BlogDer Rufer in der Wüste

Der Rufer in der Wüste

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Heute war mal wieder eine Betriebsfeier angesagt – das bedeutet, ein kleines Lokal mieten und Essen und Getränke bis zum abwinken. Und in Japan generell die Gelegenheit, mal ernsthaft mit seinen Kollegen zu reden.
„Was mache ich nur verkehrt? Ich bin jeden Tag bis Mitternacht im Büro und schaffe die Arbeit trotzdem nicht“ – bekomme ich jedes Mal von dem einen oder anderen zu hören. Die Erklärung ist einfach, wenn man sieht, wie viele arbeiten: Anwesend sein zählt. Auch wenn man nur sinnfrei seinen Bildschirm manchmal minutenlang anstarrt. Das dies nicht der rechte Weg sein kann, habe ich schon oft versucht, meinen Kollegen zu erklären (mit kleineren Erfolgen, aber ich bleibe wohl der einsame Rufer in der Wüste).
„Ganz oft ganz lange im Büro sein = viel leisten“ – diese Formel ist nachwievor allgemein weit verbreitet. Dass dies kein effektives Arbeiten ist, wird nur sehr wenigen allmählich klar. Dabei hat neulich erst das Sozialministerium eine Studie vorgelegt, in dem vorgerechnet wird, welche Schäden eigentlich der Wirtschaft durch zu viele sinnlose Überstunden entstehen.
So, jetzt muss ich aber zurück an die Arbeit. Bin diese Woche nur auf 50 Stunden gekommen.
Das Wort des Tages: のそのそ (nosonoso) – „langsam, trantütig“ – aber das immerhin 12, 13, 14 Stunden am Tag!

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

2 Kommentare

  1. Die offizielle Zeit dürfte für fast jeden 40 Stunden betragen. Momentan beschränke ich mich wegen meiner Familie auf 50 Stunden. Aber bis zu 100 Stunden gab es auch schon.

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