Seit 2013 gab es neben der Ginza einen kleinen Ramenladen, der sich schnell herumsprach – lange Schlangen waren die Regel. Das Restaurant schloss 2017 seine Pforten, um im gleichen Jahr einen Ableger im weitläufigen Labyrinth des Bahnhofs von Ikebukuro zu öffnen (ein Jahr später erschien “Kagari” auch wieder mit einem Restaurant an der Ginza).
In dem modernen, mit viel Holz eingerichteten Restaurant in Ikebukuro finden 19 Gäste Platz – rund 6 davon am Tresen. Die Spezialität des Hauses ist “Tori Paitan” (“Paitan” ist die chinesische Lesung von “白湯” — wörtlich “weißes heißes Wasser”), aber da die japanische Lesung (sayu, auch: hakutō) bereits eine andere Bedeutung hat (und zwar “heißes, klares Wasser”), hat sich in der Ramenwelt die chinesische Lesung durchgesetzt. Tori Paitan basiert auf einer Brühe, die mit sehr viel Hühnerfleisch und Hühnerknochen lange gekocht wird – das Resultat ist eine weiße Suppe. Normalerweise kommen da noch Shiitake, Kombu und andere Zutaten rein, um “dashi” zu erzeugen.
Die Nudeln sind, das ist bei Paitan üblich, sehr dünn. Die Basisvariante kommt mit dünnen Scheiben Hühnerfleisch und etwas saisonalem Gemüse – in diesem Fall mit etwas Kürbis und Süßkartoffeln. Und es gibt ein kleines Schälchen dazu mit Röstzwiebeln und gratiniertem Ingwer. Als Kondiment stehen Essig, Shichimi (“sieben Gewürze, mit Chili – eine typisch japanische Würzmischung), Trüffelöl und eine Pfeffermühle bereit. Für ein paar hundert Yen kann man Extra-Beilagen hinzubestellen – dazu gehört etwas Grün und ein Solei.
Wie es sich gehört, sollte man die Suppe erstmal so probieren, wie sie ist. Nach Belieben kann man sich dann an die Kondimente wagen, aber das sollte man bei Kagari auch: Die Präsentation ist sehr nett, aber geschmacklich ist die Suppe relativ fad. Doch allein die Zugabe von frisch gemahlenen Pfeffer bewirkt bereits Wunder. Auch der Ingwer passt hervorragend dazu, und das Trüffelöl, wenngleich es auch eher für den Geruch als für Geschmack sorgt, passt bestens dazu.
Warum man allerdings Kürbis und Süßkartoffeln zu einer Ramensuppe gibt, wird mir ein Rätsel bleiben, aber es gibt sicherlich Leute, die das mögen. Geschmacklich sind die Ramen auf der sicheren, gefälligen Seite — ein bisschen mehr Tiefgang könnte hier nicht schaden, aber auch das ist natürlich Geschmackssache. Für Einsteiger sind diese Ramen jedoch auf jeden Fall mehr als geeignet.