Während vor einer Woche also noch von 60, 70 neuen Fällen pro Tag im ganzen Land die Rede war, hat sich die Lage nun verändert: Zumindest als Bewohner der Hauptstadtregion zählt nunmehr die Zahl der Neuinfizierten in Tokyo, und die ist heute auf einen Rekord von 97 Fällen geklettert. Wie gesagt, nur in Tokyo – und bei immer mehr Fällen hat man keine Ahnung, wo sich die Leute angesteckt haben. Und das, obwohl in der kommenden Woche wieder der Schulbetrieb beginnen soll – was nun natürlich fraglich ist. Bis heute hat erst Osaka reagiert und die Ferien vorerst bis zum 6. Mai verlängert. Ich hoffe doch inständig, dass man da in Tokyo und Umgebung nachzieht, denn bei der jetzigen Lage scheint es unvernünftig, bis zu 40 Kinder in enge Klassenzimmer zu sperren.
Gestern liess die Regierung verlauten, dass sie Masken an das Volk verteilen möchte. Und zwar: 2 Stück. Pro Haushalt! Das ganze klang nach einem üblen Aprilscherz, aber dem ist leider nicht so: Selbst mit Maske vor dem Gesicht trat Ministerpräsident Abe vor dem Kabinett auf und verkündete die frohe Botschaft. Masken gibt es nach wie vor keine zu kaufen, weshalb die Idee, selbige zu verteilen, natürlich irgendwo sinnvoll ist, aber zwei Masken pro Haushalt ist nicht mehr als ein schaler Scherz, und dementsprechend wird die Entscheidung auch kritisiert.
Zudem wurde seit gestern debattiert, dass man möglicherweise schon vor dem Erreichen des echten “overshoot” möglicherweise mit einem Zusammenbruch des Gesundheitswesens rechnen muss. Das klingt nach dem Worst Case Scenario und zeigt ein mal mehr, dass die japanische Regierung die Zeit bisher sinnlos vertrödelt hat. Allerspätestens seit das Corona-Virus in Italien zu wüten begann, war mehr als deutlich sichtbar, was im Falle eines ungehemmten Ausbruchs passieren kann. Das sind mehrere Wochen, in denen sich die Regierung hätte bemühen müssen,
1) Einen ungehemmten Ausbruch zu verhindern
2) Falls 1) nicht erfolgreich ist, Notfallpläne zu erstellen und sich dementsprechend einzurichten
Scheinbar wurde beides nicht gemacht, und das ist frustrierend anzusehen. Noch immer basiert alles auf Freiwilligkeit, und man sieht in der Tat, dass in Tokyo immer mehr Restaurants, Bars und Geschäfte entweder früher schliessen oder gar nicht erst aufmachen – ob nun aufgrund mangelnder Kundschaft oder aus Sorge um die eigenen Mitarbeiter sei dahingestellt. Doch die Rufe nach drastischeren Maßnahmen, wie sie nun in so vielen westlichen Ländern und Ostasien schon verhängt wurden, werden lauter.
Zu guter letzt: Gestern erhielt ich eine Einladung von “Tokyo Intl. Friends Party”, deren Veranstalter ich persönlich kenne, und der in der Email dazu aufruft, am 3. oder 4. April der einen oder anderen International Party in Shibuya beizuwohnen. Zitat:
YES, our parties ARE actually happening !!!
AS long as people are commuting to work in crowded trains, there is no need to stop having fun.
THANKS to everyone not believing all the BS out there and joining last week…you made it awesome again ;-)
Ich war ziemlich baff darüber. Mit Maske vor dem Gesicht in (nun deutlich leereren) Zügen zur Arbeit fahren ist eine Sache — sich dichtgedrängt mit Fremden in einem engen, schlecht gelüfteten Club zulaufen zu lassen — eine ganz andere. Aber so sieht es eben aus, wenn Profit wichtiger ist. Dass die finanziellen Folgen im Falle eines potentiellen Lockdowns viel grösser sein werden, als jetzt die eine oder andere Veranstaltung sein zu lassen, wird da scheinbar einfach übersehen. Traurig.
Tja, ich muss leider sagen dass ich ebenfalls viele Überraschungen von Kollegen erlebt habe. Ob nun die einen an Verschwörungstheorien glauben, oder die anderen die ganze Virusgeschichte als BS abtun, es offenbaren sich hier viele Charaktere. Hier in Thailand machen Schulen erst zum 20. April auf – soweit die Ansage. Wir vermuten aber eher dass das kommende Trimester ganz ausfällt. Schauen wir mal.
Man kann wirklich nur noch verwundert mit dem Kopf schütteln. Sowohl über die Untätigkeit der Regierung, als auch über die Naivität mancher Mitmenschen. Scheinbar muss es erst richtig schlimm werden, bevor Abe-chan mal endlich aktiv wird.
CORONA UPDATE !!!
Since we get lots of questions:
For the moment all of our events are cancelled !!!
See you all again after the crisis…
Stay save and mentally sane ;-)
Die Party findet doch nicht statt.
Ob die Regierung in Tokyo nichts tut, oder nicht, kann ich leider nicht beurteilen. Ich war selbst Betriebsratmitglied und wurde oft von MitarbeiterInnen gesagt, dass wir nichts tun oder dass wir nur das tun, was der Geschäftsführer sagt, oder so, was aber aus meiner Sicht überhaupt nicht stimmte. Deswegen bin ich stets vorsichtig mit dem Begriff “nichts tun”. Es wird aber oft in nicht-japanischen Medien geschrieben, dass die Japaner wenig testen. Wer am 30.3.2020 hat Frau Prof. Protzer in Report München erklärt, dass die Tests u.U. gar nichts bringen.
Ich habe die Sendung hiermit angehängt. Viele Grüße
https://www.focus.de/gesundheit/news/ulrike-protzer-von-der-tu-muenchen-infektioes-trotz-negativem-test-virologin-erklaert-die-groessten-verfahrensprobleme_id_11842577.html
Ach, noch eins. Die US-Amerikanische Wissenschaftler behaupten wohl, dass die weit verbreitete BCG -Impfung die Erkrankung und Streblichkeit bei einem CoVid 19 Infekt beeinflusst. https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.03.24.20042937v1.full.pdf
Ein Bespiel: Warum gibt es in Portugal wenige und in Spanien viele CoVid 19 Fälle, warum gibt es in Westdeutschland mehr als in Ostdeutschland oder mehrere Fälle in Iran, aber nicht in Irak, in Mexiko wenige CoVid Fälle, aber in USA exorbitant etc. und ich vermute, dass die japanische Regierung höchstwahrscheinlich diese Studie auch kennt. Es ist nur eine Theorie und auch sehr sehr sehr Riskant. “Vielleicht” kommt Japan, Dank potenter BCG, mit einem blauen Auge davon.
Die BCG-Studie kursiert auch hier, und natürlich möchte man als Ostdeutscher (und als Japaner) gern dran glauben, dass da was dran ist. Aber es wird wohl eine Weile dauern, bis das wirklich erwiesen oder widerlegt ist.