Vor genau einem Jahr, gegen 15:30 und nach zwei schweren Erdbeben innerhalb einer halben Stunde, schrieb ich folgenden Satz in den diesen Blog:
Übersicht über Schäden liegen noch nicht vor, aber dies wird ein schwarzer Tag für Japan werden.
Leider sollte ich mit diesem Satz mehr Recht haben, als mir lieb ist. Zu dem Zeitpunkt traf die erste Tsunami-Welle auf das Festland, aber das sollte ich bis abends an jenem Tag nicht erfahren. Dass wenig später auch noch mehrere Blöcke eines AKW abrauchen, hatte ich auch noch nicht geahnt. Nein, dieser Tag wird sich ins Gedächtnis einbrennen, denn es änderte das Leben vieler Millionen Menschen hier, und es änderte auch mein Leben.
Heute um 14:46, genau 1 Jahr nach der Katastrophe, versank Japan in eine Schweigeminute. Die wurde auf Bahnhöfen, in Einkaufszentren, über die städtischen Lautsprecheranlagen usw. ausgerufen: 黙祷! (mokutō) – ein stilles Gebet! Alle hielten inne. Nun ja, bis auf die Kinder natürlich.
Natürlich gibt es zum Jahrestag unendlich viele neue Artikel in den Medien, und unzählige neue Dokumentationen. Ich werde neue Dokus, so es meine Zeit erlaubt, sichten – und empfehlen, wenn ich etwas für empfehlenswert halte.
Demnächst werde ich auch wieder einen Beitrag der “Save Minamisōma”-Initiative widmen, denn es gibt ein paar Leute, denen ich hier ganz offiziell danken möchte.
Ich danke an dieser Stelle nochmals allen Lesern, die mir in dem vergangenen Jahr die Treue gehalten und diesen Blog als hoffentlich halbwegs brauchbare, wenn auch subjektive Informationsquelle angesehen haben.
Am Freitag wurde ich von einem Radiosender interviewt – dem gleichen Sender hatte ich vor gut einem Jahr bereits ein Interview gegeben. Eine Frage überraschte mich: “Verging das Jahr eigentlich schnell, oder langsam?”. Ich weiss es nicht. Wahrscheinlich eher langsam. Eins weiss ich jedenfalls: Zum ersten Mal in meinem Leben war ich zu Neujahr froh, dass das alte Jahr endlich vorbei war.
Anbei noch eine Zusammenfassung der Artikel zum Thema – für alle, die noch nicht so lange dabei sind, und für diejenigen, die noch einmal nachvollziehen wollen, was geschah.
Chronologie der Ereignisse:
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・Eilmeldung: Mittelschweres Erdbeben in Tokyo (11. März 2011, 14:52)
・Eilmeldung: Sehr schweres Erdbeben im Norden Japans (11. März 2011, 15:30)
・Sanriku-Kantō-Erdbeben – Update (12. März 2011, 01:00)
・Sanriku-Kantō-Erdbeben – Update II: Kernschmelze im AKW – oder? (13. März 2011)
・Sanriku-Kantō-Erdbeben – Update III: Planmässige Stromausfälle usw. (14. März 2011)
・Sanriku-Kantō-Erdbeben – Update IV: Kurzzeitige Evakuierung (14. März 2011)
・Sanriku-Kantō-Erdbeben – Update V: Langzeitige Evakuierung (15. März 2011)
・Sanriku-Kantō-Erdbeben – Update VI: Nachbeben/Medien (15. März 2011)
・Sanriku-Kantō-Erdbeben – Update VII: Augen zu und durch (16. März 2011)
・Sanriku-Kantō-Erdbeben – Update VIII (17. März 2011)
・Sanriku-Kantō-Erdbeben: Update IX (19. März 2011)
・Sanriku-Kantō-Erdbeben: Update X (21. März 2011)
・Sanriku-Kantō-Erdbeben: Update XI (23. März 2011)
・Sanriku-Kantō-Erdbeben: Update XII (25. März 2011)
・Wenn der Untergrund flüssig wird (27. März 2011)
・Tōhoku-Pazifik-Erdbeben: Update XIII (29. März 2011)
・Tōhoku-Pazifik-Erdbeben: Update XIV (1. April 2011)
・Grosse Ostjapan-Erdbebenkatastrophe: Update XV (4. April 2011)
・Eilmeldung: Schweres Nachbeben bei Sendai (7. April 2011)
・Grosse Ostjapan-Erdbebenkatastrophe: Update XVI (12. April 2011)
・Grosse Ostjapan-Erdbebenkatastrophe: Update XVII (19. April 2011)
・Grosse Ostjapan-Erdbebenkatastrophe: Update XVIII (19. Mai 2011)
・Schleichende Angst (4. Juni 2011)
Vor Ort-Berichte
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・Rettet Minami-Sōma
・Minami-Sōma – im Katastrophengebiet Teil 1
・Minami-Sōma – im Katastrophengebiet Teil 2
・Notizen aus dem Norden: Miyako
・Die Küste von Iwate 9 Monate danach – eine Momentaufnahme: Teil 1
・Iwate 9 Monate nach dem Tsunami: Teil II
Andere, mit dem Thema verwandte Einträge:
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・Town Hall Meeting der deutschen Botschaft: Denn man tau! (28. April 2011)
・Von Illuminati und der grossen Tsunamilüge (15. Juni 2011)
・Kühe mit zwei Köppen / Urlaubssorgen / Dies und das (15. Juli 2011)
・Ist Japan sicher? (20. Juli 2011)
・Anschauen, essen, fühlen! Katastrophentourismus 2011 (2. September 2011)
・Gut gemachte Doku: 155 Tage nach dem Erdbeben (8. September 2011)
・Ist Tokyo nun verstrahlt? Oder nicht? Eine Bestandsanalyse (17. Oktober 2011)
・Geigergezähltes: Strahlungswerte selbst gemessen (10. Januar 2012)
・70%-Chance für ein Hauptstadtbeben in den nächsten vier Jahren? (24. Januar 2012)
・Warum trifft Journalismus über Japan nachwievor nicht den Punkt? (23. Februar 2012)
[…] 1 JAHR 3/11: RETROSPEKTIVE von Tabibito […]
Vielen Dank für die vielen hilfreichen Beiträge – auch ich werde diesen Tag nie vergessen und bin unendlich traurig über das, was vor einem Jahr geschehen ist. Ich habe seither die deutschen, amerikanischen und japanischen Nachrichten täglich verfolgt und werde auch nie vergessen, wie verzweifelt ich war und immer noch bin, dass die lang erhoffte Entwarnung nicht kam. Auf viele Erfahrungen, die ich danach mit einigen Mitmenschen gemacht habe, hätte ich gern verzichtet – daher kann ich auch gut nachvollziehen, wie es dir geht, wenn du liest, was mancherorts in Europa wie berichtet wird. Der letzte Beitrag, der mich wieder nachdenklich gemacht hat, wurde bei arte ausgestrahlt. Für den Fall, dass du ihn noch nicht kennst, hier der Link: http://www.arte.tv/de/Fukushima—Die-Wahrheit-hinter-dem-Super-GAU/6391506.html. Dir und deiner Familie alles Gute!
Leider ist das eher die Wahrhreit ueber Arte und die Instrumentalisierung einer Tragoedie – kaum ein wahrer Satz in dieser Sendung.
Der Hammer aber sind die “Experten” in dem Arte Video…
Nummer 1
Arnold Gunderson
Gundersen talks a hot load of crap.
The stricken reactors had released more “hot particles” than TEPCO had originally thought and that people in Tokyo were breathing in 10 of these every day in April
These “hot particles” are undetectable with a regular Geiger counter
These “hot particles” were detected by “independent scientists” in Tokyo using air filters
These “hot particles” are undetectable inside the body
http://squeeze-box.ca/?tag=arnold-gundersen
Nummer 2
Wolfgang Kromp
Prophet der Apokalypse
Wolfgang Kromp ist die nukleare Kassandra der Republik. Täglich verbreitet der Physiker Weltuntergangsstimmung. In Wissenschaftskreisen sind seine Thesen umstritten.
apokalyptischen Phrasendrescher
http://www.zeit.de/2011/13/A-Kromp
Nummer 3
Emmerich Seidelberger
Ist der Stellvertreter von Wolfgang Kromp am selben Insitiut !?
Nummer 4 Chris Busby ist aber der Knueller – er hat in Japan Vitamine und Mineralien Pillen (gegen Strahlung) im Wert von Centbetraegen fuer fast 50 Euro verkauft. Ein Urintestgeraet fuer radioaktive Strahlung, fuer knapp 1000 Euro und eines fuer Lebensmittel fuer ueber 1000 Euro!!!
Chris Busby and the Expensive Anti-Radiation Vitamins for Fukushima
http://www.forbes.com/sites/timworstall/2011/11/22/chris-busby-and-the-expensive-anti-radiation-vitamins-for-fukushima/
Der 11. März ist mein Geburtstag. Auch ich werde den 11.3.2011 nicht mehr vergessen. Zunächst hat meine Familie mir morgens ein Geburtstagsständchen gebracht. Wenig später kam mein Sohn auf mich zu: “Mama, schau heute lieber keine Nachrichten…!” Ich habe sofort geahnt, dass es etwas mit Japan zu tun hatte. Mein Sohn hatte wenige Wochen vorher die Zusage für einen Studienplatz in Tokio bekommen, am 31.3.sollte sein Flug gehen. Die nun folgende Zeit war Stess pur.Freunde und Bekannte, aufgeschreckt durch Berichte in den hiesigen Medien, konnten nicht verstehen, dass wir überhaupt darüber nachdachten, ob wir unseren Sohn nach Tokio gehen lassen sollten.”Wollt ihr euren Sohn in den Tod schicken?” war eine der heftigen Reaktionen, denen wir uns ausgesetzt sahen. Dazu die eigenen Zweifel: was kann man glauben, welchen Nachrichten vertrauen?
Bei meiner verzweifelten Suche nach Orientierung stieß ich auch auf Tabibitos Blog.Es war eine der Quellen, die mir wieder “Land in Sicht” brachten.Auch Untersuchungen und Kommentare von Greenpeace waren teilweise sehr hilfreich.
Unser Sohn ist dann am 31.3. geflogen.
Gestern hat er mir via Skype gratuliert und Ende des Monats werden wir ihn in Tokio besuchen.
Ich bin sehr froh, dass mein Geburtstag diesmal ganz ruhig und ohne irgendwelche Katastrophenmeldungen verlaufen ist.
@Tapi:
Herzlichen Glückwunsch nachträglich.
Ich hatte gestern, also am 12. März Geburtstag. Ich hingegen war an dem Tag letztes Jahr in Japan. Das war auch der traurigste Geburtstag, den ich je hatte..
Tabibito:
Auf jeden Fall finde ich die ganzen Extrasendungen im TV interessant, kann sie aber nicht länger als 5 Minuten ansehen, weil ich andauernd anfangen muss zu heulen, wenn ich die Schreie höre von denen die alles verloren haben..
Am Anfang habe ich das immer noch alles angesehen, aber in letzter Zeit geht echt gar nicht mehr.
@Reisender:
Nachträglich noch einmal meinen Dank für dieses Blog. Ja, auch wenn subjektiv, war es eine sehr brauchbare Quelle und denkbar angenehme Alternative zu den deutschen Medien.
Na ich finde Berichte können im Gegensatz zu reinen Nachrichtenmeldungen durchaus subjektiv geprägt sein (bis zu einem bestimmten Grad ist das jeder noch so objektive gemeinte Bericht), solange dabei die Tatsachen nicht verzerrt dargestellt werden. Ein grosser Teil der deutschsprachigen Medienwelt könnte sich bei Tabibito dickste Scheiben wenn nicht ganze Würste abschneiden. Das betrifft auch gestandene Reporter die jahrelang über Asien berichteten und dafür zig Auszeichnungen erhalten hatten. Nicht zu vergessen dass das Blog ein Hobby ist und nicht tägliches Metier.
Ich kannte zu dem Zeitpunkt des Tsunamis leider diesen Blog noch nicht und habe deshalb alle alten Einträge nachgelesen. Es ist schon interessant wie unterschiedlich die Aussagen der deutschen und japanischen Nachrichten sind.
Vielen Dank nochmal für diesen Blog!
[…] zu Gedenken. So hat man an dem Tag auch die Japanische Flagge auf Halbmast gehisst und durch Tabibito’s Blog habe ich über die Schweigeminute um genau 14:46 Uhr erfahren. Sonst ging alles seinen gewohnten […]
[…] hat Japan ja seit der Dreifach-Katastrophe vom 11. März 2011 ein paar Energiesorgen mehr: Vor dem Ereignis deckte man ein gutes Drittel des Strombedarfs aus der […]