BlogDarüber lachen Japaner - 2009

Darüber lachen Japaner – 2009

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Zum 22. Mal hat 第一生命 (Daiichi Seimei, Englisch: Daiichi Life, eine grosse Versicherungsfirma, einen Senryū-Wettbewerb abgehalten. In dieser Woche wurden die Gewinner vorgestellt. Bereits im letzten Jahr hatte ich an dieser Stelle die Gewinner 2008 vorgestellt. Noch mal als Kurzfassung – 川柳 (Senryūu) sind Haikus, also Kurzgedichte im 5-7-5 Format, allerdings mit lustigen Themen. Der Wettbewerb von Daiichi Life gilt generell den „Sarariiman“, also den Schlipsträgern unter den japanischen Arbeitern. Hier ein paar der Gewinner, ein Versuch einer Übersetzung und Anmerkungen meinerseits.
1. Platz
しゅうち心 なくした妻は ポーニョポニョ
shūchishin nakushita tsuma wa pōnyoponyo
„Jegliches Schamgefühl verloren – geht meine Frau auf wie ein Hefekuchen“
Anm.: Diese Beschwerde hört man (wohlgemerkt nicht nur von Männern) wohl auf der ganzen Welt: Bis zur Hochzeit Mass halten und alles für den eigenen Körper tun, doch Jahre nach der Hochzeit ist das alles verschwunden.
„Ponyoponyo“ sollte eher „funyafunya“ heissen (etwa: weich, schwabblig). „Ponyo“ war jedoch der letzte Riesenhit von Anime-Produzent Miyazaki und das Titellied „Ponyoponyo…“ war ein Riesenhit.
2. Platz
久しぶり ハローワークで 同窓会
hisashiburi „Hello Work“ de dōsōkai
„Seit langem mal wieder ein Klassentreffen – auf dem Arbeitsamt“
Autsch. Das Arbeitsamt in Japan heisst „Hello Work“ – dieser Platz war aber für durchschnittliche, arbeitende Männer in Anzügen gedanklich genauso weit entfernt wie der Mond. Das hat sich nun aufgrund der Krise jedoch geändert.
3. Platz
ぼくの嫁 国産なのに毒がある
boku no yome kokusan nanoni doku ga aru
„Obwohl aus heimischer Produktion, ist meine Frau giftig“
Bezieht sich auf die Lebensmittelskandale letzten Jahres, bei denen gerade aus China vergiftete Lebensmittel auftauchten. „Kokusan“ (im (eigenen) Land hergestellt) gilt daher, schon seit langem, als Gütesiegel – unter der irrigen Annahme, dass es in Japan keine schwarzen Schafe gibt.
Den Rest der Top 10 gibt es hier zu lesen.
Das Wort des Tages: 毒舌 – dokuzetsu. „Giftige Zunge“. Zu Deutsch Sarkasmus. Findet man nicht allzu oft in Japan, aber es gibt ihn durchaus.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

4 Kommentare

  1. Ok Nummer 2 und 3 sind wirklich lustig.. Nummer 1 trifft zwar wohl einen weltweiten Fakt aber so richtig lachen kann ich da nicht.
    Dafür sind aber die anderen beiden um so schöner!

    @Jürgen
    HelloWork ist IMHO definitiv besser und aufmunternder als „Bundesanstalt für Arbeit“ oder „Jobcenter“ welches das „Arbeitsamt“ ja ersetzt haben.
    Wie gesagt die Konnotation von „HelloWork“ finde ich da angenehmer.

    Das man „hier“ nicht immer soo sicher mit den Englischen begriffen und Phrasen ist, naja stimmt leider auch.
    Aber witzig ist wenn man sowas dann auch noch auf Deutsch sieht (mir fällt gerade keiner ein leider). Da hätte ich schon so 2-5 mal beinahe den Kaffee feinverteilt.

    Muss die echt mal notieren wenn ich sie wiedersehe.

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