Heute nachmittag kam es bei den Tokara-Inseln ein Erdbeben der Kategorie schwache 6 – auf der japanischen Skala, die sich nicht nach der Stärke des Erdbebens selbst richtet, sondern nach dem Schadenspotential (genauer gesagt nach den auf der Erdoberfläche einwirkenden Kräften). Eine schwache 6 ist ordentlich – stärker ist nur noch eine starke 6, und die höchste Stufe, 7, bedeutet katastrophale Schäden an Straßen und Gebäuden.
Die Tokara-Inseln sind eine Inselkette südlich von Kyushu – genauer gesagt zwischen Yakushima und den Amami-Inseln. Sie besteht aus 12 Inseln, von denen nur 7 bewohnt sind – insgesamt leben hier gut 600 Menschen. Nun gab es bei dem heutigen schwereren Beben offenbar keine größeren Schäden, aber die Anzahl der Erdbeben in den vergangenen 12 Tagen ist beachtlich: Man zählte bisher mehr als 1000 Erdbeben mit einer Stärke von mehr als 1. Ein Grund zur Beunruhigung?
Leider ist die Seismologie noch nicht so weit, genau vorherzusagen, was kommen wird, aber wie sagt man in der Geologie so schön: Die Vergangenheit ist der Schlüssel zur Zukunft. Und zu den Erdbeben entlang der Tokara-Inseln gibt es reichlich Daten, denn eine Abfolge so vieler Erdbeben in einem kurzen Zeitraum ist keine Seltenheit: So ziemlich genau das Gleiche spielte sich auch 1995, 2000, 2003, 2011, 2016, und 2021 (da gleich 2 Mal) ab – wie man an den vom Meteorologischen Institut Japans erstellten Diagrammen erkennen kann: Die X-Achse ist die Zeitachse, die Y-Achse markiert die Stärke der Erdbeben:
Doch was genau ist dort eigentlich los? Die meisten Erdbeben haben ihr Epizentrum zwischen den Inseln 小宝島 (wörtlich: Kleine Schatzinsel) und 悪石島 (wörtlich: “Böser-Stein-Insel”). Die Gegend ist seismisch sehr aktiv, und hier gibt es auch aktive Vulkane. Zwischen den beiden Inseln, auf dem Meeresboden, verläuft eine aktive Verwerfung, und die sorgt alle Jahre wieder für vermehrte seismische Aktivität. Die nötige Energie dafür liefert hier die nahegelegene Plattengrenze zwischen der Eurasischen und der Philippinischen Platte.
Eine schwache 6 bedeutet zwar, dass es an der Erdoberfläche ordentlich wackelt, doch die Stärke auf der Richterskala ist eigentlich nicht so groß – die Beben erreichen maximal eine Stärke von um die 6, und das heutige Beben hatte eine Stärke von 5.5 – da das Epizentrum jedoch relativ nah an der Oberfläche ist (rund 20 km Tiefe), sind die oben wirkenden Kräfte enorm.
Normalerweise würden nur wenige Menschen/Medien den Erdbeben auf den dünn besiedelten und kaum besuchten Tokara-Inseln Beachtung schenken – doch mittlerweile kennt jeder in Ostasien die “Prophezeiung” eines gewissen Mangas, weshalb jetzt schon einige Menschen auf Tokara zeigen und sagen: “Vielleicht hat sie ja doch recht”. Für Tokara-Bewohner hingegen ist das alles Normalität und nichts Außergewöhnliches.
passt das Deiner Meinung nach mit https://www.j-shis.bosai.go.jp/map/?lang=en zusammen? (Achtung, Seite lädt lange) Weil dort sieht die Gegend (Vergleich Hauptinsel) nicht sehr dunkelrot aus….Kann man (wissentschaftlich) überhaupt solchen Seiten trauen bei Erdbeben in Japan?
Das ist eine offizielle Karte – aber offensichtlich nicht sehr granular, denn die Tokara-Inseln sind da in der Tat nicht besonders berücksichtigt. Die Karte zeigt allerdings die Wahrscheinlichkeit eines Bebens der Stärke 6 minus und mehr – ein so schweres Beben hat man aber in der Tat nicht bei Tokara erwartet, da es sich eher um kleine Verwerfungen handelt…
Ich muss zugeben, dass ich auch etwas verwundert war, mit welcher Häufigkeit die Yurekuru App angeschlagen hat, immer in der gleichen Region. (Ich hab das trotz dass ich nur einmal im Jahr im Urlaub rüberfliege immer alles drauf auf dem Handy).
Ich musste da auch gleich an deinen Blogeintrag mit der Prophezeiung denken. Ist schon etwas komisch.