Laut Bericht der Tagesschau war auf der diesjährigen Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds ein neuer Buhmann gefunden worden: Japan. Japan löst damit das vor sich hin schwächelnde Europa ab, das so lange in der Kritik stand wegen seiner, sagen wir mal, interessanten Krisenpolitik in puncto Euro.
Warum nun also Japan? Der Artikel sagt dazu kurz und bündig:
Die Rolle des Buhmanns hat jetzt Japan übernommen. Um die schwächelnde Wirtschaft in Schwung zu bringen, setzt die japanische Regierung auf die Abwertung des Yen. Das macht japanische Produkte billiger, ist aber keine Lösung der grundsätzlichen Probleme des Landes, findet der Internationale Währungsfonds.
In Sachen Wirtschaftspolitik bin ich absoluter Laie, aber man muss kein Spezialist sein, um zu erkennen, das Japan damit nicht die Lösung grundsätzlicher Probleme wie zum Beispiel die enorme Staatsverschuldung oder die demographische Entwicklung gefunden hat. Allerdings ist die Kritik an der jetzigen Wirtschaftspolitik durchaus interessant. Schon seit Mitte der 80er Jahre, also bereits 30 Jahre lang, kämpft Japan weniger mit der Inflation als mit der Deflation, und die, so scheinen sich die Wirtschaftswissenschaftler einig zu sein, bekommt der Wirtschaft auf Dauer nicht. In den 90er Jahren begann die Wirtschaft zu stagnieren, und im nächsten Jahrzehnt wurde es nicht besser. Hinzu kamen nun zu allem Überfluß auch noch weltwirtschaftlich relevante Ereignisse wie der Lehman-Shock, die Euro-Krise, das schwere Erdbeben im Nordosten und sich in jüngster Zeit rapide verschlechternde Beziehungen zu China.
Die Deflation und die weltwirtschaftliche Lage führte dabei in den letzten Jahren zu Kursentwicklungen, die dem Land nur noch mehr schadeten. Der Dollar war rund um das Jahr 2000 zum Beispiel um die 130 Yen wert – 2012 hingegen weniger als 80 Yen. Bekam man für einen Euro vor dem Lehman-Schock 2008 noch 160 Yen, waren es 2012 teilweise unter 100 Yen. Will heissen, der Yen wurde um mehr als 50% teurer. Natürlich werden damit auch japanische Produkte teurer. Die Produktion wurde in Japan damit immer weniger lukrativ da zu kostspielig, so dass mehr und mehr Firmen ihre Produktionsstätten (und mittlerweile sogar ihre Administration) ins Ausland verlegen. Es gab halbherzige Versuche der japanischen Regierung, den hohen Yen etwas zu zügeln, und es gab Hilferufe an andere Wirtschaftsmächte, dabei zu helfen, die Währung zu zügeln. Ohne Erfolg.
Die jetzige Regierung unter Abe setzte nun also die Brechstange an: Man will auf Teufel komm raus aus der Deflation und entsprechend den Yen abwerten. Diese Politik wird seid Anfang an Abenomics genannt (im Tagesschau-Artikel wird dies fälschlicherweise mit
Die Wirtschaftspolitik von Premier Abe hat schon einen eigenen Namen.
beschrieben – denn dieser Name ist nicht neu, und die Idee schon gar nicht, denn dieses Wortspiel leitet sich von der ähnlichen Reaganomics ab).
Nachdem also begonnen wurde, die Notenpresse anzuwerfen, steht der Yen bei 120:1 zum Euro und 100:1 zum Dollar. Vor 5 Jahren hätte man das noch als 円高 endaka – “hoher Yen” bezeichnet, doch nun schreit man bei der IWF-Tagung Zeter und Mordio. Etwas verfrüht, wie ich finde. Sicher, die Notenbankpressen anzuwerfen kann nicht die Lösung der Probleme sein. Die Frage ist nur – hat Japan noch eine andere Wahl? Noch sind die Effekte positiv: An der Börse herrscht seit dem – wohlgemerkt kontrollierten – Falls des Yens eine Hausse, wie man sie schon lange nicht mehr gesehen hat, und es herrscht sogar so etwas wie Aufbruchsstimmung. Das merkt man am Geschäftsklima – und an den Kaufhäusern, die plötzlich wieder voll sind. Viele hatten schon ihre Aktien abgeschrieben.
Wie lange die Party andauert, wird wohl keiner genau vorhersagen können. Für ein Japan bashing ist es jedoch, meiner Laienmeinung nach, etwas zu früh. Und von der EU und den USA muss Japan wirtschaftspolitisch momentan eher nicht jede Kritik für bare Münze nehmen.
Den Yen abzuwerten ist eher eine kurzfristige Lösung, dadurch werden japanische Produkte billiger, was den Export steigert und somit Japan als klassisches Exportland gut kommt.
Allerdings sollte man die langfristigen Folgen nicht missachten, wenn die Regierung unter Abe die hohen Staatsschulden weiter missachtet oder sogar plant neue Schulden zu machen könnte das langfristig der erste Schritt hin zu griechischen Verhältnissen sein. Einige gewiefte Spekulanten haben mit Sicherheit schon Wetten auf den Yen platziert und damit gut verdient.
Das Freihandelsabkommen mit der EU wäre mit Sicherheit eine nachhaltigere Lösung für Japans Probleme, ebenso wie damit anzufangen die Schulden wegzuräumen.
Na die Show läuft jetzt Weltweit.
Da muss man sich als anständiger Mensch jetzt überlegen ob man für seine Familie vorsorgt und sich etwas Silber und Gold anschaft solange es noch etwas gibt.
Ich empfehle als Lektür Karl Marx “Das Kapital”. Ist zwar schon 150 Jahre alt, aber immwer noch hochaktuell!