Corona und kein Ende. Japan folgt ganz offensichtlich dem globalen Trend hin zur zweiten Welle, da man auch hier die Dinge nun etwas gelassener sieht – zu gelassen, wie sich mehr und mehr herausstellt. Dabei brechen die Zahlen schon seit Tagen etliche Rekorde. So gab es heute zum ersten Mal mehr als 1’000 Neuinfektionen an einem Tag in ganz Japan, und in Tokyo gab es, mit nur einer Unterbrechung, seit mehr als 10 Tagen über 200 neue Fälle pro Tag. Und: Die letzte Bastion ist heute quasi gefallen – die eher ländliche Präfektur Iwate war bis heute – zumindest nach dem Erkenntnisstand bisher – coronafrei, aber heute wurden von dort erstmals 2 Infektionen gemeldet. Auf lokaler Ebene werden täglich Höchstwerte gemeldet – aus Nagoya, Osaka, Okinawa…
Und dennoch beschwichtigen Medien und Politiker. Der Grundtenor: Es ist trotzdem nicht so schlimm wie im April, vor Ausrufung des Ausnahmezustands, denn:
- Die Rate der positiv Getesteten ist weitaus niedriger. Im April lag sie bei bis zu 33%, in den vergangenen Tagen jedoch eher zwischen 3 und 10%. Sprich, es wird bedeutend mehr getestet
- Die meisten Neuinfektionen gehen auf das Konto der 20-39jährigen
- Dementsprechend gibt es weit weniger Fälle mit einem schweren Krankheitsverlauf
- Man hat bedeutende Fortschritte bei der Behandlung gemacht
- Dank der geringeren schweren Fälle ist das Gesundheitswesen (noch) nicht überlastet, obwohl hier die Meinungen auseinandergehen
Die Regierung wartet entsprechend ab und macht keine Anstalten, wieder den Ausnahmezustand auszurufen. Kritik kommt da vor allem von einigen Präfekturgoverneuren, bei denen sich einige nun dafür stark machen, gewisse Handlungen unter Strafe zu stellen – und das ist neu in Japan. Bisher wurde immer nur geraten bzw. empfohlen, das eine oder andere zu machen oder besser zu unterlassen. Aber da zum Beispiel viele Bars und kleine Restaurants, aber auch Host Clubs und dergleichen öffnen, obwohl sie gebeten wurden, zu schließen, will man versuchen, das in Zukunft zu sanktionieren. Diesen Schritt hat man bisher vermieden, denn man befürchtet eine Flut von Regressansprüchen.
Wie es wohl weitergehen wird? Das vergangene Wochenende war ein langes Wochenende, mit zwei Feiertagen in Folge vor dem Wochenende, und die GoTo-Kampagne, die den Binnentourismus fördern soll, begann kurz davor. Hauptstädter ausgenommen: Aufgrund des hohen Anstiegs der Neuinfektionen wurden die Bewohner von Tokyo einfach ausgeklammert. Wohl zurecht befürchten aber die Experten eine weitere Verbreitung des Virus im ganzen Land. Das einzige, was den Anstieg hier eventuell etwas verlangsamt, ist das Wetter, denn die Regenzeit in diesem Jahr ist rekordverdächtig. Normalerweise endet sie im Raum Tokyo um den 20. Juli, doch der Regen hat das ganze Land noch immer fest im Griff.
Japan lernt somit die gleiche, bittere Lektion wie so viele andere Länder: Das Virus kann nicht besiegt werden. Man kann es maximal eindämmen, aber sobald man die Zügel etwas lockerer läßt, schlägt es wieder zu. Da helfen wohl wirklich nur ein Impfstoff – oder eine wirksame Therapie.
Naja, theoretisch könnten die Leute auch einfach aufhören sich zu infizieren, aber das wäre ja zu einfach.
Klar 1000 Infektionen sind viel, aber man darf nicht vergessen, dass 129 Millionen sich nicht infiziert haben. Entwededer besitzen diese magische Kraft, oder es gibt einen Weg die Infektion zu vermeiden (Mundschutz, Abstand, gesunder Menschenverstand)
In meiner Verwandtschaft gab es auch einen Corona Fall, erst nachdem sich der dritte in der Familie hat prüfen lassen (obwohl alle eindeutige Symptome hatte), kam endlich die Quarantäne. Eine davon hat sogar in der Pflege gearbeitet (zum Glück niemand infiziert)
So lange es respektlose und ignorante Menschen gibt, wird es Corona geben und davon haben wir genug.