Seit Beginn der Olympischen Sommerspiele purzeln diverse Rekorde – man kommt kaum noch hinterher. Gemeint sind japanische Rekorde bei den Olympischen Spielen – es herrscht eine regelrechte Medaillenflut für das Gastgeberland, diverse Hitzerekorde und sich ständig erneuernde Corona-Rekorde.
Die Medaillenflut bei den Olympischen Spielen ist in der Tat beachtlich – Japan liegt momentan auf Platz 3 und hat bereits 21 Goldmedaillen eingesammelt. Bei einigen Sportarten dürfte das Klima da eine Rolle spielen – wer zum ersten Mal im Sommer in Japan weilt, weiss, was gemeint ist, denn die hohen Temperaturen, auch nachts, gepaart mit einer enorm hohen Luftfeuchtigkeit, sind nicht jedermanns Sache. Natürlich verfolgen die meisten Japaner die Olympischen Spiele auch mehr oder weniger interessiert, was allerdings auch daran liegt, dass man sich dem Spektakel nur schwer entziehen kann – fast alle Fernsehsender zeigen nur noch die Wettkämpfe.
Bei dem ganzen Medaillenregen rückt die Corona-Pandemie bei einigen Nachrichtensendungen fast in den Hintergrund – allerdings nur fast. Tokyo hat heute zum ersten Mal die 5,000er-Marke geknackt. Die 7-Tage-Inzidenz in ganz Japan ist auf 62 gestiegen, und ein Ende der explosionsartigen Zunahme ist noch immer nicht absehbar. Heute wurden im ganzen Land rund 14,000 neue Fälle gemeldet – 4,000 mehr als noch vor 7 Tagen. Das heikle an der Lage wurde gestern deutlich: Die Gouverneurin von Tokyo, Koike, flehte die Hauptstädter an, sich gegen das Virus impfen zu lassen. Prompt hagelte es Kommentare im Internet – denn es gibt noch immer Millionen Menschen allein in der Hauptstadt, die sich impfen lassen würden, aber einfach keinen Termin bekommen, da es an Impfstoff mangelt. Aus diesem Grund ist eine Lockerung der Einschränkungen für die Geimpften, Genesenen und Getesteten auch noch nicht einmal angestossen worden, denn man ist noch lange davon entfernt, jedem Impfwilligen auch eine Impfung angeboten zu haben. Von den Tests mal ganz zu schweigen – die kosten in den offiziellen Testzentren nämlich mal eben umgerechnet 200 Euro.
Man darf gespannt sein, wie sich die Lage in den nächsten zwei Wochen entwickelt, denn dann ist O-bon – eine Art inoffizielle Sommerferien. Wie auch im vergangenen Jahr wurden die Japaner wieder dazu aufgerufen, zu Hause zu bleiben. Inwiefern sich die Menschen daran halten, bleibt abzuwarten, und natürlich verfolgen auch viele Japaner die Lage im Ausland mit grossem Interesse – ein “ich bin geimpft, also kann ich ja wohl etwas unternehmen”-Verständnis der Lage wird immer mehr um sich greifen.
Leider wird man die Rechnung erst in ein paar Wochen präsentiert bekommen. Mangels Kapazitäten erwägt die Regierung nun, Infizierte mit einem mittelschweren Verlauf der Erkrankung nicht in die Krankenhäuser aufzunehmen. Es wird auch diskutiert, diese Patienten zu Hause mit Sauerstoff zu versorgen. Aufgrund der Überlastung des Gesundheitssystems wird das jedoch zur Folge haben, dass zahlreiche Patienten unversorgt zu Hause an den Folgen versterben werden. Eine echte Zwickmühle, auf die die Politik keine Antwort parat hat.
In Deutschland ist die Lage gefühlt innerhalb von wenigen Wochen gekippt.
Erst war es extrem schwierig einen Impftermin zu bekommen. Da wurde viel geschummelt (Plötzlich hatte ganz Deutschland schutzbedürftige Angehörige zu pflegen oder Schwangere in der Familie) oder man musste auf die “riskante” Astra Impfung zurückgreifen, die für alle freigegeben war.
Dann war ein Peak erreicht und jetzt kriegt man quasi Impfstoff hinterhergeworfen da bei weniger Bedarf gleichzeitig die Produktion immer besser läuft. Ich gehe davon aus, dass sich daher auch in Japan in kurzer Zeit bessern wird.
Zumal gefühlt in Japan mindestens genauso viel Impfskeptiker herumlaufen wie in Deutschland. Mann lässt sich nicht impfen obwohl Frau schwanger – so einen Fall haben wir im Bekanntenkreis in Japan. Da fasst man sich schon an den Kopf…
Hallo,
ja die Impflage in Deutschland hat sich sehr verändert. Ich wollte eigentlich , weil ich panische Angst vor Spritzen habe, erstmal abwarten bis Johnson und Johnson allgemein erhältlich ist. Aber einige Verwandte und Bekannte hatten erhebliche Probleme, und einige haben auch etwas gemogelt.
Und dann gab es plötzlich überall Impfkampagnen , ohne Anmeldung für jedermann, zu meinem Glück in meiner nähe auch mit dem Impfstoff meiner Wahl, und nun wird sogar teilweise Impfstoff entsorgt, weil sich die Leute nicht impfen lassen wollen…. mal ganz abgesehen von Querdenkern und ähnlichem.
Mich würde ja mal interessieren, wie es zu dieser Knappheit kommt. In der EU wusste man schon im April, dass im Juli genug Impfstoff für alle da sein wird. Und das ist auch so eingetreten. Ein Sprecher der EU hatte damals bestellte Mengen und Lieferzusagen bekanntgegeben.
Gibt es auch konkrete Zahlen aus Japan wie beispielsweise bestellte Mengen mit fixem Liefertermin? Im Moment gibt es ja massive Probleme in der Logistik, weil nicht genug Container zur Verfügung stehen. Gründe für Verzögerungen gibt es also genug, die Frage wäre: woran liegt es konkret, dass es in Japan diese Knappheit gibt.
Japan hat leider viel falsch gemacht, obwohl man von anderen Ländern weltweit hätte lernen können. Immer noch keine FFP2-Masken, draußen in jeder Situation Masken tragen auch wenn meterweit niemand da ist, dafür aber drinnen im Bekanntenkreis sofort abnehmen! Sich total vom Ausland abgeschottet. Keine Touristen mehr im Land, obwohl man mit einer 5-Tage-Quarantäne mit anschließender Testpflicht die Wirtschaft hätte stärken können. Und zu guter letzt schlechte Aufklärung für das Volk was die Ansteckung und die Impfungen betrifft und einen Premierminister der alles nur runterspielt.