Name: Akihito.
Jahrgang: 1933.
Alter: 82 Jahre
Beruf: Japanischer Kaiser.
Berufsantritt: 1989.
Stimmen die Überlieferungen, so ist der jetzige Tennō der 125. in einer direkten Linie japanischen Kaiser – den ersten Kaiser kröhnte man wohl im 7. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung – obwohl es diesbezüglich auch Zweifel gibt. Bis 1945 war der Tennō nicht nur ein Kaiser, sondern gleichsam eine Gottheit und Hohepriester des Shintōismus. Seit 1945 ist der Tennō jedoch das, was der Bundespräsident für Deutschland ist. Der höchste Repräsentant des Landes. Und da der Kaiser ein Kaiser auf Lebenszeit ist, kann man gut nachvollziehen, dass derselbige sich mit 82 Jahren – nach Herzoperationen, Lungenentzündungen und dergleichen – etwas nach Ruhe sehnt. Dieses 生前退位 seizen taii, die “Abdankung zur Lebenszeit”, ist laut kaiserlichem Regelwerk nicht ausgeschlossen, aber eher selten: Das letzte Mal gab es so etwas vor gut 200 Jahren während der Edo-Zeit.
Was würde ein Wechsel des Kaisers bedeuten? Nun, das Problem ist das sogenannte 年号 nengō- System. Jedem Kaiser in China, Vietnam und Japan wurde seit Jahrtausenden jeweils ein Motto angetragen. Der jetzige Kaiser hat das Motto “平成” heisei (etwa: Frieden überall). Und dieses Motto ist Basis der Zeitrechnung. Der jetzige Kaiser ist seit 1989 auf dem Thron, und deshalb ist 2016 das Jahr Heisei 28. Und: Öffentliche Behörden sind verpflichtet, das kaiserliche Datum zu benutzen. Und so findet man auf nahezu allen japanischen Formularen, aber auch in bedeutendem Masse im Internet, die kaiserliche Zeitrechnung. So muss man beim Geburtsdatum dann erstmal ankreuzen, ob man in der Taishō- (ab 1912), Shōwa-(ab 1925) oder Heisei (ab 1989)-periode geboren wurde, dazu kommt das Jahr der Regentschaft und dann der Rest. Die VR China und Vietnam haben dies mangels Kaisers vor langer Zeit abgeschafft, nur in Taiwan zählt man noch ähnlich, aber man bezieht sich dort auf das Gründungsjahr der Republik China.
Dieses von außen sicher als Anachronismus anmutendes System ist zwar lästig, aber eine kulturelle Besonderheit, von der Japan so schnell nicht ablassen wird. Natürlich wird es viele Millionen Euro und Stunden kosten, auf “einen neuen Kaiser umzustellen”. Aber wenn man bedenkt, dass die Kaiser normalerweise, salopp gesagt, recht lange halten, wird sich das nicht ändern. Obwohl, der Thronfolger, Naruhito, ist auch schon 56 Jahre alt und geht damit quasi selbst auf das Rentenalter zu.
Gerüchten zufolge möchte der jetzige Kaiser übrigens nicht mit ansehen, wie während seiner Regentschaft der Pazifismusparagraph 9 der japanischen Verfassung abgeschafft wird. Seine im wesentlichen pazifistische Gesinnung hat der Kaiser ja schon des öfteren durchblicken lassen – in dem Sinne ist der jetzige Tenno eine sehr angenehme und zurückhaltend-bescheidene Persönlichkeit, die auf jeden Fall meinen Respekt verdient. So wenig ich auch sonst von Monarchien halte.
ja, sehr spannend! ich bin ja schon mal auf das motto gespannt, und ob der kaiser dann wohl am 31.12. abtankt und der neue dann ab 1.1. gezählt wird? das wäre dann doch mal praktisch!