Es sieht ganz so aus, als ob sich auch dieses Jahr zu einem ordentlichen Katastrophenjahr mausern wird. Corona ist dabei nur ein erschwerender Aspekt. Zur Zeit ist es eher die Regenzeit, die vor allem den südlichen und den Bergregionen zu schaffen macht. Und wie so oft ist dabei Kyushu besonders betroffen. Dort fielen allein in zwei Tagen vom 5. bis zum 7. Juli an etlichen Stellen über 500, an einigen Orten bis zu 650 mm Regen. 10mm Regen pro Stunde ist bereits ein ordentlicher Gewitterschauer – das aber dann eben 48 Stunden lang. Dementsprechend kam es bereits zu schweren Überschwemmungen, zum Beispiel entlang des 球磨川 Kuma-gawa in der Präfektur Kumamoto. Die Überschwemmungen dort sind so schwer, dass mehr als 200,000 Menschen evakuiert werden mussten – und dennoch gab es bereits mehr als 55 Todesopfer. Da der Regen allerdings noch anhält, muss mit weiteren Opfern gerechnet werden.
Zu den schweren Überschwemmungen auf Kyushu sorgt oftmals, so auch in diesem Jahr, das Phänomen der Regenbänder. Da die Luftmassen über dem Chinesischen Meer viel Feuchtigkeit aufsammeln und in Kyushu auf hohe Berge treffen, stauen sich die Regenwolken dort und ziehen als Bänder über die Insel. Liegt ein Ort genau in dieser Bahn, regnet es dort ununterbrochen, während es 20km weiter nördlich wie südlich (beinahe) trocken bleibt. Das ist nicht neu, aber die diesjährige Regenzeit ist besonders heftig, und das nicht nur in Kyushu – auch in Gifu gab es bereits schwere Überschwemmungen.
Leider ist auch die Häufung von Erdbeben in der unmittelbaren Umgebung von Tokyo nicht mehr von der Hand zu weisen. Momentan gibt es ein deutlich spürbares Erdbeben pro Woche, manchmal auch mehr – so auch in der vergangenen Nacht. Schäden gab es zwar soweit noch nicht, aber die Sorgen vor einem schweren Erdbeben direkt unterhalb der Hauptstadt wachsen natürlich. So gab es, von 2018 mal abgesehen, im Schnitt 3 Erdbeben der Stärke 4 auf der japanischen Skala bis 7 pro Jahr. In diesem Jahr gab es bereits 3, und die waren alle in der Gegend von Tokyo.
Die Wochenzeitschrift AERA hat sich aus diesem Grund mal die Mühe gemacht, die offiziellen Erdbebendaten seit 2011 auszuwerten und nach Präfekturen zu ordnen. Daraus ergab sich folgende Tabelle (gezählt wurden spürbare Erdbeben):
Rang | Präfektur | Zahl der Erdbeben |
---|---|---|
1 | Fukushima | 7,337 |
2 | Ibaraki | 6,614 |
3 | Miyagi | 5,614 |
4 | Iwate | 4,962 |
5 | Kumamoto | 4,706 |
6 | Chiba | 3,369 |
7 | Tochigi | 3,153 |
8 | Hokkaido | 2,371 |
9 | Aomori | 2,189 |
10 | Nagano | 2,143 |
11 | Tokyo | 2,003 |
12 | Saitama | 1,970 |
13 | Gunma | 1,922 |
14 | Kagoshima | 1,723 |
15 | Yamagata | 1,530 |
16 | Niigata | 1,472 |
17 | Akita | 1,319 |
18 | Kanagawa | 1,225 |
19 | Oita | 1,154 |
20 | Shizuoka | 1,100 |
21 | Gifu | 944 |
22 | Miyazaki | 903 |
23 | Okinawa | 767 |
24 | Yamanashi | 709 |
25 | Tottori | 676 |
26 | Wakayama | 651 |
27 | Fukuoka | 597 |
28 | Nagasaki | 556 |
29 | Ehime | 342 |
30 | Hiroshima | 337 |
31 | Okayama | 329 |
32 | Aichi | 328 |
33 | Hyogo | 326 |
34 | Kyoto | 310 |
35 | Kochi | 303 |
36 | Shimane | 299 |
37 | Saga | 294 |
38 | Osaka | 275 |
39 | Yamaguchi | 258 |
40 | Tokushima | 257 |
41 | Ishikawa | 236 |
42 | Shiga | 229 |
43 | Nara | 222 |
44 | Fukui | 195 |
45 | Kagawa | 166 |
46 | Mie | 165 |
47 | Toyama | 158 |
Die Liste muss natürlich etwas mit Vorsicht genossen werden, schliesslich sind die Präfekturen unterschiedlich gross. So gibt es zum Beispiel auf Hokkaido relativ sichere Ecken (Asahikawa zum Beispiel) und chronisch unruhige Gegenden (Obihiro und Umgebung). Überträgt man die Zahlen jedoch auf eine Karte, dann ergibt sich ein deutliches Bild:
Natürlich hofft man, dass man von einem schwereren Erdbeben vorerst verschont wird, denn noch hat man alle Hände voll mit Corona und den wirtschaftlichen Folgen zu tun. Da braucht man keine weiteren Naturkatastrophen.
Das ist eine sehr interessante Liste!
Danke fürs Teilen. Kannte ich bisher noch nicht. :)
Meine beiden Präfekturen sind nicht überraschend sehr weit unten auf der Liste. Habe in meiner gesamten Zeit in Japan nur ein richtiges Erdbeben miterlebt und selbst das war nicht sonderlich schlimm. Selbst vom 2011er Erdbeben hab ich NICHTS mitbekommen. War bei uns damals Shindo1, sprich hat man nicht gespürt.
Dafür haben wir auch öfter mit Überflutung zu kämpfen gehabt. Im Juli 2009 war es besonders schlimm. Erdrutsche haben ein paar Nachbarorte abgeschottet und wir hatten 1 Woche lang kein fließend Wasser. Wenigstens hat der Onsen vor Ort uns alle kostenlos dort baden lassen. ^^;