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Japan auf dem schmerzhaften Weg…

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…der Postprivatisierung. Dieser Weg begann gestern und soll insgesamt 10 Jahre dauern. Betroffen: 24,000 Postfilialen. 240,000 Angestellte – viele davon verbeamtet (=公務員, kōmuin), bis jetzt zumindest.
Was hatte Ministerpräsident Koizumi dafür gekämpft! Beinahe hätte er dabei seine eigene Partei (Liberaldemokraten) zertrümmert. In 2005 löste er das Unterhaus auf und sagte “Postprivatisierung oder ich gehe”. Er gewann die Neuwahlen haushoch.
Erstmal wird die Post aufgegliedert in vier Bereiche: Postbank, Postversicherung, Paket- und Briefzustellung und Filialenservice. Ganz nebenbei entsteht so die grösste Bank der Welt – mit Kapitaleinlagen von 188 Billionen Yen (also ca. 1.2 Billionen Euro). Die Versicherungssparte hat auch schlappe 113 Billionen Yen.
Vorerst werden die Bereiche in einer Holding bleiben, mit dem Staat als Mehranteilseigner. Der staatliche Anteil wird später auf 25% sinken, dann ist auch der Börsengang geplant.
Natürlich fürchtet man auch hier Einsparungen: Was wird wohl mit den unprofitablen Postämtern in der Provinz geschehen?
Bald wird sich dann wohl auch hier das abspielen, was mir gelegentlich in Deutschland passierte (und was ich gehasst habe):
Postbeamtin (2.5 Zentner, fetter Lippenstift): Ja, bitte?
Ich: Ja, ich ziehe um, wollte einen Nachsendeauftrag erstellen.
Sie: Gern! Halbes Jahr oder ein Jahr?
Ich: Wie jetzt !?
Sie: Na, bei einem Jahr wird es etwas billiger!
Ich: Das kostet wohl jetzt Geld!
Sie: (freudig grinsend): Ja, seit Januar diesen Jahres!
Ich: (verwirrt) Hmm… ich überlege es mir noch mal…
Sie: Haben Sie schon Strom in der neuen Wohnung?
Ich: Bitte?
Sie: Na, den können wir Ihnen jetzt auch anbieten!
Ich: Nee, danke. Habe ich schon.
Sie: Internet vielleicht?
Ich: Hab ich schon.
Sie: Telefon? Handy?
Ich: Nein danke. Aber haben Sie vielleicht Speiseeis?
Sie (ernst): Äh, nein…
usw. usf. Also, liebe Japaner, macht Euch auf etwas gefasst!
Erste Änderung seit gestern: Kunden werden erstmals mit dem geschäftsüblichen “Irasshaimase” (Willkommen) begrüsst.
Vorher hiess es immer nur “Tsugi no kata dōzo” (Der Nächste bitte).
Das Wort des Tages: 民営化 (min’eika) – wörtl. Volk-Betreiben-…-ung. Zu deutsch Privatisierung.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

1 Kommentar

  1. Oh ja… ich hoffe doch das es ein Video bei der japanischen Post gibt wo die “Arbeit” der dt. Post gezeigt wird mit einem dicken “SO BITTE NICHT!” :-D
    Meine Erfahrungen mit der dt. Post sind auch eher frustrierend und im Rückblick amüsant.

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