Seit Monaten, wenn nicht Jahren, wird darüber gemunkelt, dass Japan möglicherweise sein Transkriptionssystem, sprich, die Regeln dafür, wie japanische Wörter mit lateinischen Buchstaben zu schreiben sind, vereinheitlicht. Nun tauchte erstmals eine konkretere Information auf – laut Asahi Press 1 hiess es aus dem Ausschuss für Landessprache des Kultusministeriums, das die Vereinheitlichung bereits im kommenden Jahr beschlossen werden könnte.
Worum geht es? Im Wesentlichen gibt es zwei geläufige Transkriptionssysteme für Japanisch. Das eine nennt sich 訓令式 und entstand im Jahr 1937. Diese Methode legt Wert auf eine Vereinheitlichung der Transkription — allerdings ohne Rücksicht auf die tatsächliche Aussprache. Die “T”-Reihe der japanischen Silben wird also wie folgt geschrieben:
TA – TI – TU – TE – TO
Das sieht gut und konsequent aus, aber das Problem ist, dass phonetisch gesehen “TI” und “TU” nicht existieren. James Curtis Hepburn, ein amerikanischer Wissenschaftler, Lehrer und Missionar, der seit 1859 in Japan wirkte, erfand deshalb lange vorher die heute nach ihm benannte, auf Japanisch ヘボン式 geschriebene Transkriptionsweise, die sich eher an der tatsächlichen Aussprache orientiert, im Falle der T-Reihe wird diese entsprechend
TA – CHI – TSU – TE – TO
transkribiert. Um die Hepburn-Transkription ganz kurz zusammenzufassen: Vokale werden wie im Deutschen/Lateinischen gelesen, Konsonanten wie im Englischen. Man braucht nicht viel Übung, um sich daran zu gewöhnen. Doch 1954 entschied sich das japanische Bildungsministerium für die Kunrei-Variante, und seitdem lernen alle japanischen Kinder ab der dritten Klasse diese Transkriptionsweise, obwohl sich im Alltag Hepburn schon seit sehr langer Zeit durchgesetzt hat. Was die Kinder also in der Schule lernen, können sie in der realene Welt gar nicht mehr anwenden. Bushaltestellen und Bahnhofsnamen, Gebäude- und Firmennamen – selbst die Namen in japanischen Pässen werden nach Hepburn transkribiert.
Selbst wer lange in Japan lebt, schrickt deshalb hoch, wenn mit Kunrei-shiki-transkribierten Namen konfrontiert: Bei “HUZI” muss man eine Weile überlegen, bis man begreift, dass “FUJI” gemeint ist. “Shibuya” wird an Schulen “SIBUYA” geschrieben, Fukushima “HUKUSIMA” und “Shinjuku” “SINZYUKU”. Das sieht seltsam aus und erfordert ein gewisses Nachdenken. Auch die Transkription von “CHA” als “TYA” zum Beispiel ist ungewohnt.
In dem Sinne kann man es nur begrüßen, wenn das System endlich vereinheitlicht wird. Natürlich wird es immer wieder Reisebuch- und Sprachführerverlage geben, die ihre eigene, sicherlich gut gemeinte Transkriptionsregeln aufstellen, doch Hepburn wird sich früher oder später hoffentlich überall behaupten.
Ein bisschen Verwirrung wird trotzdem bleiben – zumindest beim Buchstaben “n” vor den Konsonanten “b, m, p”. Laut Hepburn wird dann nämlich aus dem “n” ein “m”, doch konsequent wird das nicht angewandt, weshalb es hier “Nihonbashi” und da “Nihombashi” heißt. In der Tat: Bei “Nihonbashi” hört man eher ein “n”, wogegen es bei “kempei” doch stark wie ein “m” klingt.
- siehe hier
Hah, diese Kunreishiki-Schreibweise hab ich tatsächlich damals öfter mal gesehen: Nämlich auf einigen Kreditkarten-Statements. Dieses Jahr musste ich feststellen, dass das mal umgestellt wurde.
Hab mir nur gedacht, “das habt ihr jetz aber frei Schnauze nach Tabelle da in euer Lesegerät eingegeben”… aber das dass ganze sogar einen Namen hat, wusste ich nicht.
Danke für die Erklärung.
Ich hatte schon mich darüber gewundert, warum gleiche Wörter mal mit m oder dann mit n geschrieben werden.
z.B der Berg Mt Kinpo, Mt Kinbo, Mt Kinpu, Mt Kimbo, Mt Kimpu, Mt Kimpo. Diese Bezeichnungen hatte ich gefunden, für 2 Berge.
Einen gibt es bei Kumamoto 600m und einen in Yamanashi fast 2600m.