Am 20. September war die Stichwahl also entschieden: Bei der innerparteilichen Wahl der Liberaldemokraten zum Parteivorsitzenden (der dann, so ist es Brauch, auch zum Ministerpräsidenten gekürt wird), gewann Amtsinhaber Abe wie erwartet und mit großem Vorsprung die Wahl gegen den einzigen Herausforderer, Shigeru Ishiba. Immerhin hat Ishiba aber 73 Parlamentsabgeordnete bei dem komplizierten Wahlverfahren (an dem das gemeine Volk, außer den Parteimitgliedern natürlich, nicht teilnimmt) hinter sich geschart, und das war mehr als Beobachter erwartet hatten. Abe lag freilich mit 329 Unterstützern weit vorne, aber interessant sehen die Verhältnisse bei den ganz normalen Parteimitgliedern aus: Dort stimmte nämlich fast die Hälfte (knapp 45%) für Ishiba. In zehn von 47 Präfekturen, die meisten davon eher ländlich geprägt, lag Ishiba sogar vorn, und das deutet darauf hin, dass es an der Basis der Liberaldemokraten brodelt. Aber es brodelt nicht genug.
Während Ishiba seine letzte Rede vor der Wahl im hippen Shibuya hielt, zog es Abe, wie jedes Mal nach Akihabara. Und er und sein Team haben die richtigen Schlüsse aus der Blamage des letzten Auftrittes gezogen, als zahlreiche Demonstranten die Rede lautstark störten. Dieses mal wurden gemeine Zuhörer und Demonstranten auf Distanz gehalten, und um etwas Masse zu sugerieren, wurde aus der näheren und ferneren Umgebung massenhaft Klatschvieh herangekarrt. Darunter auch mittelalte Damen, die ungeniert vor der Kamera bekanntgaben, dass sie Abe unterstützten, weil er so ein toller Typ sei. Prima. Alles in allem war die Veranstaltung nur in gewissem Masse ein Stimmungsbarometer; im Großen und Ganzen hätte sich aber sowieso nicht viel geändert, da es ja um eine parteiinterne Wahl ging.
—
Während Abe jedoch vorerst bleibt, macht man sich in Japan schwere Sorgen um DEN japanischen Speisefisch – den 秋刀魚 Sanma (Makrelenhecht). Der gehört zum japanischen Herbst dazu wie Halloween und buntes Laub. Die Ausbeute im vergangenen Jahr war ungewöhnlich mager – umso mehr war man hoch erfreut in diesem Jahr, als man reichen Fang vermelden konnte. Die Fische waren zudem schön fett – auch das kann man nicht jedes Jahr sagen. Dementsprechend pendelten sich die Preise auf vernünftigem Niveau ein – die silberglänzenden, schlanken und knapp 30 cm langen Fische kosten in guten Zeiten nicht einmal 100 yen, in schlechten Jahren hingegen über 300. Doch die Freude währte nicht lange: Das schwere Erdbeben in Hokkaido liess die Erträge einbrechen, und das betrifft nicht nur den Makrelenhecht, sondern auch Milch – und, aber das kennen wir ja schon seit Jahren – Butter.
Zur Butterthematik hat der Abe ja noch die passenden Wahlplakate im Schrank ;)
Die Butter auf dem Brot, und nicht ur die ist bisweilen Mangelware oder aber ueberteuert.
Na, es wird sich wohl bald aendern, wenn dann die USA in Zukunft den japanischen Markt ueberrollen werden (Sarkasmus Mode, natuerlich).