Der chronische Halbleitermangel greift spürbar auch in Japan um sich. So sind gestern, dem 2. August, die im öffentlichen Nahverkehr so praktischen Karten zum kontaktlosen Bezahlen nicht mehr ohne weiteres erhältlich. Diese Karten haben je nach Region unterschiedliche Namen, aber im Großraum Tokyo sind das im Wesentlichen SUICA und PASMO. Suica (was übrigens “Melone” heißt, aber es handelt sich hier um ein Akronym für “Super Urban Intelligent CArd”) wurde von der einst staatlichen Eisenbahngesellschaft JR entwickelt und 2001 eingeführt, die anderen U-und Eisenbahngesellschaften zogen dann später mit der PASMO-Karte nach.
Egal wie die Karten heißen — das Prinzip ist quasi immer das Gleiche. Zwischen zwei Plastikschalen verbirgt sich eine flache Antenne sowie ein Chip, der Near Field Communication (NFC) ermöglicht. Die Karten funktionieren dank der Technik ohne eigenen Strom und ermöglichen einen kontaktfreien Datenaustausch in 10cm oder weniger Abstand.
Die Suica-Karten waren bisher an allen JR-Schaltern erhältlich. Dazu musste man nur seinen Namen und ein paar andere Daten angeben – und 500 Yen bezahlen, die man jedoch als Guthaben gleich auf die Karte bekam. Was jedoch viele nicht wissen – man besitzt die Karte damit nicht, sondern JR “verleiht” die Karten nur. Sie bleiben also Eigentum der JR, aber es gibt natürlich keine Konsequenzen, wenn man sie verliert oder beschädigt (zum Beispiel indem man sie zusammen mit anderen RFID-Karten aufbewahrt).
Der Chipmangel führte jedoch nun dazu, dass PASMO und Suica-Karten nicht mehr ausgestellt werden, und das voraussichtlich bis irgendwann im nächsten Jahr. Zwei Ausnahmen soll es jedoch geben – verlorene Karten können wohl noch immer ersetzt werden, und auch Karten für Kinder sollen weiter ausgestellt werden.
Sehr wahrscheinlich machen die Suica- und PASMO-Betreiber jedoch einfach nur aus der Not eine Tugend, denn SUICA & Co. gibt es schon länger in virtueller Form – man kann diese über Apps kostenlos erstellen und dann auf dem Handy benutzen, so zum Beispiel im Wallet von iPhones und iWatches, aber auch auf Android- und anderen Systemen. Virtuelle Karten sind für die Betreiber logischerweise in jeglicher Hinsicht billiger und einfacher zu handhaben.
Dank SUICA & Co. verpassen Japanbesucher dieser Tage leider (!?) einen essentiellen Teil von Japanreisen vor 2000: Man konnte Tage damit verbringen, herauszufinden, welche Tickets man an den Automaten kaufen muss. Die Automaten gibt es zwar immer noch, aber auf Suica zu verzichten ist nur was für Hardcore-Nostalgiker oder Aluhut-Träger.
Ich musste beim Lesen schmunzeln – ich bin weder Aluhut-Traeger noch Nostalgiker, aber ich habe noch nie eine SUICA-Karte besessen… ;-) Allerdings arbeite ich von zu Hause aus, alle Besorgungen koennen zu Fuss erledigt werden, auch Bank und Post sind fusslaeufig erreichbar, so dass ich nur alle Jubeljahre mal Bahn fahre, und dafuer reichen Kleingeld und der Fahrkartenautomat… ;-)
Soweit ich weiß gibt es die welcome suica für Touristen weiterhin. Und wer schlau war, hatte sich vorher viele Karten besorgt und vertickt die jetzt auf den diversen Plattformen.
Ich hätte da eine Frage: Ich werde im Oktober nach Japan Reisen und habe hier noch eine Suica von 2019. Kann ich die wieder benutzen wenn ich wieder Geld rauflade? Danke!
Gefunden bei Wanderweib
“Das Guthaben auf der Suica verfällt nicht. Allerdings deaktiviert sie sich, wenn sie länger als 10 Jahre nicht genutzt wird. Falls du nach diesen zehn Jahren nach Japan einreisen solltest, kannst du deine deaktivierte Karte kostenfrei gegen eine neue eintauschen. Zusätzlich wird das Guthaben auf deine neue Karte transferiert.”
Unsere Icoca konnten wir nach 2019 im November 2022 problemlos weiterbenutzen.
Wenn ich mich recht erinnere, wurde erst der anonyme Verkauf eingestellt vor ein paar Monaten. Wenn ich es richtig verstanden habe, jetzt also auch der für registrierte, Ich habe noch eine Kitaca und eine Suica hier, die werden ja denke ich tatsächlich im Dezember noch funktionieren … Hatte die natürlich wegen Corona jetzt 4 Jahre nicht benutzen können.
Werden denn in anderen Regionen (wie eben Hokkaido, Kitaca) die Karten noch “normal” verkauft?
Wobei ich es seltsam finde, dass man in Tokyo die IC-Touristenkarten (auch mit Chip) dann noch kaufen kann. Hört sich eher an, als ob die Betreiber die Handy-Apps pushen wollen – für Leute mit außerjapanischer Androidversion ein Problem. Freund von mir war gerade die letzten zwei Wovhen auf Japanreise – hat dann später eine normale Icoca gekauft, in anderen Regionen gibt es also normalen Verkauf noch.
Reisende mit neuen iPhone können die Suica Karte in der Wallet hinterlegen. Besitzer von älteren iPhone und Android User mit nicht japanischen Smartphone haben leider das nachsehen. Werde im September seit langem wieder in Japan sein und sofern möglich, eine personalisierte Karte kaufen (habe gelesen, dass dies immer noch möglich sein soll).