Am vergangenen Freitag übernachtete ich in einer sehr alten Unterkunft mitten in einem Wald – die Herberge ist für ihre heiße Quelle bekannt, und die war in der Tat ausgesprochen gut. Die Zimmer und alles andere auch sind ebenfalls sehr alt (nicht unbedingt im positiven Sinne), aber immerhin bietet man Vollverpflegung an, und die Gäste sind gut darin beraten, davon Gebrauch zu machen, denn der nächste Convenience Store ist mindestens 30 Kilometer entfernt, und Restaurants gibt es auch nicht im weiteren Umkreis. Es gibt keinen Handyempfang (wirklich null) und Wifi gibt es nur in einem Umkreis von 3 Metern rund um den Empfangstresen. Ach ja, auf den Zimmern gibt es zwar Fernseher, aber da die Signale der meisten Sender zu schwach sind, kann man nur NHK 1, NHK 2 und Aomori TV sehen. Aber das macht alles nichts.
Beim Abendessen wurde es interessant. Die Spezialität der Gegend ist 岩魚 — Saiblinge, und die stammen aus dem nahegelegenen Towada-See. Ein mehr als 300 m tiefer und ursprünglich fischfreier Kratersee mit sehr klarem Wasser.
Wie so üblich in japanischen Herbergen besteht das Mahl aus zahlreichen (meist mehr als 10) kleinen Gängen. Das begann in diesem Fall unter anderem mit 造り vom Saibling – “tsukuri” bedeutet, dass der gesamte Fisch präsentiert wird, als Sashimi, also in kleingeschnittenen, rohen Scheiben. Interessant, aber im Falle eines Saiblings nicht vollständig grätenfrei.
Neben ein paar anderen Sachen tauchte der Saibling wieder auf – dieses Mal als 焼き魚, als gegrillter Fisch. Leider hatte man den kleinen Fisch totgegrillt – er war einfach nur noch sehr trocken. Doch der Kollege sollte kurze Zeit wieder auftauchen. Dieses Mal als 天ぷら, also frittiert. Natürlich mit Kopf und Flossen. Drei Saiblinge tauchten also in diesem Mahl auf — dachte ich zumindest, denn die #4 kam wenige Minuten später – ertränkt in heißem Sake. In einem fischförmigen Gefäß schwamm tatsächlich ein gegrillter Saiblingskadaver in heißem Sake. Interessanterweise färbte der Geschmack jedoch so gut wie gar nicht auf den Alkohol ab, doch ungewöhnlich war das schon (aber nicht unbekannt — irgendwo in Japan hatte ich das schon einmal gesehen). Auf den Verzehr des vierten Fischen habe ich dann aber doch verzichtet – drei reichten.
Mehr dazu und zu anderen Anekdoten meiner kleinen Tour nach Nordtohoku in der vergangenen Woche später auf diesen Seiten. Das war übrigens Teil 2 der losen Reihe “Wie viel Fisch verträgt der Mensch”. Hier ist Teil 1. Und damit keine Mißverständnisse aufkommen — wer Fisch mag, ist in Tohoku allerbestens aufgehoben.
Toter Fisch aus Tohoku in allen Ehren, aber Hokkaido ist da in bezug auf Fischleichen – ob nun ganz oder in mundgerechten Stueckchen – unschlagbar… ;-) Ich freue mich jetzt schon auf die Lachs-Saison im September – die Baeren leider auch… :-o