Region | 北海道 Hokkaidō | |
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Bezirk | 胆振総合振興局 Subpräfektur Iburi | |
Rang | ||
Name | Der Ortsname setzt sich aus den Schriftzeichen 登 (TO, nobo-ru) für “Aufsteigen” und 別 (BETSU, wa-keru, wa-keru waka-ru) für “trennen” zusammen. So wie rund 90% aller Ortsnamen auf Hokkaido stammt dieser auch aus der Ainu-Sprache. Sehr wahrscheinlich stammt der Name von “nupur-pet” ab – “pet” bedeutet Fluss (und wird im Japanischen immer mit “betsu” bezeichnet) und “nupur” bedeutet “getrübt”. Die heute benutzten Schriftzeichen sind 当て字 “ateji” – die Bedeutung der Schriftzeichen ist in dem Fall also bedeutungslos. | |
Lage | Noboribetsu liegt an der Südküste von Mittelhokkaido zwischen den bedeutenden Hafenstädten Muroran im Südwesten und Shiraoi oder anders gesagt, wenn man die Luftlinie betrachtet, zwischen Hakodate und Sapporo. Bis zur Präfekturhauptstadt Sapporo sind es rund 90 Kilometer. Ein Teil des Stadtgebiets gehört zum Shikotsu-Tōya-Nationalpark. |
Noboribetsu – Beschreibung
Die Stadt Noboribetsu ist insgesamt 212 Quadratkilometer groß und damit relativ groß – und mit knapp 45’000 Einwohnern ist der Ort dichter besiedelt als der große Rest von Hokkaido. So viel Einwohner hatte der Ort in den 1970ern auch – danach stieg die Einwohnerzahl bis 1995 auf über 55’000, doch seitdem schwinden die Einwohner aufgrund der geringen Geburtenrate und einer hohen Wegzugsrate.
Der Großteil der Einwohner lebt in der schmalen Ebene entlang der rund 15 Kilometer langen und fast kerzengeraden Pazifikküste. Wie so oft handelt es sich bei dieser Stadt nicht um einen geschlossenen Ort, sondern um eine Verwaltungseinheit, die durch den Zusammenschluß zahlreicher Gemeinden entstand. Ziemlich genau in der Mitte liegt der größte Ort im Stadtgebiet, Horobetsu (幌別). Hier befindet sich auch das Rathaus.
Der Ort ist jedoch in erster Linie für Noboribetsu-Onsen bekannt – mehr dazu siehe unten. Im zentralen Hinterland dominiert eine Hügellandschaft, die unter anderem von Milchbauern genutzt wird. Der Nordwesten – und damit fast die Hälfte des Stadtgebietes – ist quasi unbewohnt und wird von bis über 1000 Meter hohen Bergen dominiert.
Die Onsen (heißen Quellen) der Stadt sind bereits seit der Edo-Zeit bekannt. Eine ernsthafte Besiedlung durch Japaner begann jedoch erst 1869, als der Sendai-Clan damit beauftragt wurde, die Gegend zu erschließen. 1871 errichtete man den ersten Schrein, und bereits 1892 erfolgte der Anschluß an das Eisenbahnnetz – damals wurde vor allem Kohle auf der Schiene transportiert. 1899 begann man mit dem industriellen Abbau von Schwefel. Man fand noch mehr: In der Gegend fand man gold-, silber- und kupferhaltige Erze, die von 1906 bis 1973 abgebaut wurden.
Bis 1961 dominierte der Name Horobetsu – erst dann benannte man den Ort in Noboribetsu um. 1970 erhielt der Ort schließlich das Stadtrecht.
Das Wetter ist maritim geprägt – sowohl im Sommer als auch im Winter ist es spürbar kühler als zum Beispiel in Tokyo, und statistisch gesehen regnet oder schneit es jeden dritten Tag. Zwischen November und April fallen hier durchschnittlich immerhin 4,5 Meter Schnee pro Jahr, und allein im August und September fällt hier mehr Regen als in Berlin in einem ganzen Jahr
Orte, an denen Fumarolen (vulkanische Gase) und heißes Wasser aus dem Erdboden strömen nennt man in Japan gern 地獄 – “Höllen”, und das ist auch verständlich, zumal dort stets ein markanter Schwefelgeruch in der Luft steht. Die Hölle verbindet man auch in Japan mit dem Teufel, wofür es für jenen zwei Begriffe im Japanischen gibt: 悪魔 (wörtlich: “Böser Zauberer”) und 鬼. Ersterer gilt wirklich als böse; der zweite im Prinzip auch, aber die Konnotation ist bei weitem nicht die gleiche wie im Christentum, weshalb ein japanischer traditioneller Teufel durchaus auch mal etwas niedlich dargestellt werden kann: Mit rotem Körper, zwei kleinen Hörnern und einer stachelbesetzten Keule. Und, ganz wichtig: einem Lendenschurz. Diese Figur ist so auch Wahrzeichen von Noboribetsu geworden – unübersehbar für Autofahrer, die bei Noboribetsu die Autobahn verlassen.
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Noboribetsu Onsen (登別温泉)
Wenn man den Namen Noboribetsu hört, denkt man in Japan meistens an Noboribetsu Onsen, einem Ortsteil im Osten der Stadt. Hier gibt es zahlreiche heiße Quellen, die schon seit Jahrhunderten bekannt sind und geschätzt werden. Im Stadtgebiet sind vor allem die Noboribetsu-Onsen sowie die Karurusu-Onsen bekannt. Nach dem Russisch-Japanischen Krieg 1905 wurden beide Orte zu Kurorten für Kriegsverletzte bestimmt. Der Ort erlangte bald große Beliebtheit, so dass 1915 eigens eine knapp 9 Kilometer lange, von Pferden gezogene Eisenbahn vom Bahnhof Noboribetsu am Meer bis zum Noboribetsu-Onsen gelegt. Ab 1918 setzte man Dampflokomotiven ein, die aufgrund der starken Neigung fast eine Stunde benötigten. Das sorgte auch für eine enorme Rußbildung und von Funkenflug verursachte Brände, weshalb die Bahn bereits 1933 den Betrieb einstellte.
Noboribetsu Onsen ist ein typischer Onsen-Kurort mit zahlreichen, zum Teil recht großen Hotels, die allesamt eigene heiße Quellen betreiben und typische japanische Vollpension anbieten. In der kleinen Hauptstraße reihen sich mehr oder weniger schmucke Cafes und Restaurants sowie Souvenirläden aneinander, und das Geschäft läuft, denn der kleine Ort vermeldet pro Jahr mehr als 4 Millionen Besucher. Die Onsen sind nicht die einzige Attraktion, denn ein paar Kilometer nördlich des Ortskerns, in der Nähe von Karurusu Onsens (カルルス温泉), gibt es für Winterbesucher ein paar Skigebiete und für Sommerbesucher Golfplätze und andere Anlagen. Wem der Name “Karurusu” irgendwie von der Aussprache bekannt vorkommt – schließlich spricht man das “u” hier kaum aus, und man unterscheidet im Japanischen nicht zwischen “r” und “l” – dies ist kein Zufall. Den Namen entlieh man sich von Karlsbad, dem tschechischen Karlovy Vary, da dieses ebenso für heilsame, heiße Quellen bekannt ist.
Noboribetsu hat zwar keinen Bahnanschluss mehr, aber pro Tag fahren bis zu 25 Busse vom Bahnhof Noboribetsu bis zum Kurort – die Fahrt dauert nur rund 15 Minuten und kostet 350 Yen.
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Dort, wo das schwefelhaltige Wasser aus dem Boden sprudelt, beträgt die Temperatur sogar bis zu 130 Grad. Dementsprechend ist im See selbst und in der unmittelbaren Umgebung kaum Leben möglich. In unmittelbarer Nachbarschaft des Oyunuma liegt der wesentlich kleinere, aber nicht minder heiße Quellsee Oku-no-yu. Der kleine Berg hinter dem See, mit der nackten Felswand, ist der 377 m hohe 日和山 – der “Schönwetterberg”, der von Seefahrern so getauft wurde, da die vom Meer aus bei schönem Wetter sichtbare Rauchwolke über dem Berg andeutet, dass das Wetter auch in den folgenden Stunden beziehungsweise Tagen schön bleiben wird.
Trotz der anhaltenden und deutlich sichtbaren vulkanischen Aktivität des Hiyoriyama liegt dieser seit Beginn der Überwachung bei einer stablien Warnstufe 1 – das japanische Warnsystem für aktive Vulkane reicht von 1 (keine Gefahr) bis 5 (Evakuierung durchführen). Das kann sich natürlich auch irgendwann ändern, aber vorerst geht keine Gefahr vom Berg aus, so lange man sich an die Regeln hält und dem Wasser und den vulkanischen Gasen nicht allzu nahe kommt.
Der Oyunuma wird durch einen kleinen, gleichnamigen und logischerweise relativ warmen Bach entwässert. Entlang des Baches und in der näheren Umgebung gibt es ein paar kleinere Sehenswürdigkeiten – darunter eine etwas fragwürdige Statue eines – seltenerweise blauen statt roten – Teufels nebst Sohn. Vom See kann man auch recht bequem bis zum Ort kommen – dafür braucht man nur rund eine halbe Stunde.
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Wie eingangs beschrieben versieht man Orte, in denen vulkanische Gase direkt aus dem Untergrund strömen, gern als “Hölle” beziehungsweise Höllental. Das bekannteste “Höllental” ist zweifelsohne das Jigokudani von Shimotakai in der Präfektur Nagano – bekannt für seine Affen, die es sich dort gern im Winter in den heißen Quellen gut gehen lassen.
Direkt nördlich des Kurorts Noboribetsu-Onsen liegt die Noboribetsu-Hölle, die in unterschiedliche Bereiche gegliedert wurde – so heißt ein Teil 鉛地獄 (“Bleihölle”), ein anderer “Eisenkugel-Hölle”, und eine Jungfrauenhölle gibt es auch noch. Die Gegend gleicht einer Mondlandschaft und ist fast genau 10 Hektar groß. Sie gehört wie auch der Oyunuma etwas weiter nördlich sowie der Kuttara-See zum großen Kuttara-Vulkan, einem der 9 aktiven Vulkane der Insel Hokkaido.
Die “Hölle von Noboribetsu” ist fast 500 m lang und im Prinzip ein gewaltiger Riss im Erdboden, entstanden durch vulkanische Aktivität. An allen Ecken und Enden treten hier heißes Wasser und vulkanische Dämpfe aus dem nackten Erdboden, den man hier fast mit bunt beschreiben kann, denn es gibt rote, da eisenhaltige, Steine, gelbe (Schwefel) und weiße Steine, die einen interessanten Kontrast zum Himmel und den Bäumen rundherum bilden.
Die “Hölle” von Noboribetsu entstand vermutlich vor circa 10’000 Jahren beim Ausbruch des Kasayama, wie der Vorgänger des jetzigen Kuttara-Vulkans hieß, als kleiner Nebenkrater. Historischen Aufzeichnungen zufolge war das Jigokudani bis vor rund 200 Jahren wesentlich aktiver als heute. Die Gegend gehört heute zum Shikotsu-Toya-Nationalpark. Durch die “Hölle” führt ein schöner Holzsteg, auf dem man heute flanieren kann.
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Schon im Jahr 1958 wurde auf einem rund 550 Meter hohen Berg genau zwischen Noboribetsu-Onsen und dem Kuttara-See ein Bärenrefugium geschaffen – zuerst aus Forschungsgründen und anfangs mit nur 8 Bären. Der Park (obwohl die genaue Übersetzung eigentlich “Bärenfarm” lautet) hat seine eigene Seilbahn, die auf 1260 Metern einen Höhenunterschied von 300 Metern überwindet. Bereits hier hat man sich etwas einfallen lassen – zwei bis drei Gondeln hat man liebevoll gestaltet – in einer Gondel sitzt die lebensgroße Attrappe eines Bären, in einer anderen hängt zum Trocknen aufgehängter Lachs.
Bären sind in Japan ein großes Thema – während in Deutschland der letzte freilebende Bär bereits Anfangs des 19. Jahrhunderts erlegt wurde, gab es Meister Petz schon immer in Japan, und das ist der Topgraphie geschuldet, denn rund zwei Drittel des Landes sind sehr bergig und waldig und damit nahezu unbewohnt. Laut einer Schätzung vom Jahr 2020 leben in Japan 11’700 Bären – mehr als doppelt so viele wie vor 30 Jahren. In Japan leben vor allem Kragenbären – die bis zu 150 Kilogramm schweren Tieren leben auf der Insel Shikoku sowie im bergigen Innenland von Honshu (vom äußersten Westen bis hin zum Nordosten) – sowie Braunbären, die die gesamte Insel Hokkaido in Beschlag genommen haben.
Die Bären werden durchaus zum Problem – im Jahr 2023 wurden über 200 Angriffe auf Menschen gemeldet, von denen sechs tödlich endeten – für Menschen. Mit Abstand die meisten Angriffe gibt es in Tohoku, dem Nordosten von Japan, und dort vor allem in Akita und Iwate, die ungefähr die Hälfte Angriffe vermeldeten. Die meisten Vorfälle gibt es im Oktober und November, wenn die Bären sich ihren Winterspeck anfressen, sowie in Jahren mit schlechter Ernte. Es gibt drei weitere Faktoren, die zur Bärenplage beitragen:
- Die Winter werden immer kürzer und wärmer, weshalb sich der Lebensrhythmus der Tiere ändert
- Aufgrund der Überalterung der Bevölkerung stehen immer mehr Farmen und Häuser leer – die Bären erobern sich langsam ihr altes Habitat zurück
- Die lizensierten Jäger werden immer weniger, es mangelt an Nachwuchs. Sie kommen mit der Bestandspflege nicht hinterher.
Für Naturliebhaber, die in Japan unterwegs sind, ist Vorsicht ratsam: Die Wahrscheinlichkeit, in Japan auf einen Bären zu treffen – vor allem in Tohoku – ist durchaus da. Bei Bergwanderungen beziehungsweise allgemein bei Wanderungen in der Natur empfiehlt es sich, eine Bärenklingel oder ein Radio, oder aber auch Bärenspray bei sich zu haben.
Im Bärenpark von Noboribetsu leben ungefähr 25 Bären – 5 Männchen und 20 bis zu 30 Jahre alte Weibchen. Sie sind allesamt Ussuri-Braunbären (auch Yezo-Braunbären genannt) – eine Unterart der Braunbären. Die Tiere können bis über 400 Kilogramm schwer werden.
Im Bärenpark hat man sich einiges einfallen lassen – so gibt es einen “Menschenkäfig” – eine Art Bunker, der ins Bärengehege hineinreicht, so dass man dort den Bären sehr nahe kommt – und ihnen durch Stahlrohre sogar Futter geben kann. In einem anderen Bereich kann man die Bären ebenfalls füttern, und die Tiere wissen bescheid: Sie heben die Tatze, um zu sagen, dass sie Futter möchten. Alles in allem ist die Anlage aber sichtbar alt und sehr betonlastig.
Bären spielten auch bei den Ureinwohnern, den Ainu, eine wichtige Rolle – bei einem wichtigen religiösen Ritual namens Iomante (mehr dazu siehe unter Nibutani). Dementsprechend gibt es auch im Bärenpark eine kleine Ausstellung über die Ainu.
Ob man sich nun für die Bären interessiert oder nicht – die Aussicht vom Dach des Bärenmuseums ist phänomenal, sieht man doch von hier unter anderem den kreisrunden Kuttara-See, den Pazifik und die weitere Umgebung von Noboribetsu. Der Bärenpark hat von 9:30 bis 16:30 geöffnet, der Eintritt kostet 3000 Yen für über 12-Jährige und die Hälfte von 4 bis 12-jährige. Die Fahrt mit der Seilbahn ist in dem Preis inbegriffen. Mehr zum Park erfährt man unter bearpark.jp.
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Anreise
Quer durch Noboribetsu und immer kerzengerade an der Küste entlang verläuft die Trasse der JR室蘭本線, welche in Oshamambe beginnt, durch die Hafenstadt Muroran verläuft und dann über Tomakomai bis Iwamizawa, einer Stadt rund 50 km östlich von Sapporo, fährt. Es gibt mehrere Direktzüge am Tag nach Chitose (rund 50 Minuten) und Sapporo (gut eine Stunde). Im Stadtgebiet gibt es vier Bahnhöfe – Noboribetsu ganz im Osten, von wo regelmäßig Busse zu den Onsen fahren, Tomiura, Horobetsu im Zentrum und Washibetsu ganz im Westen.
Die meisten Züge, die in die andere Richtung fahren, enden in Muroran, gleich hinter Washibetsu, doch der Hokuto-Express fährt 9 Mal am Tag weiter bis nach Hakodate. Die Fahrt dorthin dauert fast 3 Stunden.
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Übernachtung
Vor allem in Noboribetsu Onsen und in Karurusu Onsen gibt es zahlreiche, zum Teil sehr große Hotels mit Onsen und Vollpension. Diese meist traditionell gehaltenen Hotels haben in der Regel große, japanische Zimmer mit Tatami und ihre eigenen heißen Bäder. Für eine Nacht in diesen Hotels sollte man zwischen 20 und 40’000 Yen, also 130 bis 260 Euro pro Nacht und Person einplanen. Vor allem das Abendessen ist in diesen Hotels meist sehr üppig, traditionell japanisch und aus vielen Gängen bestehend. Ein Japanbesuch ist nicht komplett, wenn man nicht zumindest ein Mal in einem solchen Hotel übernachtet hat.
Es gibt natürlich auch Alternativen – so zum Beispiel das Hostel Relak, das keine 200 m vom Bahnhof Noboribetsu entfernt liegt. Das Hostel hat auch Einzel- und Doppelzimmer, eine Gemeinschaftsküche und dergleichen. Ein Doppelzimmer kostet dort nur 10’000 Yen; eine Nacht im Mehrbettzimmer ist natürlich noch billiger. Relak und ähnliche Übernachtungsmöglichkeiten findet man schnell über AirBnb und die anderen, einschlägigen Buchungsportale.
Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.