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Obsession Gacha

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Nur echt im Negligé:  Anchira「西南西の守護神」/「根岸千秋@1日目東ユ-24a」の作品 [pixiv] #pixitail
Nur echt im Negligé: Anchira「西南西の守護神」/「根岸千秋@1日目東ユ-24a」の作品 [pixiv] #pixitail
In letzter Zeit wird man in Japan mal wieder mit einer besonders nervigen Werbemasche bombardiert. Gemeint ist das Fantasy-Spiel Granblue. Und nervig ist das ganze deshalb, weil die Werbebranche mit aller Macht ein neues Wort in die Gehirne der Menschen pflanzen möchte: グランブル guranburu – also „Granblue (Fantasy) spielen“. Es grenzt an Gehirnwäsche. Leider sehr wirkungsvolle – das Spiel hatte wohl schon im vergangenen Jahr 7 Millionen Downloads aufzuweisen, und das dürfte um einiges gewachsen sein. Das Spiel funktioniert nach der heute üblichen Freemium-Strategie: Man kann das Spiel kostenlos auf das Handy oder andere mobile Geräte laden, doch wer Extras möchte oder schneller voranzukommen gedenkt, zahlt extra. Und zwar nicht zu knapp. Bei Granblue kann man für 300 Yen, also guten 2 Euro, Kristalle kaufen, die irgendwas enthalten. Das können Waffen, Rüstungen oder gar Weggefährten sein. Was man da kauft, sieht man nicht – man muss die Kristalle nach dem Erwerb aufbrechen und damit leben.
Besonders beliebt ist dabei wohl eine Gestalt namens Anchira, die nur in 3% der Fälle vorkommt. Sagt der Hersteller, Cygames. Am Jahresanfang gab es jedoch eine Sonderaktion, bei der die Wahrscheinlichkeit, Anchira zu treffen, verdoppelt wurde. Sagt der Hersteller. Doch da gab es Zocker, die sich dann hinsetzten, ihr Spiel streamten – und innerhalb von wenigen Stunden tausende Euro in den Sand setzten. Ein Spieler hatte laut dieses Artikels¹ erst beim 2’276sten Mal Erfolg und bis dahin entsprechend knapp 5’000 Euro gelöhnt. Das war eine Erfolgschance von 0,04% anstelle der propagierten 6%. Und er war wohl kein Einzelfall.
Gacha-Automat: So wie er aussieht, einer der Ersten in Japan
Gacha-Automat: So wie er aussieht, einer der Ersten in Japan

Selber schuld, möchte man da gern sagen. Oder laut „Betrug“ rufen. Interessant ist jedoch auf jeden Fall das Gacha-Prinzip. Gacha ist der japanische Name für Kapselspielzeuge, ähnlich den Kinderüberraschungen. Automaten, die solche Spielzeuge verkaufen, wurden 1965 in den USA erfunden und fanden seit 1970 viele Fans in Japan. Auch nach 45 Jahren hält die Liebe zu gacha an – überall findet man diese Automaten, und nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene. Granblue spielt mit dieser Vorliebe, und offensichtlich recht erfolgreich (und scheinbar nicht ganz sauber). Immerhin wenigstens eine Branche in Japan, bei der das Geschäft richtig brummt!
Gigantische Gacha-Ecke (in Kagoshima)
Gigantische Gacha-Ecke (in Kagoshima)

Siehe Japan Times: Smartphone gamers blow small fortune on their obsession

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

5 Kommentare

  1. Die Wörter die aus Englisch kommen und auf die übliche japanische Sprechweise transformiert werden finde ich überhaupt doof, mehr sogar Japaner müssen lernen die Sachen bei eigenen Namen zu nennen und nicht ein Unfug zusammenfasseln, die sogar sie selbst naher nicht verstehen und später dann in Lexika schreiben müssen? das grenzt wirklich an Gehirnwäsche wirklich

  2. Der letzte Satz hat es in sich… Du implizierst damit, dass die Wirtschaft in Japan generell bergab geht (trotz Abenomics?). Oder liege ich da falsch?
    LG

  3. Heh, Cygames.
    Ich hab in dem Laden mal fuer ein halbes Jahr gearbeitet.
    Was die machen ist einfach nur modernes Glueckspiel.
    Deshalb die sehr seltenen „super“ Karten etc. bei denen man nicht vorher weiss, ob man sie bekommt oder nicht. Also kauft man Item um Item und schwupps sind 100te Euro verzockt.
    Die Firma hat das als Geschaeftsmodell und man pflanzt beliebigen „content“ wie z.B. klassische Fantasy, Magical girls, Idols oder Fussball darauf, damit sich viele Menschen in den suechtigmachenden Sog des Glueckspiels begeben.
    In meiner Zeit bei Cygames konnte ich unter anderem Live das Kaufverhalten von einzelnen Kunden sehen (ohne Namen allerdings) und es gab ab und zu sogenannte „Wale“, die dann pro Monat 200.000 Yen oder mehr ausgaben ….
    Meiner Meinung nach gehoert diese Sorte Gluecksspiel genauso reguliert wie alle anderen Sorten Gluecksspiel in Japan … wobei, was sag ich da, Gluecksspiel-Regulierung ist ja hier auch wieder nur tatemae …

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