Region | 関東 Kantō | |
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Präfektur | 東京 Tokyo | |
Rang | ||
Name | Arakawa. Setzt sich aus den Schriftzeichen 台 (TAI, DAI) und 東 (TŌ, higashi, azuma) zusammen. “Tai” bedeutet “Plateau” und “TŌ” bedeutet “Osten” – ergo Osten des Plateaus – gemeint ist der Ostausläufer des Musashino-Plateaus. | |
Lage | Das ganze Gebiet zwischen Ueno 上野 und Sumida-gawa 隅田川 (Sumida-Fluss). Eine Region mit hoher historischer Bedeutung. Die Stationen Okachimachi, Ueno bis Nippori 日暮里 der Yamanote-Linie liegen in Taitō-ku. Der Stadtteil ist nur 10.1 km² gross und hat 153’000 Einwohner. | |
Ansehen | Die Tempelanlagen des Sensō-ji in Asakusa. Der grosse Ueno-Park und Shinobazu-Teich. Die Region um den Bahnhof Ueno mit dem, was von der Shitamachi ürig blieb. Der Strassenmarkt um Okachimachi. |
浅草 Asakusa
Asakusa war und ist wichtiger Bestandteil der Shitamachi 下町 – der Unterstadt bzw. Altstadt, die einen grossen Teil von Taito-ku prägt. Ueno und Asakusa liegen nördlich der ehemaligen Burg Edo-jō und waren eng gebaute, quirlige Stadtviertel, in denen das Kleinstgewerbe, die Kunst, und hier und da auch das horizontale Gewerbe blühten. Ein bisschen, aber nicht viel, ist in Asakusa erhalten geblieben.
Eine interessante Atmosphäre bietet auf jeden Fall der Sensō-ji 浅草寺 (Achtung – Schreibweise gleich wie “Asakusa”, Aussprache hier aber Sensō!) – ein dem Kannon-Buddha (Buddha der Gnade) gewidmeter buddhistischer Tempel.
Angeblich fanden 628 u.Z. zwei Fischer zufällig eine Abbildungs Kannon’s, und so baute man einen Tempel rundherum. Die Tempelanlage wurde allerdings des öfteren zerstört – das letzte Mal durch Bomben. Der heutige Bau stammt von 1950. Man betritt die Anlage durch das Kaminari-mon 雷門 – das Tor des Donners. Dann läuft man die Nakamise-dōri 仲見世通り entlang. Und die ist interessant. Hier reihen sich etliche Geschäfte in traditioneller Bauweise aneinander. Hier herrscht immer Stimmung. Probieren sollte man hier die Senbei 煎餅 – typisch japanische Cracker, die hier frisch verkauft werden und hervorragend schmecken.
Asakusa bedeutet übrigens “Flaches Gras”. Hier siedelten früher viele kleine Bühnen, auf denen Kabuki 歌舞伎 und Rakugo 落語 – japanische Formen des Theaters – aufgeführt wurden. Während der Meiji-Restauration kamen westliche Einflüsse hinzu – westliche Theaterstücke, Kinos und sogar Striplokale entstanden. Persönlich würde mich nichts mehr reizen als eine intakte japanische shitamachi 下町, wie sie zum Beispiel Mori Ōgai 森鴎外 (japanischer Dichter, *1862 † 1922) in seiner Novelle “Gan 雁” beschrieben hat, zu erleben. Doch die Zeiten sind lange vorbei. Da die shitamachi stets sehr eng gebaut waren und die Häuser traditionell aus Holz gebaut wurden, fielen sie nach und nach Feuersbrünsten, Erdbeben und Bombenangriffen zum Opfer.
Asakusa ist schön anzusehen, und neben dem Tempel gibt es noch einen schönen Park. Der Rest rundherum besteht aus unspektakulären, neuen Gebäuden. Shinjuku und andere Viertel haben dem einstigen Vergnügungsviertel von Edo längst den Rang abgelaufen.
Für probierfreudige Gourmets ist Asakusa jedoch noch immer ein echter Magnet – nur an wenigen Orten kann man so viele verschiedene Sachen probieren. So zum Beispiel bei Kamejū (siehe Photo), der als Japans bester Laden für “dorayaki”, eine in ganz Japan bekannte und beliebte Süßigkeit gilt. Dieser Laden befindet sich gegenüber des Kaminari-Mon und ist schnell an der langen Schlange vor dem Geschäft erkennbar.
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山谷 San’ya
Einen knappen Kilometer nördlich von Asakusa, unweit des Bahnhofs Minami-Senju im Nachbarbezirk Arakawa-ku, liegt das Viertel San’ya (wörtlich “Berg-tal”), welches allerdings auf Karten nicht unter diesem Namen auftaucht. Offiziell sind dies Bereiche der Vierte Nihonzutsumi und Kiyokawa. Von 1651 bis 1873 befand sich wenige hundert Meter nördlich eine von zwei Hinrichtungsstätten von Edo. Die Gegend war entsprechend gefürchtet, zumal streunende Hunde und anderes Getier die nur notdürftig verscharrten Delinquenten zerfledderten und damit durch die Gegend rannten.
Die 3 “Ghettos” Japans – 日本3大ドヤ街
Auch wenn die Hinrichtungsstätte von Kozukappara vor 150 Jahren geschlossen wurde – die Gegend war auf Dauer in Verruf geraten und war als Wohngegend alles andere als beliebt. Dementsprechend zog der Ort alle möglichen Menschen an – unter anderem solche, die durch das Raster der Gesellschaft gefallen sind oder auch Menschen, die untertauchen wollten. Daraus bildete sich eine auf Japanisch “doyagai” genannte Gegend. “-gai” bedeutet “Strasse, Viertel” und “doya” ist “yado” andersrum gelesen. “Yado” bedeutet Herberge, Unterkunft.
In den doyagai bildeten sich extrem billige, aber auch entsprechend schlechte Unterkünfte, die hauptsächlich von Tagelöhnern ohne Obdach genutzt werden. Bau- und andere Firmen klappern die Gegend ab, um steuerfrei billige Arbeitskräfte anzuheuern – sprich hier sammeln sich die Ärmsten der Armen.
In Japan gibt es drei “doyagai” –
- 山谷地区 San’ya-chiku in Taito-ku, Tokyo
- 寿地区 Kotobuki-chiku in Yokohama
- あいりん地区 Airin-chiku in Osaka
— doch die Zeiten ändern sich, und vor allem San’ya und Kotobuki haben sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Man versucht, mehr oder weniger erfolgreich, einen Imagewechsel, mit dem Slogan “Von doya zu yado”. So wurde San’ya zum Beispiel immer beliebter bei ausländischen Individualtouristen, die dort billig übernachten können. Einzig Airin in Osaka ist noch immer ein “heißes Pflaster” – dort sollte man sich besser vorsichtig bewegen beziehungsweise die Gegend meiden, denn es handelt sich um einen sozialen
Brennpunkt und nicht um einen Zoo.
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アメ横丁 Ameyoko-chō
Zwischen den Bahnhöfen Ueno 上野 und Okachimachi 御徒町 der Yamanote-Linie liegt ein Basarviertel, genannt Ameyoko-chō アメ横丁 (Ame steht für “Amerika” – nach dem Krieg wurden hier viele amerikanische Importe gehandelt). Hier wird alles verkauft. Frischer Fisch. Chinesische Heilkräuter. Allerlei Krimskrams. Selbst ausgemusterte NVA-Kleidung in rauhen Mengen. Da findet man im Internet gelegentlich auch mal sowas: Eine Gruppe Japaner, die in vollem Schmiss die NVA wiederaufleben lassen. Hoffentlich bauen sie keine Mauer. Wer also ein bisschen Geld braucht, bringe ein paar Monturen mit! In Ueno wird man sie los. Auch in den umliegenden Strassen gibt es viel zu entdecken. Darunter ein Geheimtipp für Yakiniku 焼き肉 (siehe Küche): Tōkyō-en 東京苑, im Winkel zwischen Shōwa-dōri und Kasuga-dōri. Authentisch. Lecker. Billig.
Nicht zu fassen…NVA-Kleidung
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上野 Ueno
Der Bahnhof Ueno ist sehr gross und einer der wichtigsten auf der Yamanote-Linie, denn hier treffen sich sieben Nahverkehrslinien. Ausserdem fahren von hier die Shinkansen Richtung Niigata, Sendai, Hachinohe, Shinjo und Akita ab. Sowie Expresszüge zum Flughafen Narita. Dementsprechend viel ist im Bahnhof los. Dem kann man schnell entkommen: Man verlässt den Bahnhof am Shinobazu- Ausgang, läuft ein paar Meter nach rechts und schon steht man im grossen Ueno-Park. Im Südteil liegt der grosse Shinobazu no ike – ein grosser, dreigeteilter Teich. Einst war dies Marschland – dass Meer drang während der Flut hier ein. Doch das Meer ist aufgrund der vielen Neulandgebiete weit entfernt und der Shinobazu-Teich (Shinobazu heisst übrigens “nicht ertragen können”) ist stark verlandet. In der Mitte liegt die Benten-Insel mit zwei kleineren Tempeln sowie drei künstlichen Stegen, auf denen man quasi quer durch den Teich gehen kann.
Interessant ist das Haus im Hintergrund des Bildes. Ein Fest für Statiker! Wirkt zudem seltsam, da es einzeln in der Landschaft steht. Dieses Gebäude war das Sofitel Hotel Tokyo ホテル・ソフィテル東京 des berühmten Architekten Kikutake Kiyonori 菊竹 清訓 – leider wurde das Hotel 2006 geschlossen und die Konstruktion abgerissen. Sehr schade.
In Ueno gibt es auch noch den 上野動物園 Ueno-Zoo – ein sehr alter Zoo, der sich auch lange Zeit für seine Pandas rühmten durfte. Den Zoo muss man allerdings mögen, denn es ist reichlich eng und überlaufen. Interessanter ist da zum Beispiel eher das äusserst sehenswerte 国立科学博物館 Staatliche Wissenschaftsmuseum im Park von Ueno.
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不忍池 Shinobazu-no-ike (Der Shinobazu-Teich)
Am Südostufer befindet sich übrigens das Shitamachi fūzoku shiryōkan 下町風俗資料館 – ein kleines, interessantes Museum, in dem man sehen kann, wie die Gegend vor einhundert Jahren aussah und wie die Menschen so lebten. Ist durchaus interessant!
Diese kleine Grünfläche mitten in Tokyo lockt natürlich Unmengen von Vögeln an. Als da wären zahlreiche Entenarten, Lachmöwen (schliesslich der Symbolvogel Tokyo’s), Tauben und Unmengen an Raben. Die ein echtes Problem in der Hauptstadt sind, da sie überall Futter finden und oftmals den Hausmüll, der zur Abholung rausgestellt wird, zerpflücken.
Wo mitten in der Betonwüste so viele Vögel sind, gibt es entsprechend viele Leute, die sie füttern. Und fotografieren. Riesenstative werden ausgepackt, Teleskope angeschraubt und fotografiert, was das Zeug hält. Der Ueno-Park ist wahrhaftig unterhaltsam.
Fütterungszeit im Ueno-Park
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河童橋 Kappabashi – das Küchenviertel
Das schöne an Tokyo ist, dass, obwohl die Stadt sehr modern ist, sich die Tradition der Handwerksviertel erhalten hat. Da gibt es Viertel, in denen sich ganz viele Buchläden konzentrieren (Jinbocho). Oder Viertel, in denen es sehr viel Elektrik und Elektronik gibt (Akihabara). Oder Druckereien und Verlage (Suidobashi). So ein Viertel gibt es auch in Taito-ku – und das ist nicht allzu weit entfernt vom Bahnhof Ueno. In 河童橋 Kappabashi (Kappa-Brücke) dreht sich alles um Küchenutensilien – fast ein Kilometer lang ist die Strasse, und es folgt ein Geschäft nach dem anderen. Einige sind regelrechte Gemischtwarenläden, andere stark spezialisiert. So gibt es Läden, in denen es nur Stäbchen gibt – in anderen nur Messer. Wer keine albernen Souvenirs kaufen möchte, wird hier auf jeden Fall fündig, denn hier gibt es sehr erlesene, aber auch viel erschwingliche japanische Keramik und Schmiedekunst zu kaufen.