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Bald wieder schwer im kommen: Die 1-Yen-Briefmarke
Bald wieder schwer im kommen: Die 1-Yen-Briefmarke
In gut zwei Monaten ist es soweit – dann steigt am 1. April 2014 die Mehrwertsteuer von 5% auf 8% – ganz zum Wohle des Volkes, versteht sich. Die letzte Erhöhung ist schon eine Weile her, 1997 war es, um genau zu sein, und ich kann mich gut erinnern, wie ich bei meiner ersten Japantour gestaunt hatte: Wie jetzt, nur 3% Mehrwertsteuer, und trotzdem ist alles so teuer?
Preiserhöhungen sind in Japan bei oberflächlicher Betrachtung etwas Seltenes, da das Land ja seit vielen Jahren eher mit der Deflation als mit der Inflation kämpft. Bei genauerer Betrachtung gibt es jedoch durchaus Preiserhöhungen – vor allem wenn es um bestimmte Rohstoffe geht, denn da es in Japan an selbigen mangelt, sind diese Preise stark wechselkursabhängig. Das geht dann meistens so: Bei schwachem Yen steigen die Preise. Bei starkem Yen bleiben sie auf gleichem Niveau. Wird der Yen wieder schwächer, steigen sie wieder. Und so weiter. Benzin, Flugtickets, Strom, Butter usw. sind die stärksten Anwärter für inflationäre Preise.
Die Erhöhung der Mehrwertsteuer zwingt nun viele Unternehmen, die vorher jahrelang stabilen Preise zu erhöhen. Preiserhöhungen sind nun aber in Japan geradezu verpönt – lieber neigen Unternehmen dazu, eher zum Beispiel eine geringere Menge für den gleichen Preis anzubieten. Das geht bei der Post freilich schlecht, und so hat die Post schon angekündigt, dass Postkarten ab April statt 50 Yen nun 51 Yen, Briefe hingegen statt 80 Yen 82 Yen kosten werden. Daran muss man sich erstmal gewöhnen. Leider geht damit auch das pfiffige japanische Briefmarkensystem flöten, welches dem Briefe- und Paketeschickenden erlaubte, mit zwei Sorten Briefmarken auszukommen: 30-Yen und 50-Yen Briefmarken. Damit liess sich alles über 80 Yen bekleben: 90 Yen, 100 Yen, 110 Yen usw. Stattdessen werden nun 2-Yen, 11-Yen- usw. Briefmarken der Renner. Interessanterweise gab und gibt es 1-Yen-Briefmarken zum Beispiel schon immer (siehe Photo). Briefmarken werden übrigend so schnell nicht aussterben in Japan, da man hier Papier über alles liebt, und Rechnungen zum Beispiel ganz unbedingt in Papierform geschickt werden müssen. Ich kann ein Lied, ach was, ganze Opern davon singen, so ich denn singen könnte.
Viele Läden werden sich nun wohl auch von den geliebten “kyūpa”-Preisen verabschieden müssen. Kyū steht für 9 und pa für 8. Statt bei 298 Yen “nihyaku kyūjū hachi” zu sagen, sagen viele lieber “nikyūpa” – das rollt wesentlich leichter über die Zunge.
Na dann – ein fröhliches Happy Neage (neage = Preisanstieg)! Am 1. Oktober 2015 geht es munter weiter – dann steigt die Mehrwertsteuer auf 10%! Das rechnet sich wenigstens etwas leichter…

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

5 Kommentare

  1. Och neeee -___-
    Die 100¥ Läden waren immer so praktisch, um sein Kleingeld loszuwerden, da man ja schon vorher gut ausrechnen konnte, wie viel man braucht. Mit 8¥ statt 5¥ macht das keinen spaß! >_<
    Wird wohl Zeit, die 8er-Reihe vom Einmaleins zu wiederholen… :P

  2. Es gibt 1-Yen-Münzen? Erstaunlich! Ich wäre auch von dem starken Gebrauch von “Plastikgeld” in Japan ausgegangen. Was ist eigentlich der Hintergrund der Steuererhöhung – Einnahmeschwierigkeiten?

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