Gleich gegenüber dem Bahnhof von Sugamo an der Yamanote-Linie liegt das kleine Ramenrestaurant Imamura – dieses gibt es seit 2016, und beim Betreten fallen gleich mehrere Sachen auf: Das gedämpfte Licht, die schlichte, aber schmucke Ausstattung, der U-förmige Tresen, an dem rund 12 Menschen Platz finden – und die Tatsache, dass die Ramenzubereitung in der separaten Küche erfolgt. Hier und da steht etwas auf Japanisch geschrieben – mit Schlagwörtern wie “Kollagen” und dergleichen. Hinter dem Tresen arbeiten nur Frauen – auch das ist ungewöhnlich. Und die sind mit servieren, abrechnen – und mit dem Grillen von Hühnerfleisch beschäftigt.
Hier spezialisiert man sich auf eine Ramenbrühe auf Hühner- und Iriko (Getrocknete Sardinen)-Basis, und die wird in zwei Geschmacksrichtungen angeboten: Salz und Soyasauce. Die Grundversion ist mit 850 yen beziehungsweise 900 Yen auf der teureren Seite – für gegrilltes Fleisch, Ajitama (Solei) und dergleichen zahlt man extra.
Die Ausstattung, Wörter wie “Kollagen”, die vielen weiblichen Angestellten und so weiter deuten daraufhin, dass hier definitiv Frauen zur Zielgruppe gehören (und bei meinem Besuch waren in der Tat viele weibliche Gäste da – mehr als sonst üblich).
Die Suppe ist ungewöhnlich dick und süffig – man erwartet einen vollmundigen, starken Geschmack, aber dem ist nicht so: Der Geschmack ist sehr mild und die Suppe überhaupt nicht schwer. Wahrscheinlich deshalb wird mit den Ramen eine kleine Schale mit in Öl marinierten Pilzen sowie Zitroneningwer gereicht, und damit gewinnt die Brühe auch deutlich an Geschmack. Für meine Begriffe hatte die Suppe jedoch etwas wenig Tiefgang, weshalb ich das gemacht habe, was ich nicht oft mache: Ich griff zu den in den meisten Ramenrestaurants herumstehenden Zutaten, um der Suppe etwas mehr Geschmack zu geben – hier waren es Essig und Pfeffer aus der Mühle. Damit wurden die Ramen sehr schmackhaft. Was zu den hier kredenzten Ramen auf jeden Fall gut passt, ist die kleine, gegrillte (?) Tomate in der Mitte sowie das gegrillte Hühnerfleisch, das außen gut durchgebraten und innen sehr weich ist. Die Nudeln passen ebenfalls – sie sind relativ dick und nehmen die Suppe gut auf.
Imamura ist, so zumindest mein Eindruck, wirklich ideal für Frauen – hier gibt es kein fettreiches, stark gewürztes Bauarbeiteressen, sondern eine milde Nudelsuppe mit Pfiff. Damit ist Imamura auch hervorragend für Ramenanfänger geeignet. Man sollte sich jedoch nicht täuschen lassen: Nach einer Schale Ramen bei Imamura ist man erst mal für ein paar Stunden ziemlich satt.