高松 Takamatsu
高松 (Takamatsu). Die Zeichen bedeuten Hohe Kiefer. In der Kamakura-Zeit hiess der Ort 箆原庄 (Noharashō). Später bekam der Ort den gleichen Namen wie die hiesige Burg.
Im Nordosten der Insel Shikoku – inmitten der Präfektur Kagawa. Die Stadt liegt direkt an der Seto-Binnensee. Und hat sich rund um den Hafen entwickelt.
Der schöne Ritsurin-Garten. Die alte Festung mit dem hypermodernen Bahnhofsviertel nebenan. Das Yashima-Plateau und vieles Meer.
Takamatsu – Beschreibung
Takamatsu gilt als eines der Tore – wenn nicht das Tor schlechthin – zur Insel Shikoku. Und das war es schon immer. Einst entstand die Stadt rund um einen bedeutenden Tempel. Rund um das Jahr 1600 wurde schliesslich eine Burg errichtet – direkt am Ufer. Der Hafen der Stadt wurde zunehmend bedeutend für die Region. Die Stadt wurde damals zum bedeutenden Zentrum des Landes 讃岐 (Sanuki), aus dem später die Präfektur Kagawa wurde. Heute hat die Stadt – dank zahlreicher Eingemeindungen – über 400’000 Einwohner.
Von der Stadt aus erkennt man sofort ein langes, aber nicht sehr hohes Plateau östlich der Stadt. Dieses ist als 屋島 (Yashima) bekannt und war 1185 der Schauplatz des Kampfes zwischen dem Taira- und dem Minamoto-Clan. Zwar waren keine grossen Armeen im Einsatz, aber eine geschickte Kriegslist und ein berühmter Schuss mit dem Bogen sorgten dafür, das der Ort Japanern noch immer sehr geläufig ist. Man kommt mit dem Bus direkt zum Plateau (fährt vom Bahnhof ab). Eine kleine Seilbahn gibt es auch.
Wie jede andere japanische Grossstadt auch hatte Takamatsu ein Schloss, genannt 高松城 (Takamatsu-jō). Das besondere an dieser Burg war, dass sie direkt an der Küste gebaut wurde. Mit dem Bau wurde 1587 begonnen, und damals war die Anlage wohl acht Mal grösser als heute. Gräben wurden gezogen und mit Meerwasser geflutet, so dass die Burg rundum geschützt war. Der Burgherr war damals der Meinung, dass ein ordentlicher Krieger auch die Kunst des Schwimmens zu beherrschen habe – und liess seine Männer in den Gräben schwimmen. Und zwar nach einem von ihm entwickelten Schwimmstil. Leider verfiel der Hauptbau zunehmend und wurde schliesslich 1884 abgerissen (es gibt jedoch Fotos). Heute ist das Gelände ein Park – benannt nach dem alternativen Namen der Burg, nämlich 玉藻公園 (Tamamo-kōen, Tamamo-Park). Der Eintritt kostet 200 Yen – es lohnt sich allemal, denn einige alte Bereiche kann man betreten und es gibt auch eine kleine Ausstellung.
Ebenfalls sehenswert ist der sehr schöne, rund 75 ha grosse 栗林公園 (Ritsurin-kōen, wörtlich: Kastanienwald-Park) etwas abseits des Zentrums. Der zählt zwar nicht zu Japans 3 schönsten Gärten (siehe Mito und Kanazawa), aber das hat nicht viel zu sagen in einem Land voller prächtiger Parks. Man begann wahrscheinlich schon im 17. Jhd., den Park anzulegen. Er stellt eine sehr schöne Mischung aus Landschaft (Felswand, Wasserfall, Teiche, kleine Hügel) und unzähligen Blumenarten sowie den obligatorischen Bogenbrücken und Teepavillons dar. In letzteren kann man sich sogar ganz stilecht Tee servieren lassen.
Der kleine Rundweg durch den Park dauert eine Stunde, eine ganze Tour 2 Stunden. Nicht eingerechnet den Besuch des Sanuki-Volkskunstmuseums. Eintritt in den Park kostet 400 ¥. Am schnellsten kommt man mit der Bahn hin – Bummelbahnen der 高徳線 (Kōtoku-Linie, von Takamatsu nach Tokushima) halten am Bahnhof 栗林公園北口前 (Ritsurin-Park Nordeingang, zweite Station von Takamatsu, 200 ¥). Von dort sind es 5 Minuten Fussweg. Für’s Eintrittsgeld gibt es ein vorbildliches Infoblatt – auch auf Deutsch.
Wer halbwegs Zeit, kann vom Park auch zum Zentrum laufen. Das moderne Zentrum liegt in der Gegend rund um den Bahnhof. Aber das Leben als solches pulsiert eher in dem Bereich so ziemlich genau zwischen Ritsurin-Park und Hafen, genauer zwischen den Bahnhöfen 片原町 (Kataharamachi) und 瓦町 (Kawaramachi). Auch in Takamatsu hat man irgendwann beschlossen, die wichtigsten Einkaufsstrassen zu überdachen. In Takamatsu reichte aber ein einfaches Dach nicht – man baute gleich noch eine Riesenglasskuppel ein (siehe Photo) und Schiebedächer, die bei schönem Wetter teilweise geöffnet werden. Die lebhaftestes der Einkaufsstrassen – man kann bei Regen kilometerlang laufen, ohne nass zu werden – heisst ganz profan ライオン通り (Lion Street). Rund um diese Strasse tobt nachts das Leben – es gibt unzählige Kneipen, Bars, Restaurants usw.
Mit Takamatsu bzw. der ganzen Region assoziiert man in Japan vor allem eins – うどん (Udon). Dies sind sehr dicke, weisse Nudeln aus Weizenmehl. Nun bekommt man Udon überall in Japan, aber die Region Sanuki – der alte Name der Präfektur Kagawa – gilt als die Heimat der Udon. Deswegen gibt es mehr Udon-Geschäfte in Takamatsu als üblich. Eines der bekanntesten ist das こんぴらや (Kompiraya) in der Hyōgo-Einkaufsstrasse. Es ist eher eine Art grosse Kantine, nichts zum fein ausgehen. Eine grosse Portion Udon kostet dort nur erstaunliche 330 ¥. Kleinere Zutaten packt man sich selbst auf die Udon, für grössere Sachen bezahlt man extra. Die Sanuki-Udon schmecken sehr gut – man sollte sich den Genuss selbiger nicht vorenthalten.
Takamatsu liegt an der 瀬戸内海 (Seto-Binnensee) – ein sehr inselreiches Meer zwischen Honshu und Shikoku. Allein in unmittelbarer Nähe von Takamatsu gibt es unzählige Inseln – darunter die 鬼ヶ島 (Onigashima, wörtl: Teufelsinsel). Der Legende nach hauste auf dem kleinen Eiland ein Teufel, der im berühmten japanischen Märchen Momotarō (Momotaro, wörtlich: “Pfirsich-Hans”) eine gewichtige Rolle spielte. Auf dem Eiland gibt es begehbare Höhlen. Ein paar Kilometer weiter entfernt liegt die sehr bergige und immerhin 153 km² grosse 小豆島 (Shōdoshima, wörtl.: “Kleine-Bohnen-Insel”). Die gilt als Japans grösstes Olivenanbaugebiet und ist, hauptsächlich dank einer alten Fernsehserie, ein sehr beliebtes Ausflugsziel.
Anreise
Mit Bus, Flugzeug oder Schiff. Takamatsu gilt als eines der Tore der Insel Shikoku. Vom grossen Hafen direkt im Zentrum fahren viele Fähren zahllose Inseln in der Seto-Binnensee und grosse Städte wie Tokyo und Osaka an. Die Anlegestelle der ジャンボーフェリー (Jumbo-Färe) liegt jedoch weit ausserhalb. Die Jumbo-Fähre verkehrt zwischen Takamatsu und Kōbe. Die Fahrt dauert nur 3 Stunden 40 Minuten und kostet erstaunlich günstige 1’800 ¥ pro Person (2,990 für Hin- und Rückfahrt. Es fahren 5 Fähren am Tag – sogar mit einer Fahrt in der Nacht. Jeweils 20 Minuten vor Abfahrt fährt ein kostenloser Shuttle-Bus von der Haltestelle hinter dem Symbol Tower zur Anlegestelle.
Wer mit dem Zug nach Tokushima fahren möchte, hat zwei Möglichkeiten: der JR うずしお特急 (Uzushio Express) braucht nur eine gute Stunde, kostet aber 3’070 ¥. Die gleiche Strecke kostet mit dem Bummelzug 1’410 ¥, dauert aber 2½ Stunden.
Wer weiter nach Matsuyama möchte, sollte lieber den JR いしづち特急 (Ishizuchi-Express) nehmen – dauert nur 2½ Stunden und kostet 6’010 ¥. Mit Bummelzügen würde es sonst einen Tag dauern. Der Express hält unter anderem in Sakaide und Marugame.
Der JR マリンライナー特急 (Marine Liner Express) ist die schnellste Verbindung zur Hauptinsel – die Fahrt bis nach Okayama dauert weniger als eine Stunde und kostet 1,470 ¥. Von dort kommt man mit dem Shinkansen nach Fukuoka, Hiroshima, Osaka, Nagoya und schliesslich nach Tokyo.
Takamatsu hat natürlich seinen eigenen grossen Flughafen, so dass man von jeder japanischen Grossstadt mit dem Flugzeug anreisen kann.
Übernachtung
Gerade in der Gegend östlich des Bahnhofs gibt es zahlreiche kleine Businesshotels. Eins davon nennt sich ビジネスホテル ニュー月光園 (Business-Hotel New Gekkō-en). Zu Fuss sind es ca. 3 Minuten vom Bahnhof. Das Haus ist furchtbar schmal. Wer online bucht, bezahlt 3,675 ¥. Die Zimmer an sich sind ok aber ohne Bad & Dusche – die befinden sich quasi auf dem Dach im 5. Stock. Unten gibt es ein kleines Café. Die Besitzer sind sehr nett. Aber das ganze Haus riecht irgendwie penetrant nach Toilettenreiniger. Adresse:〒760-0021高松市西の丸町12-9 (zip 760-0021 Kagawa-ken Takamatsu-shi Nishinomaru-machi 12-9)Telefonnummer: 0878220953.