Blog753 Reloaded

753 Reloaded

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Auch in Japan gab es mal Zeiten, in denen grosse Not herrschte und es nicht selbstverständlich war, dass Kinder mehr als die ersten zwei, drei Lenze sehen. Das ist gottseidank heutzutage anders, doch vor diesem Hintergrund hat sich eine Tradition bis in die heutigen Tage gerettet: Das 七五三 shichigosan (7-5-3) – ein Ritual, das begangen wird, wenn Jungen 5 Jahre alt werden oder die Mädchen 3, und später dann nochmal 7 Jahre alt. So zumindest die Faustregel, denn das kann je nach Region variieren. In einigen Regionen und entsprechend Familien machen die Jungen das Ritual dreimal durch.
Da es sich alles in allem um eine erfreuliche Sache handelt, wird dies normalerweise in einem shintōistischen Schrein gehandhabt und nicht in einem buddhistischen Tempel. Das geht in etwa so: Man spricht beim Schrein vor (oder ruft einfach an), wenn es bald November wird und die Kinder das entsprechende Alter erreicht haben – oder in Bälde erreichen werden. Der Priester nimmt die „Reservierung“ entgegen, und sagt, was mitzubringen sei. Ganz wichtig dabei: Ein kleiner Obulus, als „o-kimochi“, also als Geste. Im Falle unseres Stammschreines sind das, was für ein schöner Zufall, 10,000 Yen, also knapp 80 Euro. Pro Kind wohlgemerkt. Und gestern hatten wir derer zwei, die „fällig“ waren. Für die Zeremonie werden die Kinder in der Regel hübsch verpackt – im Kimono oder im Kleid oder im Anzug, jenachdem, was die Eltern oder Großeltern bevorzugen. Nun ist das mit dem Kimono freilich so eine Sache: Möchte man einen schönen Kimono, kostet der mehrere tausend Euro, und da die lieben Kleinen in null-komma-nichts rausgewachsen sind (und es an anderen Gelegenheiten mangelt, den Kimono zu tragen – auf dem Spielplatz würde es sicher zu leichten Irritationen führen), sollte man sich die Sache gut überlegen. Man kann sich zum Beispiel auch einen Kimono ausleihen, und das kostet ebenfalls meistens um die 10,000 Yen. Bei uns war es am Sonntag also soweit, und wir hatten Glück: 18 Grad, Sonne – perfektes Wetter. Dazu quengelige, aber piekfein angezogene Kinder, die sich nur ungern fotografieren lassen. 30 Minuten später war die Sache vorbei, und wenn ich daran denke, dass dies das letzte 753 für meine Tochter war, werde ich beinahe etwas sentimental. Erst recht, wenn ich mir das Photo vom 753 vor 4 Jahren ansehe – siehe unten.
Mehr möchte ich mich über 7-5-3 jetzt nicht auslassen, denn das habe ich schon vor vier Jahren in diesem Artikel getan.

753 vor 4 Jahren...
753 vor 4 Jahren…

 
 
... und 2013, dieses Mal mit Verstärkung
… und 2013, dieses Mal mit Verstärkung

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

8 Kommentare

  1. Das sind zwei wunderschöne Bilder mit wunderschönen Kindern darauf. Uns steht das nächstes Jahr bevor – mit einer Siebenjährigen und einer Dreijährigen. Die Große war vor drei Jahren in Düsseldorf dran, das war kostengünstiger als in Japan, aber dafür auch recht unfeierlich, kalt, verregnet und einsam. Kimono wurde übrigens von den Großeltern gestiftet, schön prinzessinnenhaft und gar nicht so teuer (etwa um die 90 Euro, wenn ich mich recht erinnere). Getragen wurde der außerdem zu Weihnachten, zum Geburtstag, zu Ostern, zu Pfingsten, zu Papas Geburtstag und zu allerlei anderen feierlichen Gelegenheiten. In Deutschland gibt es ja genug davon. ;-)
    Den beiden Kurzen alles Gute und dem Großen ein dickes Lob für die vielen interessanten Texte!

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