BlogTV-Tipp: Potsunto Ikken'ya

TV-Tipp: Potsunto Ikken’ya

-

Ein Leser schrieb mich neulich an und bemerkte, dass es schön wäre, mal den einen oder anderen Fernsehtipp auf diesem Blog zu sehen. In der Tat — früher habe ich gelegentlich mal Sendungen vorgestellt, aber das letzte Mal ist schon 5 Jahre her, und seitdem hat sich viel geändert. Leider auch in der Hinsicht, dass ich kaum noch Fernsehen schaue und damit ein bisschen den Überblick verloren habe. Was ich jedoch, tageszeit- und wochentagbedingt gelegentlich mal schaue beziehungsweise nebenher laufen lasse, ist die eine oder andere Notiz wert.

Heute geht es um die Sendung ポツンpotsunto一軒ikkenya — das “einsame Haus (irgendwo)”. Die Idee ist simpel, so aber wahrscheinlich nicht in Deutschland machbar — das Redaktionsteam sucht das japanische Archipel nach einsam herumstehenden Häusern ab (sicher gibt es auch den einen oder anderen Zuschauertipp), und schickt dann ein Team vor Ort, das nachschaut, wer dort warum und wie und seit wann wohnt. In Japan ist das möglich, weil mehr als 70% des Landes bewaldet und bergig und so gut wie unbewohnt sind. Viele Berge und Täler sind zudem in Privatbesitz, und die Vorschriften sind bzw. waren in Japan weniger streng, was das bauen eines Hauses in der Wildnis anbelangt.

Potsunto Ikken'ya von TV Asahi
Potsunto Ikken’ya von TV Asahi

Das Programm wird von ABC TV produziert und von TV Asahi ausgestrahlt – seit 2018, sonntags von 19:58 bis 20:56. Ein Teil läuft im Studio ab – mit prominenten Dauergästen wie Tokoro-san, aber den Großteil der Sendung nimmt der Dreh vor Ort ein. Dort zeigt das Fernsehteam, wie die Menschen dort — nicht selten mutterseelenallein – zurecht kommen, warum sie dort wohnen und wie sie sich versorgen. Das ganze wird nicht selten ziemlich intim, denn in der Regel wird auch die ganze Familiengeschichte vorgestellt. Logischerweise sind die vorgestellten Einsiedler meistens schon älteren Semesters, und nicht selten zeichnet die Sendung ein ungeschminktes Bild der Lage auf dem Land in Japan, denn die Einsiedler sind nicht unbedingt aus freien Stücken solche, sondern einfach die letzten eines kleinen Weilers, die noch leben. Nach ihnen kommt nichts mehr — der letzte macht das Licht aus.

Nach Strukturen dieser Art mitten in der Wildnis in Japan muss man auf Google Earth nicht lange suchen
Nach Strukturen dieser Art mitten in der Wildnis in Japan muss man auf Google Earth nicht lange suchen

Die Sendung nähert sich den Menschen behutsam, aber durchaus auch mit ein bisschen Humor, ohne dabei albern zu wirken. Die Familiengeschichten sind oft interessant, und genauso interessant ist es, mit welchen mitunter genial einfachen Lösungen die Menschen der Einsamkeit und der Umwelt strotzen, denn die japanischen Berge sind kein Zuckerschlecken — Taifune, Erdrutsche, Unmengen an Schnee, zerstörte Wege — all das gehört in weiten Landstrichen zum Programm.

Richtige Geeks öffnen beim Schauen des Programms natürlich ihren Laptop, öffnen Google Earth und verfolgen die Reise auf den Satellitenaufnahmen. Ein feines Programm für Nerds also. Und man kann nebenher ein bisschen träumen, denn manche der einsam herumstehenden Häuser sehen als Wohnort sehr verlockend aus. Hier die offizielle Seite der Sendung: www.asahi.co.jp/potsunto/.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

1 Kommentar

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Neueste Beiträge

Arbeitsministerium veröffentlicht Liste “schwarzer” Firmen

Das Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales in Japan scheint allmählich ernst zu machen mit seinen Bemühungen, schwarze Schafe...

Auch mal was von anderen Inseln

Die meisten Leser dieses Blogs besuchen den Japan-Almanach sicherlich, da es hier, wer hätte es gedacht, hauptsächlich um Japan...

Nur noch jeder sechste der einst reisefreudigen Japaner besitzt einen Reisepass

Eigentlich waren die Japaner lange Zeit ein sehr reiselustiges Völkchen –– man traf überall auf Japaner, egal ob in...

Weltrekordhalter als längster Todestraktinsasse endlich freigesprochen

Eigentlich ist es unglaublich und einfach nur traurig, dass ich nach 10 Jahren schon wieder einen Artikel über Hakamata...

Lass’ sie rudern | Endlich unter 20 Grad

Zwei Montage in Folge frei — der September hat in Japan durchaus seine erfreulichen Seiten. Und wenn das Wetter...

“Shogun”-Neuverfilmung: In Japan weitgehend unbekannte Schauspieler gewinnen Emmy

Am vergangenen Wochenende wurden in Los Angeles die Creative Arts Emmys vergeben, und bereits im Vorfeld war klar, dass...

Must read

Die 10 beliebtesten Reiseziele in Japan

Im Mai 2017 erfolgte auf dem Japan-Blog dieser Webseite...

Auch lesenswertRELATED
Recommended to you