KantoTokyo-toIzu-Oshima – eine Mustervulkaninsel direkt vor der Bucht von...

Izu-Oshima – eine Mustervulkaninsel direkt vor der Bucht von Tokyo

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Region 関東 Kantō
Präfektur 東京都 Tokyo
Rang 5 von 5 Sternen: Unbedingt sehenswert
Name Der Name der Insel könnte einfacher nicht sein – er setzt sich zusammen aus (DAI, TAI, ō-kii) für “groß” und (TŌ, shima) für “Insel”. Oshima ist die größte der Izu-Inseln, daher der schlichte Name. In Japan gibt es unter den tausenden Inseln einige “Ōshima” genannte Inseln, weshalb die Insel oftmals der Genauigkeit halber Izu-Oshima genannt wird. Da das “O” lang gestreckt ist, sieht man häufig auch die Schreibweisen “Ōshima” (und das ist auch die offizielle Schreibweise) oder “Ohshima”.
Lage Die Insel liegt 120 Kilometer südlich des Stadtzentrums von Tokyo zwischen der Boso-Halbinsel und der Izu-Halbinsel und damit am Eingang zur Bucht von Tokyo und der Sagami-Bucht. Bis zur Izu-Halbinsel sind es nur gute 20 Kilometer. Oshima ist die nördlichste und zudem größte Insel der Izu-Inselkette.

Ōshima – Einleitung

Bei halbwegs guter Sicht sieht man von der Ostküste der Izu-Halbinsel, von der Südküste von Kanagawa und Chiba, aber mit etwas Glück sogar vom Tokyo Sky Tree eine Insel im Pazifik, die aus einem großen, aber nicht allzu hohen Berg zu bestehen scheint – das ist die Insel Ōshima, die größte der Izu-Inselkette, welche sich von der Bucht von Tokyo bis 350 Kilometer südlich von Tokyo erstrecken. Oshima ist dabei die größte der Inseln.

Die Insel wird von einem großen Vulkan dominiert, der nur eine Besiedlung der Küste zulässt. Da die Ostküste relativ steil ist, wohnen die meisten Einwohner in der Ebene an der Westküste sowie in zwei weiteren Orten im Norden sowie im Süden.

Karte von Izu-Oshima
Karte von Izu-Oshima

Obwohl Izu-Oshima nicht so weit vom Zentrum von Tokyo entfernt liegt, gibt es doch ein paar klimatische Unterschiede – in den Wintermonaten ist es oft eins, zwei Grad wärmer in den Nächten, im Sommer hingegen ein bisschen kühler. Das Klima ist damit maritimer ausgeprägt. Der größte Unterschied liegt jedoch in der Niederschlagsmenge – während in der Stadt Tokyo gut 1500 mm Regen pro Jahr fallen (fast drei Mal so viel wie in Berlin), sind es auf der Insel fast 3000 mm. Besonders während der Regenzeit Juni/Juli sowie in den Herbstmonaten sind sintflutartige Regenfälle keine Seltenheit. Der immerhin über 700 Meter hohe Inselvulkan bildet hier eine natürliche Barriere, an der Wetterfronten und Taifune abregnen. Das kann mitunter extreme Formen annehmen: So traf im Oktober 2013 der Taifun Wipha direkt auf Oshima und sorgte für unglaubliche 824 mm Regen innerhalb von 24 Stunden. Das Ereignis sorgte für Erdrutsche und Überschwemmungen, die vor allem im Raum Motomachi für insgesamt 49 Tote und Vermisste sorgten.

Blick von der Miura-Halbinsel Richtung Oshima – die steile Westküste ist links gut zu erkennen
Blick von der Miura-Halbinsel Richtung Oshima – die steile Westküste ist links gut zu erkennen
... und ein Blick von der Izu-Halbinsel Richtung Oshima
… und ein Blick von der Izu-Halbinsel Richtung Oshima

Auch die Windverhältnisse sind kompliziert – selbst bei strahlend blauem Himmel kommt es nicht selten vor, dass rund um die Insel ein heftiger Wind weht, der den Fährverkehr lahmlegt.

Traditionell ist Oshima von der Landwirtschaft und Fischerei geprägt – in erster Linie wurden Getreide, Taro, Sojabohnen und dergleichen angebaut. Der vulkanische Boden sowie die Topographie lassen hier keinen Reisanbau zu, weshalb der sonst in Japan üblicherweise in Form von Reis eingetriebene Zehnt hier in Salz zu entrichten war.

Aufgrund der relativen Abgeschiedenheit benutzte man die Insel während der Edo-Zeit streckenweise als Verbannungsort. Erst Ende des 19. Jahrhunderts begann die Neuzeit Einzug zu halten – 1872 wurde die erste Dorfschule errichtet, 1902 begann die Elektrifizierung. Eine erste Straße errichtete man 1933. Während des 2. Weltkrieges fasste das japanische Militär auf der Insel Fuß, um gegen eine mögliche Invasion seitens der Amerikaner gewappnet zu sein.

Die Küste der Izu-Halbinsel und der Fuji-san sind leicht von Oshima aus erkennbar
Die Küste der Izu-Halbinsel und der Fuji-san sind leicht von Oshima aus erkennbar
Der 3776 m hohe Fuji-san, vom Hafen von Okata aus gesehen (im Dezember)
Der 3776 m hohe Fuji-san, vom Hafen von Okata aus gesehen (im Dezember)

Auch die Windverhältnisse sind kompliziert – selbst bei strahlend blauem Himmel kommt es nicht selten vor, dass rund um die Insel ein heftiger Wind weht, der den Fährverkehr lahmlegt.

Traditionell ist Oshima von der Landwirtschaft und Fischerei geprägt – in erster Linie wurden Getreide, Taro, Sojabohnen und dergleichen angebaut. Der vulkanische Boden sowie die Topographie lassen hier keinen Reisanbau zu, weshalb der sonst in Japan üblicherweise in Form von Reis eingetriebene Zehnt hier in Salz zu entrichten war.

Aufgrund der relativen Abgeschiedenheit benutzte man die Insel während der Edo-Zeit streckenweise als Verbannungsort. Erst Ende des 19. Jahrhunderts begann die Neuzeit Einzug zu halten – 1872 wurde die erste Dorfschule errichtet, 1902 begann die Elektrifizierung. Eine erste Straße errichtete man 1933. Während des 2. Weltkrieges fasste das japanische Militär auf der Insel Fuß, um gegen eine mögliche Invasion seitens der Amerikaner gewappnet zu sein. Nach Kriegsende wurd Oshima zusammen mit den anderen Izu-Inseln kurzzeitig unter amerikanische Verwaltung gestellt, was jedoch nach nur zwei Monaten im Jahr 1946 wieder rückgängig gemacht wurde (Okinawa und die Ogasawara-Inseln verblieben noch bis in die 1970er unter amerikanischer Kontrolle).

Anfang der 1950er lebten gut 13’000 Einwohner auf der Insel. Seitdem ging es erst langsam, dann immer schneller mit der Einwohnerzahl bergab: 1990 sank die Zahl erstmals unter 10’000, und 2024 waren es gar nur noch rund 6’500. Wie die meisten anderen ländlichen Gegenden Japans kämpft Oshima mit einer niedrigen Geburtenrate und einer hohen Wegzugsrate junger Menschen. Dem versucht man mit diversen Gegenmaßnahmen entgegenzusteuern – zum Beispiel indem leerstehende Häuser öffentlich für verhältnismäßig wenig Geld zum Verkauf angeboten werden – siehe zum Beispiel www.oshima-akiya.jp. Von einem Boom konnte man zumindest 2024 noch nicht sprechen – es gibt vereinzelt interessante Läden, die von Zuzüglern eröffnet wurden, doch von einem bemerkenswerten Zustrom neuer Bewohner ist nicht viel zu sehen.

Izu-Inseln – Einleitung

Die Präfektur Tokyo besteht aus mehreren Teilen – dem 区部kubu genannten, dicht besiedelten Innenstadtbereich, der 多摩Tama地域chiiki genannten Tama-Region, die sich vom Rand des Zentrums Richtung Westen erstreckt und bis zu 2000 hohe Berge aufweist, sowie den 東京Tōkyōto島嶼tōshobu, den “Inseln der Stadt Tokyo”. Diese unterteilen sich wiederum in die rund 1000 Kilometer gen Süden liegenden Ogasawara-Inseln sowie die 100 bis 350 Kilometer entfernt liegenden Izu-Inseln.

Die Izu-Inselkette wurde lange Zeit auch 伊豆Izushichi – die “7 Inseln von Izu” genannt, doch der Begriff ist veraltet: Eigentlich handelt es sich bei der Inselkette um fast 100 Inseln, Inselchen und Riffe, von denen man 7 als bewohnte Inseln klassifizierte, doch das war nicht ganz korrekt, denn Aogashima und Hachijō-Kojima rechnete man der großen Insel Hachijōjima zu, weshalb die Bewohner von Aogashima zum Beispiel nicht ganz mit der Bezeichnung zufrieden waren. Außerdem hat sich einiges geändert – Hachijō-Kojima ist nicht mehr bewohnt, dafür ist die kleine Insel Shikine-jima erst seit 1888 besiedelt.

Obwohl eigentlich 9 der Inseln bewohnt sind, findet man den Begriff der “7 Inseln” gelegentlich auch heute noch – so heißen einige der Fähren “7 Islands”. Die Bevölkerungs- und Flächenverteilung sieht wie folgt aus:

Name Lesung Fläche in km² Einwohner
伊豆大島 Izu-Ōshima 91,06 6,513
利島 Toshima 4,12 320
新島 Niijima 23,17 1,671
式根島 Shikinejima 3,67 550
神津島 Kōzushima 18,48 1,705
三宅島 Miyakejima 55,44 2,095
御蔵島 Mikurajima 20,55 308
八丈島 Hachijōjima 69,11 6,649
青ヶ島 Aogashima 5,97 162
Gesamt: 291,57 19,973
Lage der Insel Oshima und der Izu-Inseln
Lage der Insel Oshima und der Izu-Inseln

Alljährlich besuchen im Schnitt eine knappe halbe Million Menschen die Izu-Inseln, wobei jedoch nicht alle aus touristischen Gründen die Inseln bereisen – natürlich sind viele aus beruflichen Gründen (vor allem Bauarbeiter und Landschaftspfleger usw.) auf den Inseln unterwegs. Rund die Hälfte der Besucher entfällt auf die dem Festland nächstgelegene Insel Izu-Oshima.

Die Izu-Inseln sind sehr vielseitig – einige sind stark vulkanisch geprägt, andere wiederum werden von langen Sandstränden dominiert, andere wiederum sind wahre Urweltinseln mit steilen Küsten und viel Wald. Doch trotz der reizvollen Landschaft müssen die Inseln stark subventioniert werden, denn Produktion und Fremdenverkehr reichen nicht aus, um autark zu wirtschaften. Außerdem haben die Inseln stark mit der Überalterung der Bevölkerung und dem Bevölkerungsschwund zu kämpfen. Man befürchtet, dass die Bevölkerung auf der gesamten Inselkette bis 2040 auf unter 1400 Einwohner schrumpfen wird.

Viele der Izu-Inseln sind gut von der Izu-Halbinsel aus erkennbar – vor allem im Winter
Viele der Izu-Inseln sind gut von der Izu-Halbinsel aus erkennbar – vor allem im Winter
Blick von Oshima auf Toshima, Niijima und Kozujima
Blick von Oshima auf Toshima, Niijima und Kozujima

Die Izu-Inseln werden von den allermeisten Japanbesuchern links liegengelassen. Zu unrecht, möchte man meinen, doch man sollte fairerweise anmerken, dass die Inseln nicht ganz so einfach zu bereisen sind. Englisch wird hier noch weniger gesprochen als anderswo, vor allem in den Herbergen und Restaurants, und der öffentliche Nahverkehr auf den größeren Inseln ist eher sporadisch. Noch problematischer ist jedoch die Unsicherheit, was die An- und Abreise betrifft: Wie eingangs bemerkt, fallen des Öfteren mal die Fähren aus, und das nicht nur zur Taifun-Zeit. Die Hotelbesitzer sind das gewohnt – in der Regel wissen sie über die Wettersituation bescheid und recht kulant, was das kurzfristige Stornieren anbelangt, doch wer nur begrenzte Zeit in Japan zur Verfügung hat, sollte sich gut überlegen, ob man wirklich zu den Insel fährt.

Weite Teile der Inseln gehören aufgrund ihrer einzigartigen Natur zum Fuji-Hakone-Izu Nationalpark (富士Fuji箱根Hakone伊豆Izu国立kokuritsu公園kōen). Den Nationalpark gibt es seit 1936 – er gehört damit zu den ersten Nationalparks Japans, doch damals gehörten weder die Izu-Halbinsel noch die Izu-Inseln dazu – sie wurden erst 1964 in den Nationalpark eingegliedert. Aufgrund des Nationalparkstatus gelten auf den Inseln besonders strenge Regeln – so ist die Mitnahme von Pflanzen oder auch Steinen verboten.

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Okata (Okata)

Im Norden der Insel liegt der kleine Weiler Okata, bekannt durch seinen Hafen, der oftmals von den Fähren von und nach Tokyo, Izu, Chiba und den Inseln benutzt wird. Welcher Hafen jedoch auch immer angelaufen wird – die große Nachtfähre fährt immer von und nach Okata. Mit 715 Einwohnern (Stand 2024) ist Okata nach Motomachi und Kita-no-yama der drittgrößte Ort auf der Insel. Ein paar Einwohner leben “unten” in der Nähe des Hafens, doch die Ebene am Hafen ist relativ klein, weshalb ein Teil der Ortschaft ein paar Dutzend Meter oberhalb des Hafens liegt.

Der Platz vor dem Hafen von Okata - von hier fahren auch Taxis und Busse
Der Platz vor dem Hafen von Okata – von hier fahren auch Taxis und Busse
Das 2019 eingeweihte, neue Fährterminal von Okata
Das 2019 eingeweihte, neue Fährterminal von Okata

Im Ort selbst gibt es nicht viel zu sehen, aber es gibt hier ein paar wenige Übernachtungsmöglichkeiten, ein passables Sushi-Restaurant (das einzige Restaurant, das abends geöffnet hat), eine Tankstelle (oberhalb des Hafens), zwei Souvenirshops, ein Bento-Laden (ein paar Sachen können dort rund um die Uhr tiefgekühlt gekauft und vor Ort in Mikrowellen aufgewärmt wird), ein Tauchtouranbieter und zwei Autoverleiher. Im Hafenterminal gibt es ebenfalls ein kleines Souvenirgeschäft sowie ein Restaurant, welches jedoch nur tagsüber geöffnet hat.

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Motomachi (Motomachi)

Der Ort Motomachi, auf deutsch in etwa “eigentlicher Ort, Hauptort”, liegt an der Westküste von Oshima und ist der Izu-Halbinsel zugewandt. Im Gebiet rund um den gleichnamigen Hafen leben etwa 2200 Menschen und damit ziemlich genau ein Drittel der Inselbewohner. Deshalb gibt es hier auch das größte Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten, Restaurants, einem Supermarkt und ein paar anderen, kleinen Lädchen, ein Postamt und das Gebäude der Ortsverwaltung.

Bereits im Ort beginnt gen Osten der lange Hang des Inselvulkans, der  von Motomachi gut sichtbar ist. Ebenso gut sichtbar vom Hafen sind ein paar der südlich gelegenen Izu-Inseln (vor allem Toshima, Niijima und Kozushima) sowie die Ostküste der nur knapp 30 Kilometer entfernten Izu-Halbinsel.

Die Gegend rund um den Hafen von Motomachi auf Izu-Oshima
Die Gegend rund um den Hafen von Motomachi auf Izu-Oshima
Breite Straßen, viel Beton: Nahezu alles musste nach 1965 neu aufgebaut werden
Breite Straßen, viel Beton: Nahezu alles musste nach 1965 neu aufgebaut werden

Am 11. Januar des Jahres 1965 brach am späten Abend ein Feuer in einer Herberge unweit des Hafens aus. Starke Winde mit einer Windgeschwindigkeit von 130 km/h sowie die zu dieser Jahreszeit anhaltend lange, trockene Luft begünstigten eine schnelle Ausbreitung des Feuers – insgesamt fielen so 418 Häuser auf einer Fläche von 16 Hektar den Flammen zum Opfer. Das waren 70% des gesamten Ortes – oder anders gesagt ein Drittel der Bebauung der gesamten Insel. Glücklicherweise gab es keine Todesopfer zu beklagen, doch der Brand war selbst von der rund 30 Kilometer entfernten Küste der Izu-Halbinsel gut zu sehen. Wer die Gegend rund um den Hafen von Motomachi etwas genauer betrachtet, wird schnell feststellen, dass hier für japanische Verhältnisse relativ großzügig und mit viel Beton gebaut wurde – das ist eine logische Konsequenz des verheerenden Großbrandes.

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Miharayama (Miharayama)

In der Inselmitte thront der Miharayama, zu Deutsch “Drei-Ebenen-Berg”, ein 758 Meter hoher und ziemlich lebendiger Schichtvulkan, der immer wieder für Überraschungen bereit ist. Der Name stammt wahrscheinlich von der alten Lesung für “Bauch”, 御腹mihara, und geht auf die Tatsache zurück, dass der Krater immer wieder gebiert. Der Berg hat nicht die bei Vulkanen so bekannte (wenn auch nicht sehr häufige) Kegelform wie etwa der Fuji-san – stattdessen wurde der Gipfel durch zahlreiche vulkanische Ereignisse immer wieder umgeformt. Der große, äußere Krater ist rund 2,5 mal 3,2 Kilometer lang und somit leicht oval. Die Kraterwände sind bis auf die Norostseite deutlich erkennbar und außen relativ dicht bewachsen – nur im Osten wurde die alte Kraterwand durch neue Eruptionen durchbrochen. Im alten Vulkan entstand ein neuer Vulkan – etwas, was weltweit durchaus häufig vorkommt und als Somma-Vulkan bekannt ist (siehe unter anderem auch Sakurajima, Pinatubo, Tyatya oder auch der Vesuv.

Nebenkrater innerhalb der alten Caldera - diese entstanden bei einem schweren Ausbruch im Jahr 1986
Nebenkrater innerhalb der alten Caldera – diese entstanden bei einem schweren Ausbruch im Jahr 1986
Der innere Krater mit der deutlich sichtbaren Kraterwand
Der innere Krater mit der deutlich sichtbaren Kraterwand

Geologen schätzen das Alter des Miharayama-Vulkans auf rund 20’000 Jahre – im Schnitt kommt es seitdem knapp alle 200 Jahre zu einer größeren Eruption, was bedeutet, dass Oyama in Folge von geschätzt 100 Ausbrüchen entstand. Aufgrund der Plattenbewegungen in der Gegend – hier treffen sich schließlich gleich 3 tektonische Platten – “wandert” die Insel über den Hotspot, was auch bei der Bildung der Inselkette von Hawaii geschah beziehungsweise immer noch geschieht. Aus diesem Grund ist sowohl Oshima als Insel selbst, aber auch der Vulkan oval und nicht rund.

Schriftlich belegt sind mehr oder weniger starke Eruptionen in den Jahren 1338, 1552, 1684, 1777 und 1950/51. Der letzte große Ausbruch fand 1986 statt, und es sollte dramatisch werden: Erst kam es zu einer leichten Eruption mit einem knapp einen Kilometer langen Lavafluss Richtung Nordwesten in die alte Caldera hinein. Tausende Schaulustige versammelten sich, doch nach vier Tagen kam der Lavafluss zum Erliegen. Nach zwei Tagen Pause ging es jedoch richtig los – eine Lavafontäne schoss rund 1500 m in die Höhe – absoluter Weltrekord – und die Aschewolke erreichte eine Höhe von 8 Kilometern. Neben dem eigentlichen Krater öffneten sich Spalten, aus denen sich Lavaströme Richtung Motomachi ergossen. Die Lage wurde schnell so dramatisch, dass die gesamte Inselbevölkerung noch in der Nacht evakuiert werden musste. Ein paar hundert Meter vor den ersten Häusern der Siedlung kam der Strom jedoch letztendlich zum erliegen.

Kleiner, provisorischer Schrein auf dem inneren Kraterrand
Kleiner, provisorischer Schrein auf dem inneren Kraterrand
Blick auf den inneren Krater des Miharayama auf Izu-Oshima
Blick auf den inneren Krater des Miharayama auf Izu-Oshima

Im Gegensatz zum ebenfalls aktiven, aber noch etwas gefährlicheren Vulkan auf der nahegelegenen Insel Miyakejima kann man den Miharayama komplett begehen – doch das nur auf festgelegten Wegen, da man sich hier in der Kernzone des Nationalparks befindet und ein Verlassen des Weges ohnehin schnell gefährlich werden kann. Der innere Krater ist nicht begehbar, da die Kraterwände rundum senkrecht sind. Hier und dort treten auch vulkanische Gase aus dem Boden.

Man erreicht den Vulkankrater sowohl vom Onsen als auch von der Urasabaku (Schwarze Wüste, siehe unten) sowie vom Mt. Gairin Observation Deck am östlichen Kraterrand – der Weg vom letzteren ist der kürzeste und die rund 45 Minuten dauernde Wanderung ist sehr einfach. Ein bisschen anspruchsvoller, erst recht bei hier häufigem starken Wind, ist die knapp eine Stunde dauernde Wanderung rund um den inneren Krater. Mit etwas Glück – und vor allem rund um den Monat Dezember – hat man von oben einen fantastischen Blick auf den Pazifik, die Izu-Halbinsel, die Boso- und Miura-Halbinsel sowie auf den Fuji-san.

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Urasabaku (Schwarze Wüste, Ura砂漠sabaku)

Es heißt immer, dass die einzige Wüste in Japan am Strand von Tottori zu finden ist – doch das beruht nur auf dem Missverständnis, dass Wüsten immer aus Sand bestehen müssten – in Wahrheit sind die meisten Wüsten der Erde jedoch keine Sand-, sondern meistens Geröllwüsten. In dem Sinne ist die Wüste am Hang des Miharayama die größte Japans.

Das Lavafeld westlich des Gipfels wird Omote砂漠sabaku, “Vordere Wüste”, genannt – das Lavafeld östlich davon hingegen Ura砂漠sabaku, also die “hintere Wüste”. Erstere ist zwar auch sehr interessant, doch bereits zu einem gewissen Grad bewachsen. Wesentlich spektakulärer ist da die hintere Wüste, die nahezu unbewachsen ist und aus Scoria besteht. “Scoria” ist ein typisches Vulkangestein, das entsteht, wenn die Lava schnell abkühlt. Das resultiert in sehr feinkörnige, dunkelbraune bis schwarze Steine mit unzähligen Gasbläschen. Die Steine sind entsprechend leichter als die meisten anderen Steine und zerbröseln relativ schnell (wenn auch weit weniger schnell als Tuff). Bei der hinteren Wüste sind die Steine nahezu pechschwarz.

Blick von der schwarzen Wüste auf Oshima auf den Pazifik Richtung Boso-Halbinsel
Blick von der schwarzen Wüste auf Oshima auf den Pazifik Richtung Boso-Halbinsel
Blick über die hintere Wüste Richtung Izu-Halbinsel und Fuji-san
Blick über die hintere Wüste Richtung Izu-Halbinsel und Fuji-san

Der Eindruck der Wüstenlandschaft hängt stark vom Wetter ab – der schwarze Boden mit den gelegentlichen Vegetationsresten sieht natürlich bei strahlend blauem Himmel besonders spektakulär aus, doch auch bei Regen oder Nebel – durchaus häufig am Gipfel – ist die Landschaft etwas ganz besonderes und definitiv DAS Highlight von Izu-Oshima. Die schwarze Wüste ist nicht die einzige in Japan – siehe Schwarze Wüste von Hachijōjima – doch sie ist definitv die größte.

Die Vegetation kann in der schwarzen Wüste nur sehr schwer Fuß fassen – das liegt zum einen am porösen Gestein, das kein Wasser halten kann, zum anderen aber auch an den giftigen vulkanischen Gasen, die hier noch immer aus dem Boden treten.

An einem der 1986 gebildeten Nebenkrater treten noch immer vulkanische Gase aus dem Boden
An einem der 1986 gebildeten Nebenkrater treten noch immer vulkanische Gase aus dem Boden
Blick von der Wüste von Oshima zum Omuroyama, einem vor 4000 Jahren erloschenen Vulkan auf der Izu-Halbinsel
Blick von der Wüste von Oshima zum Omuroyama, einem vor 4000 Jahren erloschenen Vulkan auf der Izu-Halbinsel

Direkt an der Hinteren Wüste kam es im Jahr 1952 zu einer Tragödie, als Japan Air Lines (JAL)-Flug 301 von Tokyo über Osaka-Itami bis Fukuoka bei schlechter Witterung am Berg zerschellte. Die Maschine vom Typ Martin 2-0-2 hatte 33 Passagiere und 4 Besatzungsmitglieder an Bord – niemand überlebte den Absturz. Die Absturzuntersuchung wurde japanischen Angaben zufolge von den Besatzungstruppen aus Gründen militärischer Geheimhaltung behindert – der wahre Grund des Absturzes kam so nie ans Licht. Heute zeugt eine kleine Gedenktafel nebst Epitaph von der Tragödie.

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Aufschluss “Großer Baumkuchen” (地層Chisōdai切断setsudanmen)

Im Südwesten der Insel und direkt an der Rundstraße, die rund um die Insel führt, musste man die Straße regelrecht in den Berg fräsen – das Ergebnis ist ein wunderbarer Aufschluss. So wird in der Geologie ein Abschnitt bezeichnet, an dem man die verschiedenen Gesteinsschichten gut erkennen kann. Der Aufschluss in Nomashi, ziemlich genau zwischen den Orten Motomachi und Sashikiji, erinnert stark an einen Baumkuchen, und selbiger ist in Japan extrem beliebt (beliebter noch als in Deutschland und auch unter dem deutschen Namen bekannt), weshalb man dem Abschnitt den Spitznamen. Der in der Tat spektakuläre Aufschluss ist Teil des Geoparks Izu-Oshima.

Der Aufschluss in Nomashi, Teil des Geoparks Izu-Oshima
Der Aufschluss in Nomashi, Teil des Geoparks Izu-Oshima
Dieses Wandgemälde am Hafen von Okata weckt Interesse
Dieses Wandgemälde am Hafen von Okata weckt Interesse

Es handelt sich hier nicht etwa um Sedimentgesteine, die irgendwann am Meeres- oder Seegrund entstanden, sondern hauptsächlich aus Scoria und Vulkanasche. Wie eingangs erwähnt, bricht der Inselvulkan seit tausenden Jahren mehr oder weniger regelmäßig alle hundert Jahre aus. Zuerst lagert sich dabei die schwerere Scoria (schwarz), darüber legt sich dann eine hellere Schicht Vulkanasche. Diese Schicht beginnt dann in der Ruhephase zu verwittern, hinzu kommt eingewehtes Material. Bis zum nächsten Vulkanausbruch – dann folgt eine neue Dreierschicht aus Scoria, Asche und verwittertem Material.

Die Wellenform entstand dabei nicht aufgrund von Hebungen und Senkungen des Untergrunds – sondern aufgrund des ursprünglich wellenförmigen Untergrunds. Den Aufschluss entdeckte man zufällig im Jahr 1953, als man die Ringstraße anlegte. Mehrere Schichten von Vulkandepositen gibt es zwar weltweit vielerorts – doch nur selten entstehen so regelmäßig angelegte Formationen. Am nördlichen Rand, direkt neben der Bushaltestelle, gesellt sich übrigens eine Schicht hinzu, die infolge eines pyroklastischen Stroms entstand – das war vor rund 1700 Jahren. Diese Schicht ist naturgemäß etwas unregelmäßiger und von vulkanischen Bomben zersetzt.

Der Aufschluss von Oshima ist somit eine Art historisches Archiv der Insel – und außerdem schön anzusehen.

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Habu-Minato (Habuminato)

Dieser kleine Ort an der Südostspitze ist zweifelsohne der malerischste Ort der Insel. Der Hafen befindet sich an einer kleinen Bucht, die von rund 30 Meter hohen, steilen Felswänden umgeben ist. Es sah hier nicht immer so aus: Silvester 1703 gab es ganz in der Nähe ein schweres Erdbeben mit einer geschätzten Stärke von rund 8.0. Das Genroku-Beben genannte Erdbeben verursachte einen schweren Tsunami, der den kleinen Kratersee von Habu beinahe mit dem Meer verband. Allerdings nur beinahe – im Jahre 1801 machte man dann den Durchstich, um den ehemaligen See als geschützten Hafen benutzen zu können. Der kleine Ort heißt offiziell Habu-Minato, wobei “minato” schlichtweg “Hafen” bedeutet. In dem Ort leben insgesamt gerade mal gut 500 Einwohner.

Blick über den Hafen von Habu – im Hintergrund ein paar der Izu-Inseln
Blick über den Hafen von Habu – im Hintergrund ein paar der Izu-Inseln
Heimatmuseum Odoriko-no-sato in Habu-Minato
Heimatmuseum Odoriko-no-sato in Habu-Minato

Der Ort ist besonders malerisch – am Hafen befindet sich eine kleine Gasse mit kleinen Häusern, darunter ein paar Restaurants und Geschäfte, auf beiden Seiten. Von dort führen steile Treppen zum oberen Teil des Ortes, welcher ebenfalls von sehr engen Gassen, durch die gerade mal so Autos durchpassen, geprägt ist. Dort befindet sich unter anderem das schöne 踊子Odorikonosato kyū甚之丸jin-no-marutei – die ehemalige Residenz von Jin-no-maru “Odoriko-no-sato”. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Habu zu einem gut besuchten Fischereihafen, deren Besucher es zu gewissem Wohlstand schafften. So entstanden auch einige große Anwesen und Lagerhäuser. Eines dieser Anwesen gehörte Jinnomaru, der besonders zum Aufschwung des Ortes beitrug. Aus dem Anwesen machte man ein Heimatmuseum mit dem Namen “Odoriko-no-sato”. “Odoriko” bedeutet Tänzerin und “Sato” bedeutet “Heimat”. Der Name nimmt Bezug auf die Novelle “Die Tänzerin von Izu” des Schriftstellers Kawabata Yasunari (1899 – 1972).

Die kleine Gasse am Hafen von Habu-Minato
Die kleine Gasse am Hafen von Habu-Minato
Abendstimmung im oberen Ortsteil von Habu-minato
Abendstimmung im oberen Ortsteil von Habu-minato

Habu-Minato ist ein kleines Juwel – während der Hauptort Motomachi nahezu komplett in Flammen aufging und deshalb modern und wenig schön wiederaufgebaut wurde, hat Habu die Wirren der Zeit nahezu unbeschadet überstanden und ist somit ein schönes Beispiel für ein traditionelles Fischerdorf. Den Reiz haben auch ein paar neue Einwohner erkannt, die vom Festland hierherzogen und in Habu unter anderem ein sehr passables Bier brauen.

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Fudeshima (Fudeshima)

Noch im Gemeindebereich von Habu-Minato und fünf Kilometer nördlich des Ortskerns befindet sich die wild-romantische Küste von Fudeshima. Der Name setzt sich aus “Fude” für Pinsel/Stift und “Shima” für Insel zusammen, und der Name ist Programm: Rund 100 Meter von der Küste entfernt ragt eine kleine Felsennadel, die aussieht, wie ein Pinsel, in das Meer. Das kuriose an dem Felsen ist, dass dieser älter als die Insel Izu-Oshima ist. Früher, bis vor ein paar hundert Tausend Jahren, befand sich hier ein schätzungsweise rund 1000 Meter hoher Vulkan, der jedoch vor vielen zehntausend, wenn nicht hunderttausend Jahren erlosch. Durch Erosion verlor der Vulkan schnell an Höhe – später bildete sich dann nordwestlich des Fudeshima-Vulkans ein neuer Vulkan, der heute die Insel Izu-Oshima bildet.

Blick auf die wilde Südostküste von Izu-Oshima
Blick auf die wilde Südostküste von Izu-Oshima
Nahansicht der Insel Fudeshima - der rote Teil der Küste linkerhand der Insel gehört zum alten Vulkan Fudeshima
Nahansicht der Insel Fudeshima – der rote Teil der Küste linkerhand der Insel gehört zum alten Vulkan Fudeshima

Die Überreste des alten Vulkans wurden schließlich von Sedimenten des neuen Vulkans überdeckt. Ein kleiner Teil des alten Vulkans ist dabei nahe der Insel Fudeshima zu sehen – in Form von rotem Gestein mit schwarzen Intrusionen. Die Insel Fudeshima selbst besteht aus Gestein, dass sich im alten Vulkanschlot befand: Dieses Gestein war wesentlich härter als das umgebene Gestein, weshalb es der Meereserosion viel besser widerstehen konnte, doch letztendlich ist das Verschwinden des Schlots letztendlich auch nur eine Frage der Zeit.

In unmittelbarer Nähe der Insel befindet sich ein schwarzer Sandstrand, an dem auch gebadet werden kann, doch der Strand ist nicht bewacht und aufgrund der Strömungsverhältnisse mit Vorsicht zu geniessen.

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Oshima-Park (Ōshima公園kōen)

In der Mitte der nahezu unbewohnten, da recht steilen Ostküste befindet sich ein größerer Park, der aus mehreren Bereichen besteht – so gibt es hier einen schönen Weg zum und am Meer, einen kleinen Zoologischen Garten, einen Kamelienpark sowie ein kleines Kamelienmuseum. 椿tsubaki, Japanische Kamelie genannt, sind in Japan häufig anzutreffen, doch besonders häufig findet man sie auf Izu-Oshima, weshalb zum Beispiel auch der Inselflughafen das Wort “camelia” im Namen hat. Kamelien gehören zu den Teestrauchgewächsen und bilden Büsche beziehungsweise kleine Bäume, die immerhin bis zu 1000 Jahre alt werden können.

Im kleinen Zoo von Izu-Oshima
Im kleinen Zoo von Izu-Oshima
Kamelien mit ihren großen Blüten trifft man in der Tat oft auf Oshima an
Kamelien mit ihren großen Blüten trifft man in der Tat oft auf Oshima an

Tsubaki, wie die Bäume im Japanischen genannt werden, blühen hauptsächlich vom Dezember bis zum März, also im Winter – symbolträchtig sind dabei in Japan die großen, roten Blüten, die auf einmal im Ganzen abfallen und, so zu dieser Zeit Schnee liegt, frühere Dichter an abgeschlagene Köpfe erinnerte. Trotz ihrer Schönheit erinnern Kamelien deshalb an den Tod und das Vergängliche, weshalb es unter anderem ein Tabu ist, Kamelienblüten als Blume bei Krankenbesuchen zu verwenden. In manchen Gegenden werden sie aufgrund der negativen Konnotation auch nicht innerhalb von Anwesen verwendet werden. Trotzdem werden sie bereits in den ältesten japanischen Chroniken erwähnt und seitdem häufig besungen.

Kamelien gedeihen in vielen Gegenden in Japan gut, und auf der Insel Izu Oshima besonders gut – es gibt keinen Frost und viel Regen. Die Pflanzen finden vielerlei Verwendungen in Japan: Die Blüten sind im Prinzip essbar, und aus den Samen gewinnt man Öl, das gern in der Kosmetik verwendet wird (und dementsprechend auch in allen Souvenirgeschäften auf Oshima zu finden ist).

Sowohl das kleine und sehenswerte Kamelienmuseum als auch der Zoologische Garten von Izu-Oshima kosten keinen Eintritt, und das ist bemerkenswert, zumal sich kaum Besucher hierher verirren. Einen Abstecher sind beide dennoch wert. Im Zoo leben rund 400 Tiere 60 unterschiedlicher Arten, darunter die in Japan sehr belieben Capybara und Westliche kleine Pandas. Es gibt auch interessante Mischbereiche, in denen zum Beispiel von Lemuren und Mähnenspringern (auch als Berberschaf bekannt).

Im kleinen Kamelienmuseum im Park von Izu-Oshima
Im kleinen Kamelienmuseum im Park von Izu-Oshima

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Oshima-Onsen (Ōshima温泉onsen)

Wo es vulkanische Aktivität gibt, gibt es in der Regel auch 温泉Onsen, wie die heißen Quellen in Japan genannt werden. Das ist auch auf Izu-Oshima nicht anders. Hier gibt es vor allem in und um Motomachi zahlreiche heiße Quellen. Die größte Einrichtung befindet sich aber in der Inselmitte, am Nordrand des Miharayama. Hier wird an der Quelle 60 Grad Celsius heißes Wasser aus einer Teufe von 300 Metern an die Oberfläche gepumpt. Die heißen Quellen befinden sich im Untergeschoß eines Hotels – man kann dort auch gepflegt übernachten, inklusive typische japanischem Abendessen und Frühstück. Das ist auch besser so, denn in der Nähe gibt es weit und breit gar nichts. Man kann das Onsen aber auch benutzen, ohne dort zu übernachten – das kostet dann 800 Yen pro Person (für ein paar hundert Yen kann man sich auch ein Onsentuch und ein Handtuch ausleihen).

Das Onsen selbst besteht aus einem Innenbad sowie einem 露天roten風呂buro, einem “Bad unter freiem Himmel”. Von dort hat man tagsüber auch einen schönen Blick auf den Vulkan. Eine Übernachtung mit üppigem Abendmahl ist im Oshima Onsen Hotel mit Preisen ab 13’200 Yen pro Person verhältnismäßig günstig. Mehr zum Hotel und zum Onsen erfährt man unter oshima-onsen.co.jp.

Ein Besuch des Onsens in der Inselmitte ist auch in der Nacht empfehlenswert – bei heiterem Himmel hat man dort einen fantastischen Blick auf den Sternenhimmel, da die nächstgelegnen Städte mehr als 50 Kilometer entfernt sind und es rund um das Onsen keine anderen Lichtquellen gibt.

Das Onsen-Hotel in der Inselmitte von Izu-Oshima
Das Onsen-Hotel in der Inselmitte von Izu-Oshima

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Kulinarisches (go当地tōchiグルメgurume)

In der Gegend wird schon immer viel gefischt – damit spielt Fisch natürlich eine wichtige Rolle in der Inselküche. Izu-Oshima ist hier vor allem für zwei Dinge bekannt. Ein Gericht klingt dabei nicht gerade vielversprechend: Es heißt くさやkusaya, und in dem Wort steckt das Adjektiv “kusa-i”, was einfach “übel riechen” bedeutet. Der Übeltäter ist eine leicht alkaline, vergorene und etwas klebrige Flüssigkeit mit einem Salzgegalt von 10 bis 15% und Corynebakterien, die für den Fäulnisprozess sorgen. Vor dem Trocknen werden Fische hier eingetaucht, was später für den eigenwilligen Geruch sorgt. Es handelt sich also um einen lange haltbaren Stockfisch. Kusaya ist eine Spezialität fast aller Izu-Inseln und wird vor dem Verzehr gern gegrillt – der Geschmack ist dann wesentlich angenehmer als der Geruch.

Eine weitere und viel zugänglichere Spezialität ist das sogenannte 鼈甲bekkōsushi – das “Schildpattsushi”. Hier wird hauptsächlich Fisch mit weißem Fleisch verwendet, welches dann mit einer braunen Sauce bestrichen wird. Diese besteht zu einem Viertel aus Mirin, einem Viertel Sake und einer Hälfte Soyasauce. Die Sauce färbt den Fisch bräunlich – daher der Name, da die Farbe an gewisse Muscheln erinnert. Die Besonderheit ist die Beimischung von grünen Pfefferschoten, was dem Aufstrich eine sehr angenehme Schärfe verleiht. Wie auch Kusaya diente diese Zubereitungsart mit hoher Wahrscheinlichkeit dem Wunsch, den Fisch länger haltbar zu machen.

Auf Oshima gibt es verhältnismäßig viele Sushirestaurants. Besonders hervorzuheben ist hier vor allem Minatosushi direkt am Hafen Habu-Minato – das Bekkō-Sushi dort ist ein wahres Gedicht.

Kusaya-Geschäft in Okata, Izu-Oshima
Kusaya-Geschäft in Okata, Izu-Oshima
Bekko-Sushi und Miso-Suppe mit japanischem Lobster - hier in einem Sushiladen in Motomachi
Bekko-Sushi und Miso-Suppe mit japanischem Lobster – hier in einem Sushiladen in Motomachi

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Anreise

Man kann Oshima sowohl mit dem Boot als auch mit dem Flugzeug erreichen. Flugzeuge fliegen zwei Mal täglich vom kleinen Flughafen in Chōfu im Westen von Tokyo zum Oshima Airport im Nordwesten der Insel. Der Flug dauert lediglich eine knappe halbe Stunde – der einfache Flug kostet 13800 Yen pro Person. Mehr zum Flugplan und den aktuellen Preisen findet man auf der Webseite der Fluggesellschaft, New Central Airservice.

Bei der Anreise mit dem Schiff hat man die Qual die Wahl, denn es gibt zahlreiche Fähren. Die langsame Fähre fährt jeden Tag abends in Takeshiba Pier in Tokyo ab, macht einen Zwischenstopp in Yokohama und fährt dann nachts nach Oshima, wie sie früh am Morgen ankommt. Danach fährt sie weiter über Toshima, Niijima, Shikinejima und Kozushima. Eine andere, langsame Fähre fährt über Miyakejima und Mikurajima bis Hachijōjima – diese Fähre hält nicht in Izu-Oshima.

Tägliche Tragflügelbootverbindungen gibt es von Takeshiba (Tokyo) über Oshima bis Toshima, Niijima, Shikinejima und Kozushima. Außerdem fährt auch ein Tragflügelboot von Atami im Norden der Izu-Halbinsel.

Die Tragflügelboote rasen mit 80 km/h zur Insel Izu Oshima
Die Tragflügelboote rasen mit 80 km/h zur Insel Izu Oshima
Der Inselfughafen von Izu-Oshima
Der Inselfughafen von Izu-Oshima

Hinzu kommen saisonale Verbindungen – so die Tragflügelbootverbindungen von Tokyo über Kurihama (südlich von Yokohama), Itō und Inatori (auf der Izu-Halbinsel) sowie von Tateyama (Chiba) bis Izu-Oshima. Achtung: Es gibt keinerlei Verbindungen von Oshima nach Miyakejima und allen anderen, südlich davon gelegenen Inseln! Wer dorthin will, muss erst nach Tokyo zurückfahren.

Bei den Fähren gibt es auf Izu-Oshima eine Kuriosität zu beachten: Auf der Insel gibt es zwei Passagierhäfen, die abwechselnd angelaufen werden. Je nach Wind- und Wellenverhältnissen wird mal der Hafen Okata im Norden und mal der Hafen Motomachi im Westen der Insel angelaufen. Welcher Hafen angelaufen wird, wird jeweils morgens gegen 6 Uhr vom Fährunternehmen bekanntgegeben – niemand weiß im Voraus, welcher Hafen am nächsten angelaufen werden wird. Es verkehren jedoch Shuttle-Busse zwischen beiden Häfen.

Skyline von Yokohama mit dem Fuji-san im Hintergrund
Skyline von Yokohama mit dem Fuji-san im Hintergrund
Wesentlich gemächlicher – und preisgünstiger – sind die "normalen" Fähren - hier die Salvia-Maru im Hafen Okata
Wesentlich gemächlicher – und preisgünstiger – sind die “normalen” Fähren – hier die Salvia-Maru im Hafen Okata

Die langsamen Pötte brauchen von Tokyo bis Oshima rund 6 Stunden; die Tragflügelboote nur 1h 45 Minuten. Von Ito braucht das schnelle Boot gar nur eine gute halbe Stunde. Die langsamen Boote kosten von Tokyo ab 5820 Yen, die Schnellboote ab 9420 Yen. Die Fahrt von Tokyo nach Oshima ist hochinteressant, denn in der Bucht von Tokyo wimmelt es nur so von ganz kleinen Booten bis riesigen Tankern – außerdem bekommt man einen guten Eindruck von den Industrieanlagen in Chiba, Kawasaki und Yokohama, der Skyline von Yokohama und vieles mehr. Wer das geniessen möchte, sollte besser die langsame Fähre benutzen, denn auf der kann man jederzeit an Deck gehen – die Tragflügelboote sind zwar schnell, aber man muss die gesamte Reise angeschnallt im Inneren sitzenbleiben.

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Übernachtung

Richtig große Hotelanlagen gibt es eigentlich nicht auf Izu-Oshima – das Oshima-Onsen-Hotel (siehe oben) mit seinen 38 Zimmern gehört da schon zu den größeren Anlagen. Es gibt aber dutzende kleinere Hotels, Ryokans, Pensionen und 民泊Minpaku (wie AirBnb). Fast alle Übernachtungsmöglichkeiten liegen im Nordwesten der Insel, im Dreieck zwischen der Nordwestspitze und den beiden Häfen – in diesem Dreieck liegt auch der Flughafen. Viele Übernachtungsmöglichkeiten sind auf den üblichen Plattformen wie Booking.com, Agoda und Co. eingetragen und damit leicht zu finden. Die beiden “minpaku” unten sind nur (wie immer persönlich getestete) Übernachtungsmöglichkeiten:

Die Pension Tomiya (ペンションPenshonとみやTomiya) liegt nur rund 5 Minuten zu Fuß entfernt vom Hafen von Okata. Im Prinzip handelt es sich um eine “Minpaku” – man hat ein ganzes, ziemlich altes, aber sehr sauberes und gepflegtes Holzhaus ganz für sich – komplett mit Bad und Küche und Waschmaschine etc. Die Betreiber trifft man nicht persönlich – man kommuniziert per LINE (das japanische WhatsApp-Pendant) oder per Email. In dem alten Haus hat man sehr viel Platz und Ruhe, auch an einer Veranda mangelt es nicht, und die Nähe zum Hafen ist natürlich sehr praktisch.

Die Kommunikation mit den Besitzern funktioniert reibungslos, und man kann sogar für 5000 Yen pro Tag ein – wenn auch schon etwas älteres und leicht lädiertes – Auto mieten, dass man am Parkplatz am Hafen abholt und wieder zurückbringt. Ende 2024 kostete eine Übernachtung zu zweit dort gerade Mal 10’800 Yen – ein mehr als fairer Preis. Die Adresse: 〒100-0102 東京都大島町岡田4 (4 Okata, Oshima-cho, Tokyo 100-0102).

Pension Tomiya in Okata auf der Insel Izu-Oshima
Pension Tomiya in Okata auf der Insel Izu-Oshima

Die Pension 100-jährige Herberge Haus Habu (Chiku100hyakunen宿yadoはぶHabunoie】) liegt im malerischen Fischerdorf Habu an der Südostspitze von Izu-Oshima. Die Unterkunft ist, wie der Name schon sagt, mehr als 100 Jahre alt und ist ein sehr gepflegtes und geschmackvoll eingerichtetes, traditionelles Holzhaus. Es gibt zwei Zimmer zum Schlafen – eines mit Tatami, ein anderes mit zwei Betten, sowie einen Gesellschaftsraum und ein geschmackvoll eingerichtetes Bad. Schön ist der typisch japanische 縁側engawa, eine Art Korridor, der das Haus von zwei Seiten umgibt. Man kann auch schön draußen sitzen und – auf Anfrage – dort grillen.

Die Besitzerin, eine sehr freundliche japanische Dame, die hauptgeschäftlich ein Restaurant betreibt, wohnt direkt nebenan und kann Auskunft über die Sehenswürdigkeiten der Insel geben. Das Haus kann von bis zu 6 Personen gemietet werden – zwei Personen zahlen 14’000 Yen, sechs Personen zahlen zusammen 27’000 Yen. Mehr erfährt man auf der Webseite, die sogar eine englische Version hat, unter habunoie.com. Der einzige Nachteil dieser wunderschönen Herberge ist die Entfernung zu den beiden Häfen, doch mit dem Auto braucht man zu beiden weniger als eine Stunde.

Pension Habu-no-ie in Habu im Südosten von Izu-Oshima
Pension Habu-no-ie in Habu im Südosten von Izu-Oshima

Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.

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tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

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