BlogAirbnb in Japan - ein Erfahrungsbericht

Airbnb in Japan – ein Erfahrungsbericht

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Endlich bin ich dazu gekommen, Airbnb in Japan auszuprobieren. Grund dafür war Besuch aus Deutschland – wir waren damit zu sechst unterwegs, darunter zwei Kinder. Das Ziel nach langer Überlegung: Okayama oder Kagawa, denn wir wollten dieses Mal unbedingt nach Naoshima, der Kunstinsel in der Seto-Binnensee. In Okayama war leider nichts brauchbares zu finden, wie ich schnell feststellen musste. Schade eigentlich. Also habe ich die Suche auf Shikoku erweitert. Ein Haus sah besonders vielversprechend aus – das einzige Problem lag darin, dass das Objekt der Begierde weit ab vom Schuß liegt. Trotzdem siegte die Neugier. Die Anmeldung bei Airbnb war schnell getan und die Reservierung ging auch relativ schnell. 100% Vorkasse, aber gut. Wer nicht wagt… Der Vermieter meldete sich am folgenden Tag und schickte auch gleich ein paar nützliche Links.

Blick von der Terrasse auf die 2. Etage
Blick von der Terrasse auf die 2. Etage

Drei Tage vor der Abreise setzte ich noch eine Nachricht ab und fragte, wann und wo ich einchecken könne. Keine Antwort. Nanu? Kurz vor dem Abflug von Haneda, Tokyo, versuchte ich anzurufen, und Gott sei Dank meldete sich jetzt jemand. Eigentlich sollte man vor der Übernachtung im Laden des Besitzers vorbeischauen und dort den Schlüssel in Empfang nehmen, aber der Besitzer meinte, dass das ohne Auto ziemlich unpraktisch sei und wir deshalb direkt zum Haus fahren sollten – er werde Instruktionen schicken, wie wir dorthin gelangen und wie wir an den Schlüssel kommen.
Im Hausinneren
Im Hausinneren

Gesagt, getan. Eine gute Stunde später landeten wir am Flughafen von Takamatsu. Dann ging es rund 45 Minuten mit dem Bus zum Hauptbahnhof von Takamatsu. Dort kurze Stärkung, mit Udon versteht sich, und schon ging es weiter mit dem Zug gen Westen, Richtung Matsuyama. Gute 90 Minuten später kamen wir in Toyohama an, einem Ortsteil von Kannonji, einer kleinen Stadt im äußersten Westen von Kagawa. Und ich beschloss, dass wir ruhig zum Haus laufen könnten, um zu sehen, was es in der Umgebung so sah. Waren ja nur 2,8 Kilometer. Mit Gepäck zog sich der Weg hin, und ich stellte fest, dass das Haus wirklich weitab von allem lag. Zwischen Strand und Staatsstrasse, mit einem einzigen Restaurant (gemeinsam betrieben von einem Inder und einem Pakistani!) im Umkreis von zwei Kilometern, aber immerhin einem Convenience Store in rund einem Kilometer Entfernung. Hier sagen sich wirklich Fuchs und Hase gute Nacht.
Sonnenuntergang über der Seto-Binnensee
Sonnenuntergang über der Seto-Binnensee

Die Instruktionen waren recht deutlich. Wir hatten den Code zur Schlüsselbox und gingen erstmal ins Erdgeschoss und waren etwas verwirrt – war das alles? Wir kommen wir ins Obergeschoss? Aha, Außentreppe. Dort sah es dann interessant aus: Ein einziger großer, rund 100 Quadratmeter großer Bereich mit Kamin, zwei Seiten komplett verglast, einer amerikanischen Küche, einer grossen Sitzecke, dazu ein Extraraum für Kühlschrank und Müll, Toilette, Bad nebst grossem Vorraum und modernster Waschmaschine – und einem grossen Zwischenraum zwischen Dach und Bad, den man ebenfalls als Schlafstätte nutzen konnte. Aussen befand sich eine mindestens 50 Quadratmeter grosse Terrasse mit Tischen, Feuerholz, vielen Stühlen, etwas Kunstrasen usw.
Für die Kinder war das ein Paradies: Es gab viel zu entdecken. Für die Erwachsenen auch. Man steckte einfach sein Telefon in eine Dockingstation an der Wand, und schon erklang überall Musik, selbst im Bad. Geschirrspülmaschine, Ofen/Mikrowelle, viele Teller und Besteck – es mangelte einfach an nichts. Auf der Webseite stand auch, dass man eine Zapfanlage bestellen kann, und ich hatte mich zuvor darüber erkundigt: Die Antwort des Besitzers war, dass er das bereitstellen könne, und er auch das erste Faß kostenlos bereitstellen würde. Und da stand sie: Eine kleine, aber professionelle Zapfanlage, und unten eine Gasflasche sowie ein 10-Liter-Fass-Bier. Eis rein in die Zapfanlage und schon ging es los.
Mit der Abgeschiedenheit hatten wir uns schliesslich schnell arrangiert. Man konnte ja schnell Taxis rufen, die fuhren einen dann für rund 1,000 Yen zum nächsten Bahnhof. Da alles vorhanden war, konnten wir auch selbst problemlos kochen, falls wir nicht auswärts assen. Ansonsten war die Lage genial: Direkt an einem Minihafen, an dem man sehr gut Ebbe und Flut sah (der Tidenhub beträgt ein paar Meter). Der Deich war nur gute 100 Meter entfernt, und bei Ebbe begann dahinter ein schmales Watt. Und man konnte von der Terrasse die Sonnenuntergänge hinter der Seto-Binnensee sehen.
Wenn Himmel und Meer miteinander verschmelzen
Wenn Himmel und Meer miteinander verschmelzen

Die abgeschiedene Lage erwies sich als Vorteil: Es gab null Touristen. Wir hatten das Wattenmeer ganz für uns allein, kamen schnell mit vielen Einheimischen ins Gespräch und sahen eine Ecke, die man sonst nie sehen würde. Mit Taxis, Zügen und Fähren kamen wir überall problemlos hin. Und im Haus gab es alles, aber auch wirklich alles, was man braucht. Ein Treffen mit dem Besitzer scheiterte aus Zeitmangel letztendlich – schade eigentlich, denn er soll wohl sehr nett sein. Und vorausschauend: Wir mussten am letzten Tag das Haus vor 10 Uhr verlassen, und wir waren 9:30 fertig. Wir bemerkten ein Auto, das ein paar Meter weit vom Haus entfernt parkte – und ich dachte mir schon fast, dass das der Besitzer sein wird, der nach unserer Abreise alles kontrolliert. 15 Minuten später erhielt ich auch eine Nachricht von ihm nebst Bewertung, in der er sich für die makellose Nutzung und das Saubermachen bedankte. Vorausschauend deshalb, weil er sich nicht unangemeldet in die Abreise einmischte, denn das ist mit zwei Kindern immer ein bisschen chaotisch.
Fazit: Gerne wieder. In einem Hotel zu übernachten wäre erstens teurer und zweitens bei weitem nicht so entspannend gewesen. Die Unterkunft ist ideal für Gruppen von 4 oder 5 bis 11 Personen. Beim nächsten Mal werde ich sicherlich wieder auf Airbnb zurückgreifen.
Wer hat ebenfalls Airbnb in Japan benutzt und war zufrieden? Für weitere Tipps wäre ich sehr dankbar!

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

13 Kommentare

  1. Bei den letzten Japanreise haben wir mal Airbnb ausprobiert. Wir waren zu dritt und drei ist immer eine ungünstige Zahl, was Hotels angeht. Es gibt zwar Zimmer für 3 und mehr Personen, aber die sind häufig schnell ausgebucht bzw. die Hotels liegen ziemlich bescheiden, also haben wir uns in Nihonbashi, Osaka eine Wohnung gemietet.
    Es war zugegebenermaßen ein gewisser Schock. Die Wohnung war eiskalt (wir waren Mitte März dort), die Dichtung der Fenster lächerlich, die Küche schon älteren Semesters. Und einer von uns durfte die Erfahrung des Findens einer toten Kakerlake im Bettzeug machen.
    Okay, die Wohnung war recht günstig und hatte eine gute Lage in Bezug auf die Verkehrsanbindung bzw. einige Highlights in Laufreichweite, aber man merkte vom Standard wohl die Nähe zu Tennouji.
    Alles in allem: War interessant, aber für Tokyo Ende des Jahres haben wir uns in ein Drei-Sterne-Hotel an der Tokyoter Bucht einquartiert (sind allerdings diesmal auch nur zu zweit).

  2. Ich bin vor ein paar Tagen nach Japan aufgebrochen, alleine versteht sich. Zur Zeit habe ich ein kleines Airbnb-zimmer im Westen Tokyos.
    Es ist ein Gästezimmer in einem kleinem Häuschen, für gewöhnlich wird es wohl als Schlafzimmer benutzt. Die Unterkunft wird von einer Frau mit Familie betrieben. Sie ist furchtbar nett und hat mir bereits am ersten Abend Wassermelone und Sake zum Probieren angeboten und sich mit mir etwas unterhalten. Danach habe ich sie recht selten gesehen, laut Tochter ist sie arbeiten. Beide sprechen übrigens fliessend englisch, es gibt ja einige Leute denen das wichtig ist. Preisslich liegt der Aufenthalt hier etwas über einem hostel, dafür habe ich ein Einzelzimmer. Ich bin gerne hier :)

  3. Na siehste, Shikoku ist immer eine Reise wert. Und die Unterkunft, da wuerde ich mich auch schon mal gerne einquartieren, ist ja direkt “um die Ecke” von uns. rage: Kosten???

    • Da stimme ich Dir bedingungslos zu. War ja nun auch schon meine vierte Tour nach Shikoku, und immer wieder gerne!
      Preise siehe Link (“das Objekt der Begierde”). Beziehungsweise auf Person pro Nacht runtergerechnet, knapp 6,000 yen.

  4. Sehr interessant! Vielen Dank für den Beitrag. :)
    Hab jetzt schon mehrfach nur Gutes über Airbnbs in Japan gehört. Leider lohnt sich das nur selten, wenn man ganz alleine reist. :(
    Freut mich auch, dass ihr den Urlaub so genießen konntet. Wäre auch total meins gewesen. Mag das auch in der Abgeschiedenheit, weg von den Touristen. ;)
    Und die Seto Inland Sea ist ja sowieso unbeschreiblich schön!!! :)

  5. Hallo,
    zwar nicht Airbnb sondern Tripadvisor, aber das ist dasselbe in grün, ich war auch sehr zufrieden, kleine Wohnung in Kyoto Arashiyama, günstig und ausreichend ausgestattet. Viel besser als Hotel, viel entspannter und vor allem an keiner Zeiten, von wegen Mahlzeiten und ähnlichem gebunden, habe mir auch für dieses Jahr wieder, diesmal in Tokyo, eine kleine Wohnung reserviert :-)

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