Schon mal erwähnt, daß ich ein riesengrosser Freund japanischer Banken bin? Ach ja, hatte ich schon. Aber da die hiesigen Banken eine unendliche Quelle abstruser Vorschriften sind, bin ich ihnen einfach mal einen weiteren Artikel schuldig.
Viele Leser werden sich an den Spendenaufruf für Minami-Sōma erinnern. Es kam einiges zusammen, und das sammelte sich auf meinem Paypal-Konto an. Und das musste irgendwie zum japanischen Spendenkonto der Organisation gelangen, da diese leider kein ausländisches Konto und auch kein Paypal haben. Mein Paypal-Konto ist mit meinem japanischen Bankkonto verbunden – will heissen, ich kann – begrenzt – Geld von meinem Paypal-Konto zu meinem Bankkonto schicken. Ist auch nicht allzu teuer. Ja, und? Nun, Paypal hat seinen Sitz im Ausland. Irgendwo da draussen. Jedenfalls nicht in Japan. Und Japanern, allen voran Banken, ist ja bekanntlich vieles, was aus dem Ausland kommt, suspekt. Dazu zählen insbesondere Überweisungen. Man könnte ja mit dem Geld, auch wenn es nur ein dreistelliger Eurobetrag ist, einen japanischen Politiker bestechen! Also setzt sich eine Maschinerie in Gang. Drei Tage, nachdem ich die Überweisung in Paypal in Gang gebracht hatte, bekam ich einen Anruf von meiner örtlichen Bankfiliale:
B: Sind sie Matthias? Matthias R***** (Name ist der Redaktion bekannt)
M: Ja!
B: Hier ist die Mizuho-Bank. Sie haben bei uns ein Konto…
M: Korrekt.
B: Wir haben heute eine Überweisung aus dem Ausland auf ihr Konto erhalten. Von (kurze Pause, es raschelt etwas) Pei… – Pei…
M: Peiparu! (Paypal)
B: Genau! Sie wissen davon?
M: Ja, ich habe die Zahlung erwartet.
B: Wir müssen Sie aufgrund von Verordnung soundso fragen, woher das Geld kommt.
M: Das ist von meinem eigenen Paypal-Konto. Ich überweise da quasi zwischen meinen eigenen Konten.
B: Und darf ich Sie nach dem Verwendungszweck fragen? Woher kommt das Geld?
M: Ich habe da eine Webseite, und da haben die Leser für einen wohltätigen Zweck für eine Organisation in Japan gespendet.
B: etto… (auf Deutsch in etwa: wie jetzt?)
M: Tja, und das Geld muss ich weiterleiten.
B. (sammelt sich und läuft zur Hochform als Detektivin auf) Wie heisst die Organisation?
M: “Save Minami-Sōma”
B: Hä?
M: Minami-Sōma! Sie wissen schon, die Stadt in Fukushima, Tsunami, AKW, Erdbeben und so!
B: Hmmm. Und was war das andere nochmal?
M: Save! Auf Japanisch 救助 oder 救う, oder in diesem Fall auch 応援する (da ich gerade Laune hatte, gab ich ihr noch mehr Übersetzungen, damit sie meinen prächtigen japanischen Wortschatz etwas mehr würdigen kann)
B: Und was macht die Organisation?
M: Nun, die fahren regelmäßig mit Hilfslieferungen nach Minami-Sōma…
B: Wohin?
M: (fallen gerade die Udon aus dem Mund) Na nach Fukushima, um das an die Evakuierten zu verteilen.
B: Achso. Ist die Organisation eingetragen?
M: Ich glaube, noch nicht. Das dauert ja in Japan immer ein paar Jahre… aber die gehören zu Second Harvest?
B: Sekando… was? Was machen die?
Nun, ich möchte nicht das ganze, ca. 10-minütige Gespräch wiedergeben. Die Dame war auch so freundlich, mich zu warnen, dass sie mich jedes Mal anrufen, wenn ich so eine Überweisung bekomme. Bis dahin werde ich mir wohl eine einfachere Geschichte ausdenken müssen (na damit will ich den Wirtschaftsminister bestechen, damit er dieses alberne Bankengesetz kippt – zum Beispiel).
Ende vom Lied: Die gute, leider etwas begriffsstutzige Frau gab endlich die Überweisung frei, sodass ich sie noch am gleichen Tag weiter überweisen konnte.
Dieser Prozess war mir nicht neu. Da wir in der Firma mehrmals im Monat auch Zahlungen aus dem Ausland erhalten, kenne ich diese Gespräche. Aber als Firma hat man freilich den Vorteil, meistens mit der gleichen Person sprechen zu können.
Kann mich erinnern, wie ich vor einer Weile mal Geld nach D. ueberwiesen habe. Da durfte ich dann eine Stunde darauf warten in eine kleine Zelle vorgelassen zu werden, in der ich dann mit einer Dame in Shinjuku per Videoschaltung reden durfte. Die Gute hat dann alle Infos drei Mal ueberprueft und mir sinnlose Fragen in Richtung “ist auch keine Geldwaesche oder?” gestellt.
Ja, immer wieder ein Vergnuegen, die Banken hier.
Ich staune immer wieder über deine Geduld. Als mir das das erste Mal passiert ist (ebenfalls MEIN Geld von MEINEM Konto auf MEIN Konto), wollte ich der Dame sofort antworten, daß es sie einen feuchten D**** angeht wofür das ist. Tja, nur gibt’s dann halt nix…
Hallo!
Ich glaube dein Link zu besagtem Banken-Kritik-Artikel ist falsch verknüpft. Hmm, oder ich habe die kleine Bemerkung über das missglückte Geld Abheben am Freitagabend nicht als Kritik erkannt^^
Grüße
PS: Ich lese deinen Blog seit ca. 1Jahr und habe erst jetzt einen Kommentar hinterlassen. Wollte nur mal sagen, dass ich deine Artikel sehr interessant finde und täglich auf einen neuen hoffe :) Danke für die tollen Beiträge!
So was gibt es aber auch in Deutschland :) Ab einer gewissen hohen Summe + Auslandsüberweisung, fragen die Banken auch schon mal gerne nach der Herkunft und Verwendungszweck nach…
@BigAl
Wie sagt man so schön: “Wer fi**en will muss freundlich sein”. Nutzt in dem Fall ja alles nichts. Solche Angestellte fragen die Leute so lange, bis sie irgendwas sagen, dass in ihren Formularen vorkommt. Wenn man dann mit abstrusen Geschichten herkommt, dauert’s etwas länger
@Ryuuji
Eigentlich wollte ich den Link hier posten, aber da war es dann schon zu spät:
http://www.tabibito.de/japan/blog/2006/07/14/technik_top_banken_flop/
Ansonsten – mehr Kommentare bitte :)
@Ulti
Ab gewissen Beträgen kann ich das nachvollziehen. Aber japanische Banken machen das bei jedem Beitrag – es gibt keine Untergrenze.
Kann man in Japan nicht Geld von einem Auslandskonto (muss halt noch vorhanden sein) abheben, das dann auf seinem jap. Konto einzahlen und überweisen
Netter Blog, ich hab in den letzten Tagen alles durchgelesen.
lg
Thuruk
@トゥルク
Alle 600+ Beiträge? Weia… dann kennst Du mich ja fast besser als ich mich selbst…
Was Deine Theorie anbelangt – ja, das kann man. Habe ich auch schon manchmal gemacht. Aber Paypal ist keine Bank in dem Sinne und man kann nichts abheben. Und leider kann ich bei Paypal kein deutsches Konto hinzufügen, wenn ich in Japan bin.
Hi tabibito,
seit 2 Jahren machen die starke Werbung (in Oesterreich) … soweit ich das erkannt habe, brauchst deine Unterlagen nur zu faxen, oder per email senden.
Bekommst auch eine Bankomat und Kreditkarte dazu …
http://www.dkb.de/privatkunden/dkb_cash/produktinfo/ausland/dkb_cash_ausland/zahlungsverkehr/index.html?affiliate=ztsem&referer=27940.ZIELTRAFFIC_SEM_WW226
Schau es dir einfach mal an, siehst ja dann ob das fuer dich funktioniert …
LG Harry
Gott sei dank kannst du bei der Redaktion nachfragen, falls nach einbem solchen Telefonat dir dein Name entfallen sein sollte (immer wieder köstlich!)
Ich dachte immer die Deutschen hätten eine Regelwut – da habe ich mich naber getäuscht. Bedauerliuch finde ich aber, dass der/die Anrufer(in) dann aber so wenig von der Materie verstehen.
@Harry: ich glaube nicht, dass die DKB ein Konto eröffnet, welches von Japan aus veranlasst wird. Ziel der Übung war wohl das deutschsprachige Ausland. Aber vielleicht soll auch die deutsche Diaspora mitangesprochen werden, persönlich glaube ich da aber nicht dran.
@Harald
Das Problem ist nicht, ein Konto im deutschsprachigen Raum zu haben. So ein Konto habe ich. Paypal ist – zumindest momentan – unersetzbar, da man bei Paypal Geld an eine Email-Adresse senden kann, ohne endlose Zahlenkolonnen eingeben zu müssen. So gesehen ist Paypal wirklich international – wären da nicht die strikten japanischen Gesetze in punkto Auslandsüberweisungen.
@Terry
Glaub mir, in Japan ist die Regelwut noch viel, viel schlimmer. Japan hat die Regelwut von Preussen übernommen. Und raffiniert. Wie üblich.
@tabibito: Gibt’s wa ähnliches/vergleichbares (Paypal) in Japan?
Es gibt auch Paypal in Japan, jedenfalls soweit ich informiert bin, es scheint nur kaum benutzt zu werden, da Japaner so schön einfach alles im Combini bezahlen können.