Diese Frage beschäftigte jüngst die Moderaten des Programms News NNN von 日テレ (Nittele), die sich dabei unter anderem auf eine Untersuchung von Hot Pepper Gourmet beriefen. Befragt wurden fast 6000 werktätige Frauen und Männer aus den Regionen um Tokyo, Osaka und Nagoya, in verschiedenen Altersgruppen zwischen 20 und 69 Jahren1.
Eine recht triviale Untersuchung, zugegebenermaßen, aber doch durchaus interessant, denn ein paar der Ergebnisse sind etwas unerwartet. Das kann freilich aber auch daran liegen, dass ich selbst im absoluten Zentrum von Tokyo (20 Minuten zu Fuss von Shibuya) arbeite, wo die Situation sicherlich etwas anders aussieht als etwas weiter außerhalb.
Rang | Kategorie | Anteil | Kosten im Durchschnitt |
---|---|---|---|
1 | Zu Hause (selbst oder von Familie gekocht) | 31,3% | 392 Yen |
2 | Eingekauftes (Konbini, Take-out, Supermarkt etc) | 20,4% | 597 Yen |
3 | Obento (selbst oder von Familie gemacht) | 19,2% | 392 Yen |
4 | Firmen/Schulkantine | 8,5% | 519 Yen |
5 | Restaurant (ohne Take-out) | 7,8% | 1243 Yen |
Überraschend ist der geringe Anteil der eigentlich in Japan sehr beliebten Bento – der oft mit viel Liebe zubereiteten, japanischen Lunchbox, von Männern ganz traditionell gern auch 愛妻aisai弁当bento genannt, wobei nicht wenige (vor allem sicherlich Frauen) ihr Bento selbst zubereiten. Weniger als 20% ist dabei jedoch ein sehr geringer Anteil.
Bei genauerer Betrachtung jedoch fällt mir auf, dass ich selbst eigentlich auch halbwegs in das Schema passe: Normalerweise gibt es bei mir zwei Mal in der Woche etwas Gekauftes, ein Mal esse ich zu Hause (so ich einen Tag im home office bin, was nicht unbedingt jede Woche der Fall sein muss), und im Schnitt gehe ich zwei Mal pro Woche essen — nicht selten in Form eines Lunch Meetings. Bento wiederum nehme ich normalerweise nicht mit — einerseits, weil meine Frau schon genug damit beschäftigt ist, die Bento für die Kinder zu machen, andererseits bevorzuge ich, so es sich einrichten läßt, eher ein warmes Mittag – verwöhnt wie ich bin.
Etwas überrascht bin ich auch von den Kosten, zumindest was 1 und 2 anbelangt, wobei die Preise dafür (und für Restaurantbesuche) stark angezogen haben. Bis vor circa 2 Jahren war es absolut kein Problem, in Shibuya und Umgebung für 1000 yen oder weniger Mittag essen zu gehen — genauer gesagt waren 1000 yen eine Art magische Grenze, die sich sicherlich auch viele Werktätige als maximales Budget gesetzt haben. Heute ist die Auswahl schon wenig begrenzter und 1200 yen und mehr die Regel.
Für 392 Yen ein Mittag zu zaubern ist zwar keine sonderlich große Herausforderung, doch auch das könnte sich bald ändern. Es mehren sich Anzeichen, dass das Ende der Reisknappheit in Japan zwar nah ist — doch das, trotz guter Ernte, die Erzeuger dieses Jahr fast das doppelte von den Großkunden verlangen, was natürlich an die Endkunden, zumindest bis zu einem gewissen Grad, weitergegeben werden wird. Da Reis Hauptbestandteil einer japanischen Mahlzeit ist, wird das die Preise weiter ansteigen lassen.
- siehe hier
Als ich 1986 nach Japan gezogen bin und eine Festanstellung angenommen habe, hat die Schuessel Soba im Stehrestaurant in Akasaka 280 Yen gekostet…
Nach der Bubble kam dann der ワンコイン亭主 auf, der Goettergatte, der mit einer 500-Yen-Muenze auskommen musste (die allerdings auch ausreichte, sich den Magen mit irgendwas halbvoll zu machen).
Nach wie vor absolute Traumpreise!