Als ob ich es geahnt hätte, haben wir dieses Jahr das perfekte Reiseziel gewählt: Australien, genauer gesagt den hohen Norden Australiens – Queensland. Perfekt deshalb, weil dort Winter ist – subtropischer Winter, mit angenehmen 25 Grad am Tag und 15 Grad in der Nacht. Eine wahre Erholung von der in diesem Jahr extremen Hitze in Japan. Die Stadt Cairns (gesprochen “kähns”) ist dabei von Japan aus sehr gut erreichbar: Es gibt Direktflüge von Narita, und das auch noch mit Easyjet, einem LCC, und der Flug dauert insgesamt nur gute 7 Stunden (fast so lang wie der Flug von Cairns an der Ostküste nach Perth an der Westküste!). Ausserdem beträgt die Zeitverschiebung nur eine Stunde, und damit ist Cairns ein sehr attraktives Ziel, wenn man kleine Kinder hat.
Flug gebucht, AirBnb gesucht und schnell gefunden, Mietwagen gebucht. Eine Woche vor Reiseantritt sicherheitshalber nochmal eine Suche mit den Suchbegriffen “Australien Visum” gestartet, und siehe da: Man muss sich vorher “anmelden”, aber das geht alles elektronisch. Es scheint verschiedene Online-Formulare zu geben – einige kosten Geld, andere nicht. Das ganze ist etwas verworren, da sich die Dinge auch ständig zu ändern scheinen. Letzten Endes habe ich rund 50 Australische Dollar für die Anmeldung bezahlt; meine japanischen Familienangehörigen hingegen nichts. Ob das so richtig ist, weiss ich nicht. Jedenfalls klappte alles bei der Einreise. Ach ja: Ein Euro entspricht in etwa 1,50 Australische Dollar. Eine Währung mit einer interessanten Münzstrategie: Je mehr die Münzen wert sind, desto kleiner sind sie – 50 Cent-Münzen sind wahre Wuchtbrummen und machen das Portemonnaie richtig schwer, während 2-Dollar-Münzen echte Winzlinge sind.
Zwei Dinge fallen in Cairns erstmal auf: Platz. Man hat viel Platz. Die Strassen sind breit, die Häuser sind gross und haben meist nur ein Geschoss. Ein bisschen wie die USA auf dem Lande halt. Und die Entfernungen sind unvorstellbar. Sicher, jedes Kind weiss, dass Australien ein Kontinent ist. Dem wird man sich aber erst dann bewusst, wenn man wirklich da ist. Auf den Karten sieht alles irgendwie nah aus, dabei liegen tausende von Kilometern zwischen den Orten. Im Busch sah ich ein Verkehrsschild mit der Aufschrift “nächste Tankstelle in 560 Kilometern” – das muss man sich erstmal vorstellen. Aber zurück zu Cairns: Was kann man hier anstellen?
Cairns ist subtropisch und hat etliches zu bieten. Die Stadt selbst ist relativ klein und uninteressant, da ziemlich neu. Doch von Cairns kann man wunderbar das Great Barrier Reef erreichen – und es gibt zahlreiche Reiseunternehmen, die sich darauf spezialisieren. Für eine vierköpfige Familie kostet ein Tagesausflug um die 550 AUD (kann man alles wunderbar online buchen). Da geht es morgens gegen 8 Uhr los, und man ist vor dem 5 o’clock tea zurück. So ziemlich alles ist inklusive – auch ein Crash-Kurs in Scuba-Diving: 20 Minuten Erklärung vor versammelter Mannschaft, dann keine 10 Minuten Einzeleinweisung, und schon heisst es “So, jetzt tauchen wir mal 20 Minuten, bis knapp 10 Meter Tiefe”. Das ist auch für sportliche Menschen ein ziemliches Abenteuer, denn das plötzliche Tauchen mit Gas ist gewöhnungsbedürftig. Die Korallenriffe sind natürlich sehr sehenswert, das steht ausser Frage, aber die industrielle Massenabfertigung der Tagestouristen ist nicht unbedingt jedermanns Sache. Es war auch nicht unbedingt erschlagend viel zu sehen – die Korallenriffe im Roten Meer und in Okinawa sind mir da lebhafter in Erinnerung, aber man kann natürlich auch nicht erwarten, dass sich die Fauna auf Befehl hin versammelt.
Aber es gibt noch viel mehr zu sehen – so zum Beispiel die Atherton Tablelands, ein sehr fruchtbares Plateau westlich von Cairns. Dazu zählt die Stadt um Atherton selbst, aber auch Kuranda – ein Nationalpark mit subtropischem Regenwald. In Kuranda gibt es drei Zoos – einen Känguru- und Koalazoo, einen Vogelpark und ein Schmetterlingszoo. Im Koalazoo kann man – schau mal einer an – sogar einen Koala auf den Arm nehmen (das geht wohl nur in Queensland – anderswo in Australien ist das verboten). Kostet nur 23 AUD, aber immerhin bekommt man ein Erinnerungsfoto. Wenn man mit Kindern dort ist, kommt man ums Koalapetting nicht drumrum, und ich kann bestätigen, dass sich ein Koala genauso anfühlt wie man es erwartet: Fluffig. In Kuranda gibt es auch Aboriginal- und andere Kunstmärkte sowie die üblichen Souvenirshops. Soll heissen, Kuranda ist das Touristenmekka der Region, und man hat es geschickt als solches ausgebaut: Man kann mit einer Schmalspurbahn hoch fahren oder mit einer Seilbahn, die über den Baumwipfeln schwebt. Man kann dort Safaris machen, Boot fahren usw. Wer Tiere mag und/oder mit Kindern reist, sollte sich auf jeden Fall Kuranda ansehen, denn hier kann man richtig mit Tieren auf Tuchfühlung gehen – seien es Papageien, Koalas, Kängurus und mehr. Apropos Tiere: Hartley’s Crocodile Adventure rund 40 km nördlich von Cairns ist ebenfalls sehr empfehlenswert.
Was man auf keinen Fall verpassen sollte ist ein Ausflug ins Landesinnere. In meinem Fall ging es zwar nur gute 200 Kilometer landeinwärts, zu einem Ort namens Chillagoe – schaut man sich die Entfernungen an, so liegt das relativ gesehen immer noch nahe der Küste – aber der Wechsel der Landschaft ist bereits sehr deutlich spürbar. Hier beginnt das “Outback”, es ist viel trockener, sehr sonnig, mit weitaus spärlicherer Vegetation und sehr wenig Menschen (der Ort Chillagoe selbst hat auch nur rund 200 Einwohner). Roter Sand, staubige Pisten, endlos lange “Road Trains”, unzählige Termitenhügel und eine endlose Weite – hier verlieren Raum und Zeit ihre bisherige Bedeutung, und man kann sich nur schwer losreissen (am liebsten wäre ich einfach losgezogen, um den Kontinent zu durchqueren).
Das oben genannte Kuranda ist zwar gut und schön, aber noch schöner wird es im Daintree National Park, gut 100 Kilometer nördlich von Cairns. Der Urwald dort gilt als letzter Urwald von Gondwana, der in seiner Vielfalt die Kontinentaldrift, das Sauriersterben und vieles mehr überstanden hat. Hier gibt es rund 1’800 Baumarten – mehr als in Nordamerika und Europa zusammengenommen, von denen 300 Früchte tragen (und von denen wiederum rund 10% essbar sind). Rund um das Cape Tribulation trifft der Urwald quasi direkt auf die Korallenriffs, und es gibt sogar kleine Mangrovenabschnitte. Sowie sehr schöne Strände, von denen man aber nicht allzu viel hat, da es hier vor giftigen Quallen, Haien und Krokodilen wimmelt. Irgendwas ist ja immer.
Um den Bogen zu Japan zu spannen: Cairns und Umgebung ist ideal, um der Sommerhitze von Tokyo zu entfliehen. Es regnet kaum, die Temperaturen liegen in sehr freundlichen Bereichen (sie entsprechen eher einem freundlichen, mitteleuropäischen Sommer), und man muss nicht allzu lange fliegen. Der Kontrast zur Enge in Japan ist ebenfalls sehr erholsam. Preislich sollte man sich allerdings warm anziehen: Vor allem Lebensmittel, aber auch Auswärtsessen (und Bier!) sind spürbar teurer als in Japan. Immerhin sind die Einheimischen aber auch sehr, sehr freundlich und haben einen unterhaltsamen Sinn für Humor. Und immer dran denken: Tipp #1 beim Umgang mit Haien: Immer jemanden dabei haben, der langsamer schwimmt als man selbst!
Ja Cairns ist toll. Wir waren letztes Jahr dort. Wir waren auch in kuranda, bei hartleys und haben im Great Barrier Reef geschnorchelt. Dahinter haben wir uns gespart, weil es doch ziemlich weit weg war. Ich hätte in deinem Artikel noch erwähnt, dass es in Cairns Dutzende auf Japaner spezialisierte Geschäfte gibt.
Dahinter = Daintree… Autokorrektur
560 km bis zur nächsten Tanke? So wird Sprit sparen antrainiert! lol
Und ich schätze mal, ein Schnäppchen wird der Sprit da nicht sein.
Thema Temperatur: Du hast es richtig getan! Meine kleine deutsche Stadt war heute in den Nachrichten – weil Tageshöchsttemperatur. Offiziell 39 Grad. Und natürlich hat hier kein Schwein eine Klimaanlage und die Wände haben inzwischen auch schon 30 Grad. Selbst wenn man nachts alles aufreißt wird es nicht mehr weniger als 28.
Ja, Deutschland ist auf solche Temperaturen absolut nicht vorbereitet. Aber nein wir haben ja keinen Klimawandel, der würde ja angeschafft… :)
Die deutsche Bausubstanz ist solchen Temperaturen nicht gewachsen, zumindest nicht, wenn es lange anhält. Die Beton- oder Steinwände nehmen die Hitze während des Tages auf und strahlen sie nachts ins Innere ab. Ein Albtraum.
@ abgeschafft