Wie jedes Jahr gibt es den traditionellen, persönlichen Jahresrückblick – dieses Jahr aus einem Ryokan in der Präfekturhauptstadt Gifu. Das war also, aus Sicht von Tabibito, das Jahr 2019:
Politik
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Es ist doch zum Mäuse melken. Die Regierungspartei kann wirklich ein krummes Ding nach dem anderen drehen, ohne das es grössere Konsequenzen gibt. Sicher, ein paar Minister mussten dieses Jahr aufgrund diverser Skandale den Hut nehmen, doch letztendlich ändert sich einfach… nichts. Das i-Tüpfelchen in diesem Jahr war der Skandal um die Veranstaltung Sakura-o-miru-kai, bei dem Beamte einfach Gästelisten verschwinden liessen — und zwar unmittelbar nach der Forderung der Opposition, die Liste zu veröffentlichen. Die gesamtpolitische Lage als solche ist natürlich schwer objektiv messbar, doch die Tatsache, dass Japan zum Beispiel beim Gender Equality Index und beim internationalen Index der Pressefreiheit immer weiter abrutscht ist ganz sicher kein gutes Zeichen.
Weniger politisch, aber dennoch relevant war der Thronwechsel in diesem Jahr. Seit dem 1. Mai 2019 ist Naruhito neuer Kaiser Japans, da sein Vater aus Altersgründen das Zepter (beziehungsweise die drei japanischen Reichsinsignien) niederlegte. Dieses grosse Ereignis bescherte den Japanern Ende April / Anfang Mai eine so noch nie dagewesene Reihe von insgesamt zehn freien Tagen. 2019 wurde zudem zum Jahr Heisei 31 und gleichzeitig zum Jahr Reiwa 1 (bzw. “Reiwa Gannen”) – eine neue Zeitrechnung.
Außenpolitisch bestätigte sich meine Annahme vom vergangenen Jahr: Die Beziehungen zu Südkorea haben sich extrem verschlechtert. Doch immerhin zeigte sich im Dezember ein Silberstreif am Horizont – es scheint endlich einigen Politikern zu dämmern, dass die jetzige Lage niemanden einen Nutzen bringt. Ganz im Gegenteil.
Wirtschaft
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Die gute Nachricht vorneweg: Der Jahresendbonus war bei den grossen japanischen Firmen so hoch wie schon lange nicht mehr. Das klingt erstmal gut. Doch das Wirtschaftswachstum war sehr moderat, und man folgt dem Trend der Weltwirtschaft: Der Pfeil zeigt sanft aber unerbittlich nach unten. Den höheren Bonus brauchen die Menschen auch, ist doch die Mehrwertsteuer am 1. Oktober von 8 auf 10% gestiegen. Das war allerdings schon lange so geplant.
Beruf
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Seit nunmehr 14 Jahren das Gleiche: Keine Änderungen. Es gibt viel zu tun, und das ist gut so. In diesem Jahr war ich allerdings zusätzlich mit mehreren Schreibaufträgen beschäftigt – so unter anderem mit einem grossen Update eines namhaften Reiseführers (erscheint 2020), der überarbeiteten Neuauflage meines bei Conbook erschienenen Buches, einer Recherche von Nationalparks in Kyushu für Japan Digest und ein paar Sachen mehr.
Familie
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Es war ein Jahr der schlechten Nachrichten, an dem der japanische Teil meiner Familie (und mich selbst) noch eine Weile beschäftigen wird. Leider sah es auf meiner Seite der Verwandtschaft ebenfalls nicht gut aus, und hier offenbaren sich die Nachteile, fast 10’000 Kilometer entfernt von der Heimat zu leben. Ein “ein letztes Mal sehen” ist da leider nicht so einfach.
Immerhin kann ich mich jetzt als stolzen Vater einer fröhlich vor sich hinpubertierenden Tochter bezeichnen. Die Metamorphose vom kleinen Engel zum grummeligen Teenager ging recht zügig vonstatten, aber das nehme ich mit Humor.
Reise
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Ins Ausland ging es dieses Jahr nicht, dafür waren aber ein paar Inlandsreisen angesagt: So unter anderem nach Osaka und Nagoya (arbeitsbedingt), zwei Mal nach Kyushu (ein Mal familienbedingt und ein Mal arbeitsbedingt) sowie nach Gifu (Familienurlaub), wo gerade dieser letzte Artikel des Jahres entsteht. Das Titelfoto entstand auf einer der beiden Kyushu-Reisen und ist mein persönlicher Favorit in diesem Jahr (es zeigt einen von Vulkanasche bedeckten Parkplatz am Aso).
Blog +α
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Dieses Jahr gab es – wie in den letzten Jahren auch – 84 neue Beiträge. Das sind 7 Beiträge pro Monat, und zwar nicht im Schnitt, sondern exakt. Es gab viel positives Feedback in diesem Jahr, aber in mir schwelt auch langsam der Gedanke, etwas tun zu müssen, um die Reichweite zu erhöhen. Bin mir nur noch nicht sicher was, und ob ich die Zeit dafür haben werde.
In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern einen guten Rutsch ins neue Jahr — das Jahr der Maus. Ich hoffe, Ihr bleibt mir als Leser treu, und wie immer bin ich offen für Vorschläge, wie dieser Blog besser werden kann!
Hallo, ich les Ihren blog regelmäßig mit Genuss. Danke auch für den Buchtipp Kawaii! Hab ich mir selbst zu Weihnachten gegönnt. ;)
Vielleicht noch eine kleine Anregung in Sachen Musik (seh gerade, dass das Wort hier auf der Internetseite ziemlich klein geschrieben ist – hihi): Wer Metal mag: Band-Maid – die Mädels spielen besser als so mancher Recke aus den anglo-amerikanischen Territorien! Die wären nach meiner bescheidenen Meinung durchaus mal einen Support wert.
Dankeschön für die lieben Wünsche und für den schönen Rückblick! Auch für dich und deine Lieben schöne Feiertage, einen erholsamen Urlaub und guten Rutsch ins neue Jahr! LG, Natalia
Ich wünsche dir und deiner Familie auch einen guten Start in das neue Jahr!
Deinem Blog bleibe ich auf jeden Fall als Leser, der sich über jeden neuen Beitrag von dir freut, treu.
Zum Jahresende noch eine RSS-Frage, auch wenn ich wohl nur noch zu der sehr seltenen Spezies gehöre, die sowas benutzt… ;)
Ich bekomme bei deinem Feed in meinem Reader keine Inhalte mehr angezeigt.
http://www.tabibito.de/rss/?media=rss
Funktioniert der bei dir oder hat sich etwas geändert?
Da man es sonst nie rückmeldet, passt es vielleicht zu dieser Gelegenheit: ich lese diesen Blog seit Jahren gerne und freue mich stets über neue Beiträge, die mich in den meisten Fällen dann auch sehr interessieren.
Guten Rutsch!
Herzlichen Dank für deinen Blog. Ich lese jeden Eintrag immer sehr gerne und freue mich immer auf den Nächsten. Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute für das neue Jahr.
Auch von mir ein herzliches Danke für dein Blog. Ich bin auch jene von denen, die leider wenig bis gar kein Feedback geben, die aber wirklich jeden Beitrag gespannt lesen ;)