BlogMehr als die Hälfte der Japaner wollen keine Kinder...

Mehr als die Hälfte der Japaner wollen keine Kinder…

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…so zumindest das Ergebnis einer Studie1 von Suetomi Kaori, einer Professorin für Bildungspolitik an der Nihon Daigaku. Befragt wurden 4000 Frauen und Männer zwischen 15 und 39 Jahren online. Das Resultat ist niederschmetternd: 52% der Befragten gaben an, keine Kinder großziehen zu wollen. Bei der Umfrage wurde auch nach der finanziellen Situation sowie nach den Gründen für die Entscheidung gefragt. Dabei kam heraus, dass  bei 60% der Befragten entweder das eigene Jahreseinkommen weniger als 3 Millionen Yen (umgerechnet 18’500 Euro) oder das Haushaltseinkommen weniger als 4 Millionen Yen (25’000 Euro) beträgt.

Die Professorin fragte auch, was sich denn ändern müsse, um die Lage zu verbessern. Meist genannt wurden demnach:

  1. Verbesserung der Work-Life-Balance (78,2%)
  2. Flexiblere Arbeitszeiten (77,8%)
  3. Kostenlose Oberschulausbildung (64,8%)

— Mehrfachnennungen waren natürlich möglich. Das Ergebnis dieser Umfrage ist keine Überraschung und spiegelt sich schon seit langem in der demographischen Entwicklung wieder. Trotzdem kann man nur staunen, wie sehr das die Politiker kalt lässt. Kishida, der vorherige Premierminister, hat das Problem der Kinderlosigkeit zwar zur Chefsache erklärt, doch getan hat sich seitdem nicht viel.

Etwas überraschend ist die Tatsache, dass die Befragten das Problem eher in den Arbeitsbedingungen als im Finanziellen sehen. Mit einem Haushaltseinkommen von 4 Millionen Yen pro Jahr ist es fast unmöglich, Kinder vernünftig großzuziehen – davon kann ich persönlich ganze Arien singen, denn ich gebe seit Jahren mehrere Millionen Yen pro Jahr – das ist nicht übertrieben, wohlgemerkt – für die Bildung zweier Kinder aus.

Die Signale aus der Politik zu dem Thema sind zwar da, doch widersprüchlich. So schwebt die Idee im Raum, die Oberschulen, welche ja im Prinzip nicht Teil der Schulpflicht sind, kostenlos zu machen – inklusive der zahlreichen privaten Schulen. Tokyo hat auch schon vorgelegt, indem es das Universitätsstudium für (fast) alle Bewohner kostenlos gemacht hat, doch das ist eher ein fatales Signal, sorgt es doch dafür, dass die Hauptstadt nun noch attraktiver für Menschen vom Land gemacht wird.

  1. siehe hier
tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

1 Kommentar

  1. Ich würde das nicht nur am Geld oder an den Arbeitsbedingungen ausmachen.

    Man darf nicht vergessen das die meisten Menschen in der heutigen Zeit viel individualistischer sind. Man will heute nur das machen was einem gefällt. Durch das Internet kann für jedes noch so nischiege Hobby Gleichgesinnte finden.

    Auch im Jahre 2025 wird größtenteils immer noch von Frauen erwartet sich um Kinder und dem Haushalt zu kümmern. Wenn ein Elternpaar sich dagegen entscheidet müssen diese mit Repressalien kämpfen. Als Vater hat man auch nicht einfach, wenn es zur Scheidung kommt wird größtenteils der Mutter das alleinige Sorgerecht zugesprochen und als Mann darf man viele Jahre Unterhalt zahlen.

    Selbst in den skandinavischen Ländern mit einem hohen Ausbau von Solzialhilfen, Kitas und Dingen wie Elternzeit haben die meisten keine Lust auf Familiengründung. Man sollte sich jetzt auf eine Gesellschaft einstellen in denen die Mitglieder weitaus individualistischer sind und vermehrt nur dad tuen was sie wollen.

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