Wo wir neulich beim Thema Vulkanismus auf den Ogasawara-Inseln waren – die Folgen des dort im August 2021 ausgebrochenen, unterseeischen Vulkans 福徳岡ノ場 Fukutoku-Okanoba beherrschen jetzt, fast drei Monate nach dem Ausbruch, immer mehr die Nachrichten in Japan. Der Vulkan hat nämlich nicht nur eine kleine Insel gebildet, sondern auch eine enorme Menge an Bimsstein produziert, der auf Japanisch schlicht und einfach 軽石 karuishi, also “leichter Stein”, genannt wird. Bimsstein ist nur eine andere Form von Lava – er entsteht, wenn zähflüssige Lava durch Wasserdampf oder Kohlendioxid regelrecht aufgeschäumt wird. Das passiert häufig bei unterseeischen Vulkanausbrüchen, und ist ein Phänomen, das vor allem in der Inselwelt des südlichen Pazifiks vorkommt.
Das hochporöse Gestein ist so leicht, dass es im Wasser schwimmt, und das wird allmählich zum Problem, denn der Bimssteinteppich hat bereits Okinawa und ein paar Inseln der Präfektur Kagoshima erreicht. Da die meisten Schiffe im Normalbetrieb Wasser einsaugen und mit den schwimmenden Steinen nicht klarkommen, legen die Bimssteine einfach mal den Schiffsverkehr lahm, und so kam es bereits jetzt schon zu zahlreichen gestrichenen Fährverbindungen.
JAMSTEC (Japan Agency for Marine-Earth Science and Technology) ist für die Beobachtung des Ereignisses zuständig1 und hat aufgrund der Modelle von Meeresströmungen die folgende Prognose für den Ende des Monats November errechnet:
Der rote Stern markiert übrigens die Quelle des Bimssteins. Wie man an der Prognose erkennen kann, bildet sich entlang der Ostküste Japans ein zwar schmaler, aber dennoch fast geschlossener Strom von Bimssteinen – die kuroshio genannte Meeresströmung sorgt für die klare Abgrenzung und wird wahrscheinlich auch dafür sorgen, dass die Steine nicht überall anlanden. Ganz so sicher ist das jedoch nicht, und es besteht durchaus die Gefahr, dass ein Bimssteinteppich auf die Bucht von Tokyo zutreibt. Das hätte schwerwiegende Folgen für die japanische Wirtschaft, denn gut ein Drittel des Außenhandels wird über die Häfen in der Bucht von Tokyo abgewickelt. Nach Corona und dem akuten Chipmangel wäre dies ein weiteres, großes Problem.
Die Bimssteinproblematik ist nicht neu – schon 1986 gab es nach einem größeren Vulkanausbruch in den Ogasawara-Inseln Teppiche aus Bimsstein. Doch dieses Mal handelt es sich um eine wesentlich größere Mengen.
JAMSTEC und andere Behörden benutzen nun in letzter Zeit auch die sozialen Medien, um die Lage in den Griff zu bekommen: Die Menschen werden gebeten, Bimssteinanlandungen zu melden. Ausserdem sucht man via Twitter und Co. nach Ideen, wie man der Lage Herr werden kann. Momentan benutzt man Ölbarrieren, um wichtige Schifffahrtsrinnen freizuhalten, aber das wird aufgrund der Dimensionen nicht überall möglich sein.
Immerhin hat der Bimsstein eine relativ kurze Halbwertszeit: Aufgrund der Wellen reiben sich die Steine permanent aneinander und werden so immer kleiner, bis sie schliesslich so klein sind, dass sie aufgrund nunmehr fehlender Poren einfach auf den Meeresboden absinken. Der Prozess dauert jedoch etliche Monate – so lange möchte man natürlich nicht warten.
- siehe unter anderem hier
Koennte man doch fuer Kosmetik verwenden, waere doch bestimmt ein lohnenswerter Versuch.
Hallo,
genau, mit ner Art Bergungsschiff einsammeln und dann, Kampf der Hornhaut :-). Aber wieder was gelernt, das Bimsstein ein Problem für normale Schiffe ist, war mir nicht bekannt. Könnte man nicht einfach die Einsaugeinrichzungen der Schiffe irgendwie modifizieren, so das sie das Wasser deutlich unter der Oberfläche aufnehmen, dann sollte der Bimsstein ja kein Problem darstellen?