das extravagante Bauwerk bestand aus insgesamt 140 Kapseln und wurde von 1970 bis 1972 gebaut – als seltener Vertreter der sogenannten Metabolismus-Strömung in der japanischen Architektur. Der Name des Gebäudes leitete viele in die Irre – es handelte sich bei dem Bauwerk nicht um eines der berühmt-berüchtigten Kapselhotels, sondern um Büro- und Wohneinheiten, die gemietet oder auch gekauft werden konnten.

Das 54m hohe Gebäude fiel jedem auf und fand Liebhaber aus nah und fern. Dennoch beschlossen die Eigentümer bereits im Jahr 2007 den Abriss, denn es gab deutliche Feuchtigkeitsschäden sowie Probleme mit Asbest. Auch ein Guthaben zur Erdbebensicherheit sprach für einen Abriss. Und dieser Abriss beginnt nun leider am heutigen Tag – vorerst damit, dass das Bauwerk hinter einem Gerüst verschwindet und dann Stück für Stück, wie in Japan aufgrund der engen Bebauung üblich, abgetragen wird.

Nakagin-Kapselturm in Chuo-ku: Leider bald Geschichte

Es ist nicht das erste Mal, dass in Tokyo ein spektakuläres Gebäude, welches andernortens definitiv und ohne Zögern unter Denkmalschutz gestellt worden wäre, aus letztendlich eher profanen Gründen abgerissen wird, und das ist natürlich schade. Leider fiel so zum Beispiel auch das ebenfalls sehr beeindruckende Sofitel-Gebäude in Ueno im Jahr 2007 dem Presslufthammer zum Opfer.

Beim Nakagin-Kapselturm gab es durchaus Versuche, das Bauwerk zu retten – doch letztendlich setzte sich die Eigentümerversammlung durch.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Neueste Beiträge

Suwa – ein schöner See und Ort, umgeben von schneebedeckten Bergen

Der Suwa-See und der gleichnamige Ort sind bekannt für alte und schöne Schreine, ein verrücktes Fest und eine atemberaubende Bergwelt

Japan wird skeptisch gegenüber ausländischen Autofahrern

In den vergangenen Wochen haben sich die japanischen Medien auf ein besonderes Phänomen eingeschossen – es geht um spektakuläre...

Volksnähe und so: Landwirtschaftsminister geht, Reisminister kommt

Wenn es ein Thema gibt, das Japaner seit einigen Monaten umtreibt, dann ist es der heißgeliebte Reis. Zur Erinnerung...

Rezensionsexemplare von “Japan mit dem Zug entdecken: Die beste Art das Land und seine Highlights kennenzulernen” zu vergeben

Ja, gibt es denn so etwas: Kaum ist das schöne neue Buch draussen, kommt auch schon jemand daher und...

Geld her und Mund halten

Gelegentlich benutze ich in Japan AirBnb - vor allem, wenn es darum geht, mit einer größerem Gruppe zu übernachten....

Shizuoka – Präfekturhauptstadt mit Geschichte

In einer Präfektur voller Sehenswürdigkeiten hat es die Hauptstadt etwas schwer: Die meisten lassen die Großstadt links liegen. Zu unrecht.

Must read

Die 10 beliebtesten Reiseziele in Japan

Im Mai 2017 erfolgte auf dem Japan-Blog dieser Webseite...

Auch lesenswertRELATED
Recommended to you