BlogPunk's Not Dead - das gilt auch für Japan

Punk’s Not Dead – das gilt auch für Japan

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Seit 2006 findet in Japan in (fast) jedem Jahr das PUNKSPRING-Festival statt – eine illustre Veranstaltung mit ausländischen wie einheimischen Punkbands, die sich, meistens in den Messehallen von Makuhari (zwar nicht direkt in Tokyo, aber nah dran), manchmal auch zusätzlich in Osaka, ein Stelldichein geben. Wie viele Leute dorthin gehen ist schwer zu schätzen – es sind aber auf jeden Fall mehrere Tausend. In diesem Jahr gab es dafür zwei Ticket-Arten: Standard (15000 Yen, also rund 90 Euro) und Gold (20000 Yen, also rund 120 Euro). Für das diesjährige Line-Up kein schlechter Preis, denn mit am Start waren dieses Jahr:

  1. Iggy Pop
  2. Sex Pistols & Frank Carter
  3. Pennywise
  4. Bad Religion
  5. The Cro-Magnons (die einzige japanische Band)
  6. The Bonez
  7. Yellowcard

— durchaus bekannte Namen also, und das Festival ging von 11:30 bis nach 21:00 Uhr. Gold-Ticket bedeutete, dass man beim Einlass eine kleine Tasche erhielt – und dass man bis vor die Bühne kann, wo zum Glück (das ist leider nur allzu häufig in Japan) keine Stühle standen. Bei den Standard-Tickets war man geschätzt um die 50 Meter von der Bühne entfernt. Ach ja: Auch beim Merchandise hatte man mit dem Gold-Ticket Vortritt, und das ist auch gut so, denn bei Konzerten stürzt sich alles gnadenlos auf die “Merch”-Artikel, und da die Auswahl bei jeder Person lange dauert, kann man da schnell mal eins, zwei Stunden vertrödeln, nur um zu erfahren, dass die guten Sachen bereits alle weg sind…

Das Publikum war eine interessante Mischung aus jung und alt, wobei der Altersdurchschnitt sicherlich bei fast 50 Jahren lag – kein Wunder, denn der Meister selbst, Iggy Pop, ist ja auch schon 77 Lenze alt, und ein paar Sex Pistols-Mitglieder dürften noch älter sein. Und trotzdem: Bei einigen Bands kam es zu einem ordentliche Mosh pit – vor allem bei den Sex Pistols, bei denen Frank Carter dem Publikum ordentlich einheizte.

Lernt man bei einem solchen Event interessante Leute kennen? Nun ja, sicherlich. Aber nicht in Tokyo. Ein Japaner sprach mich überschwinglich an – auf brüchigem Englisch und ein bisschen aufdringlich, aber alles in allem einfach Jemand, der sich etwas unterhalten wollte. Andererseits fragte ich während des Bühnenumbaus einen neben mir stehenden Japaner älteren Semesters, wegen welcher Band/Person er denn hier sei. Er bellte lediglich “Iggy Pop” und das war dann auch schon das Ende der Unterhaltung. Nicht mal zu einem Verb konnte er sich hinreissen lassen. Ein typischer Vertreter des HOMO EDOENSIS.

Egal – die Veranstaltung war alles in allem super und sehr erfrischend. Natürlich sah man viele Handys während der Auftritte – lediglich bei den Cro-Magnons herrschte striktes Aufnahme- und Fotoverbot. Der Frontmann der Cro-Magnons war früher der Sänger einer Band names “Blue Hearts”, und obwohl auch schon 62, ist er wie Iggy Pop ein wahres Energiebündel. Zwar spielen die Cro-Magnons keine Blue-Hearts-Titel, leider, aber die Songs sind im Prinzip dank der Präsenz des Sängers sehr wie die der Vorgänger.

Wer sich ein bisschen für die Musikrichtung interessiert – Iggy Pop ist in Sachen Live-Erlebnis ein absolutes Muss. Schlichtweg genial. Auch Frank Carter ist ein absolutes Erlebnis. Bad Religion hingegen war eher dröge, aber Pennywise räumten wiederum richtig ab.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

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