BlogDHL oder Geschwindigkeit ist alles

DHL oder Geschwindigkeit ist alles

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Aus eigener, leidlicher Erfahrung, aber auch von Erfahrungen anderer Mitleidender kann man nur schliessen: Der Service der DHL muss kurz vor dem Kollaps stehen. Anders kann man es sich nicht erklären, dass Päckchen und Pakete aus Deutschland nach Japan nun offensichtlich regelmässig zwei Wochen oder länger einfach nur irgendwo rumstehen, bevor sie endlich den Weg nach Japan antreten. Das wäre ja alles verständlich, wenn es kurz vor Weihnachten wäre, aber das ganze begann bereits im November oder sogar noch eher. Das Schema ist immer das Gleiche: Man schaut bei der Sendungsverfolgung nach, und der Status der Sendung ändert sich einfach nicht. Wochenlang.
Das Dumme an der Angelegenheit ist, dass die Spielregeln ohnehin schon verschärft wurden. So gab es zum Beispiel bis zu diesem Jahr die sogenannten Internationalen Briefe, mit denen man bis zu 2 Kilogramm für 17 Euro – und innerhalb einer Woche! – nach Japan schicken konnte. Das war jedoch scheinbar zu kundenfreundlich und wurde deshalb, nun ja, nicht abgeschafft, aber nur noch für Geschäftskunden angeboten. Seitdem muss es also über DHL gehen, und da gibt es nun die folgenden Optionen:

Maße Gewicht Preis in Euro (Online/Filiale)
DHL Päckchen XS min. 15 x 11 cm, keine Mindesthöhe max. 35 x 25 x 3 cm bis 2 kg 8,89 EUR / –
DHL Päckchen M min. 15 x 11 x 1 cm max. L + B + H = 90 cm (keine Seite länger als 60 cm) bis 2 kg 15,89 / 16,00
DHL Paket International min. 15 x 11 x 1 cm max. 120 x 60 x 60 cm Transportversicherung bis 500 EUR inklusive bis 5 kg 45,99 / 46,99 EUR
bis 10 kg 61,99 / 62,99 EUR
bis 20 kg 100,99 / 101,99 EUR
bis 31,5 kg 131,99 / 131,99 EUR

Hier liegt bereits ein grosser Schwachpunkt für private Nutzer – der Sprung von 2kg auf 5kg, bzw. von 16 Euro auf 47 Euro, ist einfach zu gross. Es ist quasi genau so teuer, drei 2kg schwere Päckchen, also 6 kg, zu schicken, als ein 4 oder 5kg schweres Paket. Da wäre es doch schon sinnvoll, wenn es auch Optionen für 3 und 4 kg gibt. Der internationale Service der Japanischen Post, EMS, staffelt bis 6kg nach 500 Gramm, danach geht es pro Kilogramm weiter.
Wie lange soll das nun aber dauern? Die DHL-Webseite sagt folgendes:

DHL Päckchen DHL Paket
Laufzeitorientierung Standard (Werktage) 8-12 8
Laufzeitorientierung Service Versicherung (Werktage) 4-6
Laufzeitorientierung Premium (Werktage) 6
Vollständige Sendungsverfolgung Ja
Beifügen von persönlichen Mitteilungen möglich Nein Nein
Sendungsverfolgung des Zustellpartners vor Ort

Das ist interessant: Päckchen, also alles bis 2 kg, soll also 8-12 Werktage dauern. Mit Versicherung (sind wohl rund 4 Euro extra) geht es angeblich doppelt so schnell. Ein merkwürdiges System, denn Versicherung bedeutet normalerweise, dass das Päckchen gegen Verlust versichert ist. Hier ist es wohl eher eine versteckte Gebühr für schnellere Zulieferung. Dann sollte man es am besten auch so nennen – das ist ja schliesslich interessant für Leute, die etwas eilig verschicken wollen. Doch leider gibt es diesen Service für Pakete scheinbar nicht (bzw. heisst es da “Premium”, aber 6 anstelle von 8 Werktagen kann man auch nicht wirklich Premium nennen). Das ganze ist aber sowieso hinfällig, da wie oben erwähnt momentan alle Lieferungen ziemlich zuverlässig erst mal 10 Werktage lang in Deutschland irgendwo rumliegen.
Auch die Klausel, dass das Beifügen von persönlichen Mitteilungen nicht gestattet ist, scheint wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Warum eigentlich nicht? Wird eine Sendung dadurch gefährlicher/aufwändiger, weil eine Weihnachtskarte beiliegt? Zu guter letzt wird nicht mal eine Sendungsverfolgung des Zustellpartners vor Ort bereitgestellt – alles Selbstverständlichkeiten, wenn man – für den fast gleichen Preis – Sachen von Japan nach Deutschland schickt. Das ist schneller (rund eine Woche), und man bekommt eine Email, wenn das Paket zugestellt wurde.
Nun mag es momentan Engpässe bei der DHL geben. Gut. Aber wenigstens könnte man eine Entschuldigung oder irgendeinen Kommentar von DHL erwarten, da man ja schliesslich viel Geld für eine Serviceleistung erbracht hat, diese aber nicht erfüllt wurde. Natürlich geschieht dies nicht, und damit schreit DHL quasi in die Welt heraus, dass der Service einfach nur schlecht ist. Schade eigentlich, denn Imagepflege fängt genau da an – beim Service.
Zur Lizenz des Schneckenfotos siehe hier

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

4 Kommentare

  1. Oje, gerade vor Tabibitos Bericht über DHL habe ich mein auf 2 Kilo austariertes Weihnachtspäckchen an die Freunde in Tokyo aufgegeben – leider ohne die 4 Euro Aufschlag. Da werden bei der Online-Frankierung ja nur Versicherung (50 Euro) und Tracking als Leistung genannt, nicht eine schnellere Beförderung.
    Immerhin, der Weihnachtsbrief an die Freunde steht noch aus – muss ja jetzt getrennt verschickt werden. Dank Tabibitos Informationen kann ich den Freunden darin mitteilen, dass die Weihnachtsgaben aus Deutschland diesmal wohl erst nach Neujahr ankommen…

  2. Wie schon auf anderer Seite geschrieben, 3 Wochen bis jetzt und in Wartestellung. 1 Woche von Rodgau nach IPZ Frankfurt, dort bis jetzt 2 Wochen “zwischengelagert”, haetten es meine Freunde mit dem Motorrad aus Deutschland bis hier nach Japan schneller geschafft. Servicewueste ist noch untertrieben, aber man lobtsich selbst (DHL) ueber den Klee.

  3. Hallo,
    leider schwächelt die Deutsche Post schon länger, mittlerweile kann man froh sein wenn das Paket überhaupt ankommt, vor allem bei Sendungen ins Ausland.
    Da ich alte Kameras sammle, sende und Empfange ich gerne auch mal Pakete ins, bzw. aus dem Ausland, ich verwende aber mittlerweile nur noch Hermes, da es da A meist günstiger, und B deutlich zuverlässiger ist.

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